Deutschland

Atomausstieg: Vattenfall verklagt Deutschland auf 4,7 Milliarden Euro

Vattenfall hat Deutschland wegen des Atomaustiegs vor einem US-Schiedsgericht verklagt. Der schwedischen Konzern fordert für die Abschaltung seiner Atomkraftwerke rund 4,7 Milliarden Euro Schadenersatz. Ähnliche Klagen der Konzerne EON und RWE belaufen sich auf rund 10 Milliarden Euro.
16.10.2014 01:04
Lesezeit: 1 min

Der schwedische Versorger Vattenfall fordert wegen des Atomausstiegs mehrere Milliarden Euro Schadenersatz von Deutschland. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel habe im Wirtschaftsausschuss des Bundestages den von Vattenfall geforderten Betrag auf rund 4,7 Milliarden Euro beziffert, so der Linken-Abgeordnete Michael Schlecht. Auch in Regierungskreisen wurde der Streitwert des Vattenfall-Schiedsverfahrens auf diese Summe beziffert. Vattenfall wollte sich dazu nicht äußern.

Die Bundesregierung hatte nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima 2011 acht der 17 deutschen Atomkraftwerke umgehend stillgelegt. Die übrigen sollen bis Ende 2022 vom Netz gehen. Die Energieriesen E.ON, RWE und Vattenfall sehen in dem beschleunigten Atomausstieg einen unzulässigen Eingriff in ihre Eigentumsrechte und klagen vor dem Bundesverfassungsgericht auf Schadenersatz.

Vattenfall jedoch hat die Bundesregierung zudem vor einem internationalen Schiedsgericht in Washington verklagt. Vattenfall konnte sich anders als E.ON und RWE an ein Schiedsgericht wenden, weil der Konzern im Ausland ansässig ist. Damit kann er seine Investitionen durch das Schiedsgericht schützen lassen. Die Erfolgschancen des Unternehmens gelten als gut, auch wenn die genannten 4,7 Milliarden Euro an Schadenersatzforderungen weit höher sind als bisher vermutet.

Linken-Fraktionsvize Klaus Ernst sieht dadurch seine Kritik am geplanten Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) bestätigt. „Die Vattenfall-Klage zeigt erneut, dass Freihandelsabkommen mit weitreichendem Investorenschutz nicht zu akzeptieren sind.“ Die atompolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sylvia Kotting-Uhl nennt die Forderung von Vattenfall „unverschämt“. Die Konzernspitze habe jahrelang mit Atom und Kohle auf ein falsches Geschäftsmodell gesetzt und verlange nun von den deutschen Steuerzahlern, für das Managementversagen zu zahlen.

Auch die Kosten für die Entsorgung des Atommülls sollen auf die Steuerzahler übertragen werden. E.ON, RWE und EnBW prüfen dazu die Auslagerung ihrer Atomkraftwerke in eine Stiftung. Auf diese Weise könnten sie die Abriss-Risiken loswerden. Dem Steuerzahler hingegen drohen massive finanzielle Belastungen. Denn niemand weiß, was Stilllegung, Rückbau und Endlagerung tatsächlich kosten.

E.ON fordert für die entgangenen Gewinne und die notwendige Zwischenlagerung rund acht Milliarden Euro. RWE verlangt nach Reuters-Angaben allein für die beiden stillgelegten Meiler im hessischen Biblis rund zwei Milliarden Euro.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Wirtschaft: Scheitert die Eurozone an Deutschland?
09.09.2025

Die Eurozone taumelt zwischen Mini-Wachstum und Rekord-Arbeitslosigkeit: Während Spanien boomt, steckt Deutschland weiter in der Krise –...

DWN
Panorama
Panorama Blackout: Brandanschlag auf Strommasten verursacht Stromausfall in Berlin- Bekennerbrief wird geprüft
09.09.2025

Ein Feuer an zwei Strommasten hat in der Nacht zu einem großflächigen Stromausfall im Südosten Berlins geführt. Rund 50.000 Haushalte...

DWN
Finanzen
Finanzen Rechnungshof warnt: Milliardenhilfen für Länder könnten ins Leere laufe
09.09.2025

Der Bundesrechnungshof stellt die Wirksamkeit des geplanten Sondervermögens von 100 Milliarden Euro für zusätzliche...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Dauerbelastung: Können Erwachsene besser damit umgehen?
09.09.2025

Digitale Medien prägen unseren Alltag in allen Altersgruppen – vom Smartphone über Social Media bis hin zu Streamingdiensten. Während...

DWN
Technologie
Technologie Taiwan stärkt Chip-Lieferketten angesichts geopolitischer Spannungen
09.09.2025

Taiwan stärkt seine Halbleiter-Lieferketten angesichts geopolitischer Spannungen und des wachsenden KI-Wettbewerbs. Präsident Lai...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die größte Gefahr für Unternehmen: Planen nach alten Regeln
09.09.2025

Krisen, Cyberangriffe, Paradigmenwechsel – die alte Ordnung ist vorbei. Wer heute noch an starre Pläne glaubt, riskiert den Untergang.

DWN
Technologie
Technologie Automesse startet trotz Krisenmodus: Zwischen Innovation und Stimmungsmache gegen Verbrennerverbot
09.09.2025

Mitten in herausfordernden Zeiten für die Automobilbranche öffnet die IAA Mobility in München ihre Tore. Bis Freitag können...

DWN
Panorama
Panorama Bildungsmonitor 2025: Sachsen bleibt Spitzenreiter im Bundesländervergleich
09.09.2025

Sachsen behauptet erneut seine Spitzenposition im deutschen Bildungssystem. Laut dem aktuellen „Bildungsmonitor“ der Initiative Neue...