Politik

Raiffeisen-Bank: 500 Millionen Euro Verlust wegen Ungarn und Ukraine

Die österreichische Raiffeisenbank erwartet wegen der Ukraine Krise in diesem Jahr einen massiven Verlust. Die Bank ist in der Ukraine massiv engagiert. Auch die Geschäfte in Ungarn haben Raiffeisen massive Verluste beschert. Die Anleger sind skeptisch geworden: Die Aktie schmierte am Dienstag ab.
23.09.2014 00:22
Lesezeit: 2 min

Die Ukraine-Krise und anhaltende Verluste in Ungarn werfen die Wiener Raiffeisen Bank International aus der Bahn. Im laufenden Jahr erwartet die Osteuropa-Bank mit einem Minus von bis zu einer halben Milliarde Euro den ersten Verlust ihrer Geschichte. "Wir gehen davon aus, dass es sich um einen einmaligen Ausreißer handelt und wir im nächsten Jahr wieder Gewinne verzeichnen können", sagte Bankchef Karl Sevelda am Dienstag.

Doch auch 2015 dürfte die RBI noch nicht an die Erfolge vergangener Jahre anschließen können: Das stark in Russland und der Ukraine vertretene Institut erwartet einen Gewinn im mittleren dreistelligen Millionenbereich - und damit deutlich weniger als von Experten erhofft. An der Börse verlor die Raiffeisen-Aktie daraufhin bis zu zwölf Prozent an Wert.

Für die Osteuropabank bedeutet der Verlust eine Zäsur. Selbst während der Finanzkrise hatte die Bank in keinem Jahr rote Zahlen geschrieben, wie Raiffeisen-Banker stets stolz betont hatten. Doch nun reicht auch das 600 Millionen schwere Kostensenkungsprogramm nicht mehr aus, um gegen die Probleme in einigen osteuropäischen Ländern anzusparen. Gleichwohl sieht das Institut keine Notwendigkeit für eine Kapitalerhöhung.

Zu schaffen macht der Bank vor allem die Krise in der Ukraine, wo die RBI mit ihrer Tochter Aval eine der größten Banken besitzt. Weil viele Kunden vor allem im umkämpften Osten des Landes ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen können, erwartet Raiffeisen höhere Vorsorgen für faule Kredite: Sie dürften im laufenden Jahr konzernweit auf 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro statt der zuvor in Aussicht gestellten 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro steigen. Zudem droht der Bank in der Ukraine eine Abschreibung von 60 Millionen Euro.

Das zweite große Sorgenkind der Bank ist das Geschäft in Ungarn. Die dortige Regierung zwingt Finanzinstitute unter anderem dazu, rückwirkend Zinsen und Gebühren für Kredite zu senken. Im laufenden Jahr erwartet die RBI dadurch auf Basis neuer mit der ungarischen Zentralbank abgestimmter Berechnungen Kosten von bis zu 240 Millionen Euro und nicht wie zuletzt gedacht von bis zu 160 Millionen Euro. Einen Großteil davon will die Bank im zweiten Halbjahr verbuchen.

Trotz der neuerlichen Sonderkosten zeigt sich Sevelda optimistisch für die dortige Tochter. Ungarische Regierungsmitglieder hätten ihm signalisiert, dass die Finanzinstitute das Schlimmste überstanden hätten. Ein Verkauf des Ungarn-Geschäfts stünde daher nicht auf der Tagesordnung. Bereits vor einigen Jahren mussten Banken in Ungarn hohe Verluste durch den Umtausch von Fremdwährungskrediten schultern.

Auch für die kommenden Jahre haben sich die Ertragsaussichten für die Bank eingetrübt. Grund dafür seien neben dem kriselnden Ukraine-Geschäft auch die anhaltend niedrigen Zinsen, sagte Finanzchef Martin Grüll. Zudem könnte das wichtige Russland-Geschäft unter Sanktionen leiden und wegen steigender Vorsorgen für faule Kredite weniger Gewinn abwerfen. Mittelfristig erwartet die RBI daher nun eine Eigenkapital-Rendite (Return on Equity) vor Steuern von rund 14 Prozent statt der zuletzt in Aussicht gestellten rund 15 Prozent

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Massive Erhöhung der Verteidigungsausgaben: Deutschland für höhere Militärausgaben trotz Wirtschaftskrise
15.05.2025

Verteidigungsminister Wadephul stellt sich hinter die Forderung des US-Präsidenten Trump für höhere Verteidigungsausgaben der...

DWN
Politik
Politik Rüstungsskandal bei der Nato: Verdacht auf Bestechung und Geldwäsche – Behörden ermitteln gegen Nato-Mitarbeiter
15.05.2025

Über die Nato-Beschaffungsagentur NSPA werden Waffensysteme und Munition im Milliardenwert eingekauft. Nun gibt es den Verdacht, auf...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Externe IT-Dienstleister: So teuer ist das Auslagern wirklich
15.05.2025

In ganz Europa setzen Organisationen auf externe IT-Dienstleister – und geraten dabei zunehmend in eine Falle: Der Einkauf orientiert...

DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
15.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaft: Welche Unternehmen Deutschlands Wachstum und Wohlstand produzieren
15.05.2025

Analyse des McKinsey Global Institute (MGI) zeigt: Statt Effizienzsteigerung in der Breite treiben nur wenige deutsche Unternehmen den...

DWN
Panorama
Panorama Mutterschutz, Veteranen, Strom - was sich im Juni ändert
15.05.2025

Während mit dem Sommer auch die Urlaubszeit beginnt, gilt für Besitzer von Wohnwagen und Wohnmobilen bald eine neue Pflicht – und...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Gespräche in Istanbul: Nach neuem Sanktionspaket der EU - Putin kommt nicht
15.05.2025

Russlands Präsident Putin bleibt selbst den Friedensgesprächen in Istanbul fern. Was steckt hinter Putins demonstrativem Fernbleiben? Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeldlos um jeden Preis: Ist Schweden Vorbild oder Extremfall?
15.05.2025

Schweden hat sich in den vergangenen Jahren zu einem nahezu bargeldlosen Land entwickelt. Seit 2007 hat sich der Bargeldbezug im Land...