Politik

Ukraine-Schulden: Putin verzichtet auf Bitte des IWF auf Eskalation

Russlands Präsident Wladimir Putin verzichtet vorerst darauf, die Ukraine mit der Fälligstellung eines Kredits in die Pleite zu treiben. Dies geschähe auf ausdrücklichen Wunsch "unserer Partner in der Ukraine und des IWF", sagte Putin in Moskau. Zugleich betonte Russland, dass damit der Rechtsanspruch auf die Kredite nicht aufgegeben werde.
20.05.2015 21:12
Lesezeit: 2 min

Russland wird nach eigener Aussage vorerst nicht auf einer vorzeitigen Rückzahlung der Kredite bestehen, die Russland der Ukraine gewährt hat. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte am Mittwoch in Moskau bei einer Regierungssitzung, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS  berichtet: „Wir nutzen unser Recht auf die vorzeitige Fälligstellung unseres Kredites auf Bitte unserer ukrainischen Partner und des IWF nicht. Wir wollen nicht, dass sich die schwierige wirtschaftliche Lage unserer Nachbarn und Partner weiter verschlechtert.“

Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, dass Moskau keine Antwort auf das von der Ukraine am Dienstag verhängte Schuldenmoratorium geben werde. Lawrow sparte jedoch nicht mit Kritik an der ukrainischen Regierung: „Ich bin überzeugt, dass die zivilisierte Welt in derselben Weise reagieren wird wie wir, denn wir gehen davon aus, dass sich die Regierung mit dieser Maßnahme diskreditieren wird, obwohl in sie so große Hoffnungen gesetzt wurden. Die zivilisierte Welt sollte nun schon längst erkennen, mit wem sie es in Kiew zu tun hat. Sie sollte verstehen, dass die ukrainischen Autoritäten ihr Wort nicht halten oder nicht halten können. Die Entscheidung des ukrainischen Parlaments ist bedauerlich.“

Ein Sprecher des IWF sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: "Eine Restrukturierung der ukrainischen Staatsschulden ist notwendig, um den externen Finanzierungsbedarf der Ukraine zu sichern. Die ukrainische Regierung führt zu diesem Zweck gemeinsame Diskussionen mit den Gläubigern. Diese Diskussionen müssen rasch fortgeführt werden, um die drei Ziele zu erreichen, die im Programm des IWF festgelegt sind und die die Voraussetzung für das Programm des IWF darstellen." Das ist weder ein Dementi noch eine Bestätigung der Aussagen Putins, lässt aber doch erkennen, dass alle Beteiligten über den russischen Kredit gesprochen haben. Der auf Zusammenarbeit mit den Gläubigern ausgerichtete Prozess legt jedoch den Schluss nahe, dass Russland und der IWF bemüht sind, eine Lösung für die ukrainischen Schulden zu finden.

Die Ukraine hatte am Dienstag ein Gesetz verabschiedet, das ein Schuldenmoratorium enthält. Demnach fühlt sich die Ukraine nicht mehr verpflichtet, Kredite zurückzuzahlen, die sie von „gewissenlosen“ Gläubigern entgegengenommen hat.

Russland hat der Ukraine einen Kredit in der Höhe von 3 Milliarden Euro gewährt. Dieser Kredit wird zum Jahresende 2015 fällig. Im Juni ist ein Coupon zu bezahlen. Der Kreditvertrag enthält eine Passage, derzufolge Russland den Kredit früher fällig stellen kann, wenn die Staatsschulden der Ukraine über 60 Prozent steigen. Diese Möglichkeit hat Putin offenbar gemeint, und will sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben.

Beobachter sind sich uneinig, ob das Schuldenmoratorium einer technischen Staatspleite gleichkommt. Einig sind sich die Beobachter allerdings, dass mit der Entscheidung die Schwierigkeiten für die Ukraine wachsen werden, sich neue Kredite bei den europäischen Steuerzahler zu schaffen. Eine Refinanzierung an den Finanzmärkten scheint mit der Entscheidung besonders schwierig, wenn nicht gar unmöglich zu werden.

 

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...