Die Autobranche will die Initiative bei selbstfahrenden Fahrzeugen nicht Google & Co. überlassen. Der US-Zulieferer Delphi lässt ein selbstfahrendes Auto erstmals von Küste zu Küste durch die Vereinigten Staaten fahren. Der von Delphi mit Sensoren vollgepackte Audi Q5 startete am Sonntag an der Westküste in San Francisco und soll in rund einer Woche in New York ankommen. Es geht um eine Strecke von rund 3500 Meilen (rund 5630 Kilometer). Delphi habe mehrere Routen durchgeplant, die je nach Wetterlage ausgesucht würden, sagte der zuständige Delphi-Manager Serge Lambermont dem Blog Ars Technica.
Es wäre die bisher längste Tour eines selbstfahrenden Fahrzeugs durch die USA. Audi hatte Anfang des Jahres für Aufsehen gesorgt, als der Konzern ein umgerüstetes Fahrzeug des Modells A7 rund 900 Kilometer vom Entwicklungslabor im Silicon Valley in rund zwei Tagen zur Technik-Messe CES in Las Vegas fahren ließ.
Delphi musste für die Fahrt nach New York mit mehreren Bundesstaaten verhandeln, in denen es noch keine Gesetze für den Betrieb selbstfahrender Autos gibt. Alle hätten eine Genehmigung erteilt, auch wenn einige darauf bestanden hätten, dass der Fahrer zumindest eine Hand am Steuer behalte, sagte der Chef des Delphi-Labors im Silicon Valley, John Absmeier.
Ziel sei jedoch nicht Delphis Einstig in den Verkauf von Fahrzeugen direkt an den Verbraucher. Es gehe vielmehr um das Sammeln von Daten. Eine Fahrt von Kalifornien nach New York liefert Terabyte an Informationen darüber, wie die Sensoren die Welt um sie herum wahrnehmen, und wie das Auto fährt. Mit diesen Daten kann das Unternehmen seine Technik weiter verbessern, die Feinabstimmung für Software und Hardware gleichermaßen angehen, um die Fahrten sicherer zu machen.
Ein autonomes Auto auszustatten ist ein guter Weg, um die Hardware weiter zu entwickeln, die die Autohersteller brauchen werden. "Wir erwarten, so in der Lage zu sein, bessere und mehr Sensoren zu bauen und anschließend auch Software-Algorithmen, die die [Autos] brauchen werden um weitere Schritte auf dem Weg zu automatisierten Fahrten zu unternehmen", zitiert das Technologie-Magazin Wired den Dephi-Technologie-Chef Jeff Owens.
Delphis entwickelt die Dinge, die Autobauer nicht selbst entwickeln wollen oder können, und der Boom des autonomen Fahrens bietet dafür viele Möglichkeiten. Dieser Markt wächst jedes Jahr um 35 Prozent. Es bescherte Delphi im Jahr 2014 1,4 Milliarden Dollar Umsatz, eine Zahl die das Unternehmen nach eigenen Angaben jedes Jahr um 50 Prozent steigern will.
Was die Fähigkeiten angeht, sagt Owens, "so gut wie alles, was Sie auf der Autobahn machen würde, dazu wird das Auto auch in der Lage sein." Das bedeutet die Aufrechterhaltung einer konstanten Geschwindigkeit und Sicherheitsabstand zu anderen Fahrzeugen sowie das Überholen langsamerer Fahrzeuge. Wenn es geschnitten wird oder eine Couch vor ihm von einen Pick-Up fällt, könne das Auto intelligent reagieren: Not-Bremsen und sich nach links oder rechts bewegen, wenn das sicher ist.