Politik

Ölpreis-Spekulanten haben sich um 26 Milliarden Dollar verzockt

Die Banken an der Wall Street müssen 26 Milliarden Dollar an Sicherungsgeschäften ausgleichen. Zuvor hatten mehrere US-amerikanische Öl-Förderer Sicherungskontrakte abgeschlossen, um sich gegen einen möglichen Preis-Verfall abzusichern. Unter den betroffenen Banken sind die Bank of America, Citigroup, JPMorgan Chase und Wells Fargo.
13.04.2015 00:32
Lesezeit: 1 min

US-Ölförderer haben im vergangenen Jahr, während der Öl-Preis um die 90 Dollar pro Barrel lag, Hedge-Geschäfte oder Sicherungs-Geschäfte getätigt. Damit wollten sie sich gegen einen Preis-Verfall absichern. Innerhalb eines Jahres ist der Öl-Preis um 50 Prozent gefallen. Die Absicherung in Form von Sicherungskontrakten muss von den Banken an der Wall Street ausgeglichen werden. Dabei geht es um eine Summe von 26 Milliarden Dollar. Unter den betroffenen Banken befinden sich Bank of America, Citigroup, JPMorgan Chase und Wells Fargo. Diese hatten den Öl-Firmen gegen Bezahlung die Bezugspreise für einen vereinbarten Zeitraum garantiert.

„Die Frage ist, ob die Banken ihr Risiko angemessen ausgeglichen haben, als der Markt einen Sturzflug nahm“, zitiert Bloomberg Charles Peabody, der als Analyst bei dem Marktforschungsunternehmen Portales Partners arbeitet. „Die Banken sagen uns immer, dass sie versuchen, das Risiko abzubauen (…) Ich weiß aus der Geschichte und der Praxis, dass dies ein tolles Konzept ist, welches sich schwerlich in die Tat umsetzen lässt“, so Peabody.

Der schnelle Rückgang des US-Ölpreises von 107,26 Dollar am 20. Juni 2014 auf 46,39 Dollar im Januar 2015 hatten die Marktteilnehmer überrascht. Harold Hamm, der Milliardär und Gründer der Öl-Firma Continental Resources Inc., gilt als treibende Kraft hinter dem Energie-Boom. Er hatte auf eine Erholung des Öl-Preises gewettet und löste im November all seine Sicherungsgeschäfte auf.

Die meisten Sicherungskontrakte im Volumen von 26 Milliarden Dollar laufen im aktuellen Jahr aus. Die Abschlüsse neuer Sicherungskontrakte müssen von einem Öl-Preis unter 60 Dollar ausgehen. Das Risiko eines weiteren Ölpreis-Verfalls besteht weiterhin. Sollten sich einige Öl-Milliardäre erneut verspekulieren und auf eine Ölpreis-Erholung setzen, die dann nicht eintritt, müssten sie dem Beispiel von Hamm folgen, der den Ölpreis-Rückgang ohne ein finanzielles Polster hinnehmen muss.

Der fallende Ölpreis birgt noch ein weiteres Risiko: Zeitgleich mit dem Ölpreisverfall werden in den USA Immobilienkredite in Höhe von rund einer Billion Dollar fällig. Das trifft vor allem jene Regionen hart, die Knotenpunkte des US-Energiesektors sind. Durch die fallenden Preise sinkt die Bonität der gesamten Öl-Branche. Eine solche Entwicklung könnte dazu führen, dass die global entstandene Immobilien-Blase platzt.

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