Deutschland bewirbt sich um die Olympischen Sommerspiele 2024. Das hat der Deutsche Olympische Sportbund DOSB bei einer Mitgliederversammlung in Dresden einstimmig entschieden. Noch offen ist, welche Stadt für Deutschland ins Rennen geht: Berlin oder Hamburg. Bundesinnenminister Thomas de Maizière unterstützt die Bewerbung und sagte, dass Deutschland olympische Spiele gut zu Gesichte stehen würden.
Was er damit genau meint, ist unklar: Denn bisher war Deutschland bei Olympia nicht immer sehr erfolgreich. In jedem Fall sind die Steuerzahler die Visagisten der Großveranstaltung, wie die Finanzierung der Deutschen Olympia-Stützpunkte zeigt. Die Zahlen offenbaren, dass der Einsatz von Steuergeldern für die Funktionäre ein reiches Betätigungsfeld bietet.
Den Deutschen Wirtschafts Nachrichten liegt ein Datensatz des Bundesinnenministeriums vor, aus dem hervorgeht, mit wieviel Geld das Innenministerium den Betrieb der deutschen Olympiastützpunkte im Jahr 2012 gefördert hat.
Die einzelnen Ministerien der Bundesregierung fördern jährlich mit Millionen an Steuergeldern Forschungsprojekte, Unternehmen oder Organisationen. Festgehalten sind die Zahlungen im Förderkatalog des Bundes, einer öffentlichen Datenbank. Sie beinhaltet mehr als 110.000 abgeschlossene und laufende Vorhaben der Projektförderung des Bundes. Der Förderkatalog enthält Angaben darüber, wer Geld zu welchem Thema erhält, in welcher Höhe und mit welcher Laufzeit. Verzeichnet ist auch, zu welchen Oberthemen eine Zahlung läuft und über welches ministeriumsinterne Referat die Zuwendung abgewickelt wird.
Von den derzeit 16 Bundesministerien machen allerdings nur 5 ihre Zahlungen überhaupt öffentlich. Dabei handelt es sich um die Ministerien für Bildung, Umwelt, Wirtschaft, Ernährung und Verkehr. Vor kurzem wurde bekannt, dass von den Zahlungen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, die im Förderkatalog verzeichnet sind, mehr als zehn Prozent an Daimler und BMW fließen. Alle übrigen Bundesministerien halten ihre Zahlungen unter Verschluss, so auch das Bundesinnenministerium.
Der Datensatz des Bundesinnenministeriums macht Angaben zu insgesamt 1.995 Zahlungen des Ressorts. Die Zahlungen fließen zwischen dem 1. Januar 2003 und dem 31. Dezember 2016.
Anders als bei den übrigen Bundesministerium, wo meist externe Forschungsinstitute, Institutionen oder Einzelpersonen gefördert werden, handelt es sich beim Innenministerium zu einem großen Teil um Zahlungen an Stellen innerhalb des Geschäftsbereichs des Ministeriums wie dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge oder dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. So erhielt beispielsweise die Bundeszentrale für politische Bildung vom Innenministerium im Zeitraum vom 1. Januar 2012 bis zum 31. Dezember 2012 insgesamt 28.000 Euro zum Thema „Prävention von islamischem Extremismus am Beispiel des Bezirks Berlin-Wedding“. Andere Zahlungen betreffen Maßnahmen für Spätaussiedler oder Sportprogramme. Andere Empfänger sind das Umweltbundesamt, das Bundesverwaltungsamt und das Technische Hilfswerk.
Um die Gelder zu erhalten, müssen die Stellen beim BMI einen Förderantrag stellen, der bewilligt werden muss. Anschließend müssen die Empfänger sich bei dem geförderten Vorhaben im Rahmen der Förderbedingungen bewegen, damit das Geld fließt.
Enthalten sind in dem Datensatz auch Informationen, die erstmalig Aufschluss über die Förderung der deutschen Olympiastützpunkte geben. Dort bereiten sich die deutschen Olympioniken jahrelang auf die Wettkämpfe vor. Die Sportförderung des Innenministeriums ist ein hochpolitisches Thema. Im Rahmen von sogenannten Zielvorgaben gibt das Innenministerium vor, wie viele Medaillen deutsche Sportler bei Olympia in einzelnen Sportarten erringen sollen. Als im letzten Jahr zwei Journalisten Auskunft zu diesen Zielvorgaben haben wollte, mauerte das Ministerium, bis es vor Gericht unterlag und Auskunft erteilen musste.
Der Datensatz, der den Deutschen Wirtschafts Nachrichten vorliegt, gibt auch Aufschluss darüber, was unter anderem noch Haushalt des Innenministeriums zu Buche schlägt:
- 6,0 Millionen Euro für „BSP Biathlon und Ski nordisch in Oberhof Bau einer Ski-Langlauf-Halle in Oberhof“
- 10,4 Millionen Euro für die Dopinganalytik und -forschung in den Dopingkontrolllaboren Köln und Kreischa im Zeitraum Januar 2009 bis Dezember 2015
- 8,2 Millionen Euro für „Leistungssportpersonal Deutscher Leichtathletik-Verband 2009 bis 2012“
- 6,4 Millionen Euro für „Leistungssportpersonal Deutscher Schwimm-Verband“
- 6 Millionen Euro für „Leistungssportpersonal Deutscher Schwimm-Verband 2009 - 2012“
- 5,4 Millionen Euro für „Projekte“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
- 4,7 Millionen Euro für „Vergütung Leistungssportpersonal Deutscher Ruderverband“
- 4,4 Millionen Euro für „Leistungssportpersonal Deutscher Kanu-Verband“
- 4,1 Millionen Euro für „Leistungssportpersonal Deutscher Ruderverband 2009-2012“
- 4,1 Millionen Euro für „Betriebs- und Unterhaltungsausgaben des Bundesleistungszentrums Kienbaum 2012“
Bei der Förderung der Olympiastützpunkte befindet sich Berlin an der Spitze mit 3,78 Millionen Euro, gefolgt von Bayern mit rund 3,3 Millionen Euro und Brandenburg mit 3,1 Millionen Euro (siehe Grafik).
Diese Stützpunkte erhalten viele Mittel, weil dort viele Leichtathleten und Schwimmer (Berlin), Wintersportler (Bayern), sowie Kanuten, Geräteturner und Leichtathleten (Brandenburg) trainieren. Das Schlusslicht im Ranking bildet der Olympiastützpunkt Freiburg-Schwarzwald. Insgesamt summieren sich die Kosten für die Olympiastützpunkte auf über 26,1 Millionen Euro.
Dem gegenüber stehen nach Zahlen des DOSB 391 Olympioniken, die an den Olympischen Spielen in London 2012 teilnahmen und 152, die bei den Olympischen Winterspielen in Sotchi mit von der Partie waren. Bei den letzten Olympischen Spielen gewann Deutschland elf Gold-, neunzehn Silber- und vierzehn Bronzemedaillen. Die deutsche Bilanz von Sotchi: Acht Gold-, sechs Silber- und fünf Bronzemedaillen. Bei beiden Olympischen Spielen blieben die deutschen Olympioniken weit unter den Erwartungen. In London lag Deutschland bei den Medaillen auf dem sechsten Platz hinter Südkorea, in Sotchi ebenfalls auf Platz sechs, hinter den Niederlanden und einen Platz vor der kleinen Schweiz.
Bei der Vergabe der Gelder für die Olympiastützpunkte kämpfen verschiedene Interessengruppen um ihr Stück vom großen Kuchen. Vertreter einzelner Sportarten wollen ihre Disziplin vorne sehen in der Förderung, Landessportbunde einzelner Bundesländer wollen ihre Region gestärkt wissen, Sportstättenbauer wollen, dass Gelder für ihre jeweiligen Projekte da sind.
Im August 2012 übte der Präsident des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen, Walter Schneeloch, der Nachfolger von Thomas Bach als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes werden wollte, Kritik an der Gelderverteilung. „Der Bund fördert beispielsweise den Olympiastützpunkt Berlin stärker als die drei nordrhein-westfälischen Olympiastützpunkte zusammen, obwohl diese deutlich mehr Athleten betreuen“, so Schneeloch.
Die Internationale Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen (IAKS) in Köln ist eine wichtige Institution in der deutschen Sportlandschaft. Sie vereint unter anderem Sportstättenbauer, Architekten, Sportministerien und wissenschaftliche Einrichtungen und ist vom Internationalen Olympischen Komitee als „Recognised Organisation“ anerkannt. IAKS-Geschäftsführer Klaus Meinel ist der Ansicht, „dass die Investitionen des Bundesinnenministeriums in die Sportinfrastruktur generell zu gering sind, wenn man den Anspruch hätte, dass man da auf Augenhöhe mit anderen Nationen sein will“.