Politik

Griechenland: Tsipras stoppt Privatisierung des Hafens von Piräus

Die neue griechische Regierung hat die Privatisierung des Hafens von Piräus offiziell gestoppt. Die Maßnahme ist eine symbolische Handlung ohne große wirtschaftliche Auswirkungen. Der wichtigste Interessent, ein chinesisches Konsortium, schlägt sich seit Jahren mit einer unwilligen Bürokratie herum und muss überdies der Regierung nachlaufen, damit sie ihre Schulden bei dem Konzern bezahlt.
27.01.2015 21:01
Lesezeit: 1 min

Die neue Regierung in Griechenland stoppt die Privatisierung des Hafens von Piräus. Der Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung am größten Hafen des Landes werde nicht weiter verfolgt, sagte Vize-Schifffahrtsminister Thodoris Dritsas am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Als potenzielle Käufer eines 67-Prozent-Anteils waren im vergangenen Jahr die chinesische Cosco Gruppe und vier weitere Interessenten ausgesucht worden. Bis Ende des Monats sollten verbindliche Angebote abgegeben werden. Cosco betreibt bereits zwei Fracht-Terminals im Hafen.

Die Privatisierung von Staatseigentum ist eine der Auflagen der internationalen Geldgeber für ihre Finanzhilfen an das hoch verschuldete Land. Doch Syriza will die Privatisierungen stoppen. Mit der Erklärung zum Hafen von Piräus kann Syriza bei ihren Wählern mit einer symbolischen Geste punkte: Der Verkauf an die Chinesen zieht sich seit zwei Jahren hin und ist im Grunde seit Monaten in einer Sackgasse.

So berichteten die Deutschen Mittelstands Nachrichten bereits Anfang 2012:

Bürokratische Schlamperei, leere Versprechungen und widersprüchliche Aussagen von Politikern haben nach Angaben der Zeitung Kathimerini die Privatisierung der Hafenanlagen von Piräus deutlich verzögert. Mehrere interessierte Investoren sollen sich demnach bereist wegen der chaotischen Verhältnisse bereits wieder abgewandt haben.

Auch bereits engagierte Investoren klagen über immer neuen Ärger. So schuldet der griechische Staat dem chinesischen Schiffs-Giganten Cosco 32 Millionen Euro als Rückerstattung der Mehrwertsteuer. Der Fall hat bereits eine politische Dimension bekommen. So beklagte sich kürzlich der chinesische Botschafter in Athen, Du Qiwen, dass das Unternehmen große Probleme mit der „nachlässigen Bürokratie“ habe. Cosco hatte sich ursprünglich ebenfalls interessiert gezeigt, den 23,1% Anteil am Hafen zu übernehmen.

Es ist unbekannt, ob die Vorgängerregierung von Tsipras die Schulden an die Chinesen bereits bezahlt hat. Doch die Privatisierung des Hafens wird von den Beteiligten seit geraumer Zeit nur noch halbherzig betrieben. Die offizielle "Absage" dürfte daher niemanden wirklich treffen - ist aber ein unmissverständliches Signal an den IWF, die EU und die EZB, dass Griechenland nach anderen Regeln spielen will als jenen, die von der EU einmütig als die einzig gültigen festgesetzt worden sind.

Der neue griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hat schon vor geraumer Zeit angekündigt, dass die Wirtschaftsordnung in der Euro-Zone grundlegend verändert werden müsse, wenn der Euro nicht auseinanderbrechen sollte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...