Inflationsrate steigt – Lebensmittel verteuern sich
Das Leben in Deutschland wurde im August erneut kostspieliger. Die Verbraucherpreise lagen 2,2 Prozent über dem Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten meldet. Für Juni und Juli hatten die Wiesbadener Experten jeweils eine Inflationsrate von 2,0 Prozent berechnet. Von Juli auf August legten die Preise um 0,1 Prozent zu. Ökonomen erwarten, dass sich die Menschen in Deutschland auch in den nächsten Monaten auf Teuerungsraten oberhalb der Zwei-Prozent-Marke einstellen müssen.
"Die Inflation ist hartnäckiger als gedacht", erklärte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die Kerninflation - also ohne die stark schwankenden Preise für Energie und Nahrungsmittel - verharrt inzwischen seit drei Monaten bei 2,7 Prozent. Je höher die Inflationsrate, desto schwächer die Kaufkraft: Für einen Euro gibt es weniger. Zwar ist die große Welle nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine inzwischen abgeflaut, doch insbesondere höhere Lebensmittelpreise belasten viele Verbraucher weiterhin.
Mehr Geld für viele Beschäftigte
Gleichzeitig haben viele Arbeitnehmer etwas mehr im Portemonnaie: Im zweiten Quartal erhöhten sich die Löhne laut Statistischem Bundesamt um 4,1 Prozent und damit stärker als die Verbraucherpreise. Daraus resultierte ein Reallohnanstieg von 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Kaufkraftverluste aus den Jahren 2022 und 2023 werden so zunehmend ausgeglichen. Rechnet man die Inflation ein, liegt das Einkommensniveau von 2019 nach Angaben der Förderbank KfW jedoch noch nicht wieder vor.
Kaffee und Schokolade spürbar teurer
Auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank in Liechtenstein, erwartet kurzfristig keinen deutlichen Rückgang der Inflationsrate: "Die Kerninflationsrate scheint keine Anstalten zu machen, weiter nachgeben zu wollen. Gleichzeitig lässt der preisdämpfende Effekt der Energiepreise nach und die Lebensmittelpreise könnten tendenziell wieder etwas stärker zulegen."
Im August mussten Verbraucher für Nahrungsmittel 2,5 Prozent mehr bezahlen als im Vorjahr. Im Juli hatte der Anstieg 2,2 Prozent betragen. Im März erreichte er mit 3,0 Prozent einen Höhepunkt. Laut Daten aus den Bundesländern verteuerten sich Kaffee und Schokolade im August stellenweise um bis zu 25 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Auch Obst wurde kostspieliger, während es bei einigen Gemüsesorten regional Preisrückgänge gab.
Energiepreisrückgang verliert an Tempo
Energie war nach Berechnungen der Statistiker im August 2,4 Prozent günstiger als im Vorjahr. Im August des Vorjahres war der Rückgang jedoch deutlich stärker ausgeprägt. Im Vergleich wirkt dies nun wie ein Preisanstieg - ein sogenannter Basiseffekt, der die Inflation nach oben beeinflusst.
Moderate Entwicklung nach Preisschock erwartet
Für das Gesamtjahr rechnen Ökonomen in Deutschland im Mittel mit einer Inflationsrate von rund zwei Prozent. Bei einem mittelfristigen Wert von 2,0 Prozent sieht die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Ziel stabiler Preise und damit einer stabilen Währung für den Euroraum als erreicht. Anhaltend niedrige Preise gelten ebenso wie stark steigende Werte als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Konsumenten könnten bei fallenden Preisen Investitionen verschieben, weil sie mit noch niedrigeren Verbraucherpreisen rechnen. Angesichts der Teuerung im August erwarten viele Ökonomen, dass die EZB im September die Leitzinsen im Euroraum nicht erneut senken wird.
Im Jahr 2022 war die Inflation in Deutschland auf 6,9 Prozent gestiegen, 2023 waren es 5,9 Prozent. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 zogen die Kosten für Energie und Lebensmittel stark an. Im Vorjahr verlangsamte sich die Inflationsrate auf 2,2 Prozent.
Dienstleistungen steigen nicht mehr so stark
Auch die zuvor besonders kräftige Teuerung bei Dienstleistungen wie Restaurantbesuchen, Reparaturen oder Versicherungen hat sich in den vergangenen Monaten abgeschwächt. Im August blieb der Wert jedoch stabil: Dienstleistungen waren wie im Juli 3,1 Prozent teurer als im Vorjahr. Ein Auslöser für den Anstieg sind gestiegene Löhne.


