Die Schweiz stand mit ihrer Kopplung des Franken an den Euro in geldpolitischer Hinsicht nicht allein da. Zwischen den Währungen Chinas und der USA gibt es etwas Derartiges schon seit Jahrzehnten. Doch die Schwankungen am Währungsmarkt und die massiven Auswirkungen kleinster politischer und wirtschaftlicher Schwankungen setzen China unter Druck. So verzeichnete der Yuan gegen Ende vergangener Woche den schwersten Verlust gegenüber dem Dollar seit Ende 2008. Dies führte dazu, dass die Yuan-Dollar-Bindung das erste Mal an den von der chinesischen Notenbank festgelegten Margen kratzte.
Am Montag sank der Wert des Yuan sogar auf einen Wert, der 1,89 Prozent unter der von der chinesischen Zentralbank festgelegten Dollar-Bindung lag, berichtet Bloomberg. Nachdem der Yuan zunächst fest an den Dollar gekoppelt war, wurde im Juli 2005 ein begrenzter Wechselkurs ermöglicht. Infolge der Finanzkrise von 2008 kam der feste so genannte „peg“ zwischen den Währungen zurück. Seit 2010 wurde der peg wieder etwas gelockert, so dass sich der Yuan innerhalb gewisser Grenzen aufwerten kann. So kann der Yuan täglich bis zu zwei Prozent unter und über dem festgelegten Kurs schwanken. Während der Wert des Yuans den des Dollars deutlich unterlag, stieg er gegenüber dem Euro. Ende vergangener Woche verbuchte der Yuan einen so starken Gewinn wie zuletzt vor 14 Jahren, so zerohedge.
Eine komplette Auflösung der Kopplung an den Dollar ist trotz der Schwankungen jedoch nicht wahrscheinlich. Die Regierung Chinas setzt auf die Verschränkung der beiden Währungen. „Sie kann als magische Nadel zur Beruhigung der Schwankungen in Hong Kong“ gesehen werden, zitiert die Chicago Tribune den Finanzsekretär in Hong Kong, John Tsang. Und um die eigene Währung weiter im Griff zu haben, könnte die chinesische Regierung die Grenzen der Kopplung nun noch einmal erweitern oder beispielsweise den Yuan auch an den Singapur Dollar koppeln. Der Vorteil der Kopplung ist, dass die Exporte durch den schwachen Dollar angekurbelt werden.
Gleichzeitig jedoch ist der Yuan-Dollar-peg einer der Gründe für die massiv gestiegenen Immobilienpreise, so die Chicago Tribune. Die soziale Komponente der Kopplung ist nicht zu unterschätzen. Die so genannte Umbrella-Revolution im vergangenen Jahr prangerte auch die soziale Ungerechtigkeit an. Die gestiegenen Immobilienpreise machen es selbst für die Mittelschicht Chinas schwer, Eigentum zu erwerben – ganz zu schweigen von den Menschen, die noch weniger verdienen.
Chinas erwägt nun offenbar, mit dem Ausstieg aus US-Staatsanleihen dem Trend gegenzusteuern. Stattdessen versucht China, seine finanziellen Erträge im Ausland zu steigern, um seine geopolitischen Interessen durchzusetzen. Diese strategische Neuausrichtung wurde im vergangenen Monat intensiviert, nachdem Premierminister Li Keqiang einen Finanzreform im Rahmen eines Zehn-Punkte-Plans angekündigt hatte.
China hat die weltweit größten Devisenreserven. Diese betragen 3,9 Billionen US-Dollar. Im vergangenen Jahrzehnt legte Peking seine Devisenreserven in US-Staatsanleihen an, um US-Zinsen niedrig zu halten und das Wirtschaftswachstum im Westen zu unterstützen.
Der neue Plan sieht vor, die Devisenreserven für die Stützung der heimischen Wirtschaft und die Entwicklung von Übersee-Märkten einzusetzen, die schlussendlich als Absatzmärkte für chinesische Produkte dienen sollen.
Ein anonymer hochrangiger chinesischer Beamter sagte den Financial Times: „Das ist eine große Veränderung, die nicht schnell umgesetzt werden kann. Aber wir wollen unsere Reserven konstruktiver nutzen und weltweite Investitionen in Entwicklungsprojekte tätigen. Wir wollen nicht nur reflexhaft US-Staatsanleihen kaufen (…) Wir verlieren im Regelfall Geld durch die Staatsanleihen. Also müssen wir Wege finden, um unsere Rentabilität zu verbessern.“
„Wenn China seine Investitionsprogramme fortsetzt, wie dem Ausbau der Infrastruktur, um die transasiatische Seidenstraße zu regenerieren, wird es nicht mehr den größten Teil seiner überschüssigen Ersparnisse in US-Staatsanleihen stecken“, sagt Finanz-Analyst Michael Power von Investec.
China investiert in Straßen, Brücken und Eisenbahnnetze in Asien, um deren Wohlstand in ein Abhängigkeitsverhältnis einzubetten. Dieser Ansicht ist der Asien-Analyst von Gavekal Dragonomics, Tom Miller. „Es ist ein Versuch, Chinas Position im Herzen von Asien wiederherzustellen“, so Miller.
Chinas größte Bank ICBC plant eine Drehscheibe für den Yuan-Handel in den USA. Wie die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) am Samstag mitteilte, wurde mit den Behörden von Los Angeles die Vereinbarung getroffen, eine Handelsplattform einzurichten. Mit diesem Schritt werde der Weg für einen breiter angelegten Handel mit der chinesischen Währung in den USA geebnet, teilte die ICBC mit.