Trotz Konflikten um Inseln und historische Ereignisse haben China, Japan und Südkorea einen wichtigen Schritt zur Wiederherstellung der trilateralen Zusammenarbeit gemacht. Zum ersten Mal seit drei Jahren trafen sich die Außenminister der drei Länder. Sie vereinbarten am Samstag in Seoul, auf ein Gipfeltreffen ihrer Staats- und Regierungschefs hinzuarbeiten und sich Problemen mit der Geschichtsauffassung stellen zu wollen. Zudem wollen sie sich weiter für ein Freihandelsabkommen und neue Mehrparteiengespräche über Nordkoreas umstrittenes Atomprogramm einsetzen.
Dieser Schritt kommt nur wenige Tage, nachdem die USA eine empfindliche Niederlage im Ringen um die geopolitische Vorherrschaft einstecken mussten: Zahlreiche europäische Verbündete haben sich gegen den ausdrücklichen Willen der Amerikaner gestellt und ihre Mitwirkung an einer von China geführten Investitionsbank (AIIB) bekanntgeben. Auch Australien und Südkorea wollen anschließen - es ist gut denkbar, dass auch Japana eine Kehrtwende vollzieht. Der treueste Verbündete der Amerikaner hat bisher als eines der wenigen Länder die Mitwirkung an der AIIB abgelehnt. In den USA macht sich Unbehagen breit, weil die neue Bank eine Konkurrenz zu den von den USA dominierten Institutionen IWF und Weltbank werden könnte. Zuletzt riet sogar das angesehene Council on Foreign Relations der Regierung in Washington, ihre globale Blockade-Mentalität aufzugeben und sich neuen Initiativen lieber anzuschließen statt sie zu bekämpfen.
Südkoreas Außenminister Yun Byung Se und seine Amtskollegen aus China und Japan, Wang Yi und Fumio Kishida, äußerten die Hoffnung, dass «der trilaterale Kooperationsmechanismus» wieder in Gang gesetzt wird. Dieser könne zu einem Rahmen für die Stabilität in der Region werden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Auch würden die Minister ihre Bemühungen um ein Dreier-Gipfeltreffen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt fortsetzen.
«Für die drei Länder ist die gemeinsame Historie keine Frage der Vergangenheit, sondern ein gegenwärtiges Problem», sagte Chinas Außenminister nach dem Treffen vor Journalisten mit Blick auf das Ende des Zweiten Weltkriegs. Insbesondere Südkorea und China werfen der japanischen Regierung vor, die Kriegsvergangenheit des Landes verschleiern zu wollen.
Dazu zählt etwa die von der kaiserlichen japanischen Armee betriebene Sexsklaverei während des Krieges. Aus Sicht Südkoreas hat sich Japan bis heute nicht adäquat damit auseinandergesetzt. Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye hat sich bisher geweigert, den japanischen Regierungschef Shinzo Abe zu bilateralen Gesprächen zu treffen. Am Samstag empfing sie alle drei Außenminister.
Daneben sorgte unter anderem der Streit zwischen China und Japan um Inseln im Ostchinesischen Meer in den vergangenen Jahren immer wieder für Zündstoff. Auch Südkorea und Japan streiten sich um eine Felseninselgruppe im Meer zwischen beiden Ländern. Japan erhebt Anspruch auf die von Südkorea kontrollierte Inselgruppe, die von den Koreanern Tokdo und von den Japanern Takeshima genannt wird.