Finanzen

Börsen in Spanien und Italien brechen ein

Lesezeit: 2 min
29.06.2015 12:28
Die Furcht vor einem Überschwappen der Krise auf andere hoch verschuldete Staaten wie Italien oder Spanien setzte den dortigen Börsen zu. Die Leitindizes in Mailand und Madrid gaben jeweils etwa drei Prozent nach.
Börsen in Spanien und Italien brechen ein

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die jüngste Wendung im Griechenland-Drama hat am Montag Schockwellen durch die internationalen Finanzmärkte geschickt. Aus Furcht vor der ersten Pleite eines Euro-Staates warfen Investoren Aktien und Anleihen in hohem Bogen aus ihren Depots, nachdem die Gespräche über weitere Hilfen für den Mittelmeer-Anrainer geplatzt waren. „Die Griechen haben hoch gepokert, die europäischen Finanzminister zogen die Reißleine“, sagte Andreas Paciorek, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. Der Euro geriet ebenfalls ins Rutschen. Auf ihrer Suche nach „sicheren Häfen“ nahmen Anleger Kurs auf Bundesanleihen und Gold.

Die Furcht vor einem Überschwappen der Krise auf andere hoch verschuldete Staaten wie Italien oder Spanien setzte den dortigen Börsen zu. Die Leitindizes in Mailand und Madrid gaben jeweils etwa drei Prozent nach. Die Renditen der zehnjährigen Bonds stiegen um etwa 0,1 Prozentpunkte auf 2,286 Prozent beziehungsweise 2,250 Prozent. Zum Höhepunkt der europäischen Schuldenkrise im Sommer 2012 lagen sie aber etwa drei Mal so hoch. Bei Experten gelten erst Renditen oberhalb von fünf Prozent als kritisch für die Staatsfinanzierung.

Der deutsche Leitindex Dax brach um bis zu 4,6 Prozent auf 10.964 Punkte ein. Das ist der größte Kursrutsch seit dreieinhalb Jahren. Gleiches galt für den EuroStoxx50, der sogar um knapp fünf Prozent auf 3449,14 Zähler abstürzte. Viele Investoren hätten auf eine Einigung in letzter Sekunde gesetzt und seien daher auf dem falschen Fuß erwischt worden, sagte Bart Wakabayashi, leitender Devisenhändler des Vermögensverwalters State Street.

Auslöser für den Abbruch der Schuldengespräche am Wochenende war die überraschende Ankündigung eines griechischen Referendums über die Reformvorschläge der Gläubiger. Ohne weitere Finanzspritzen wird Griechenland die am Dienstag fällige 1,6 Milliarden Euro schwere Rate an den Internationalen Währungsfonds (IWF) wohl nicht zurückzahlen können. Um einen Ansturm auf die Banken zu verhindern, bleiben diese ebenso wie die Börse in Athen bis zur Volksabstimmung kommenden Sonntag geschlossen. Zudem führte die Regierung um Ministerpräsident Alexis Tsipras Kapitalverkehrskontrollen ein.

Noch härter traf es griechische Wertpapiere. Verkäufe der Staatsanleihen trieb die Rendite der zweijährigen Titel um mehr als zwölf Prozentpunkte in die Höhe auf 33,9 Prozent. Ein börsennotierter Fonds (ETF) auf griechische Aktien brach im vorbörslichen US-Geschäft um 14 Prozent ein. „Anleger werten die Abstimmung am Sonntag als Referendum über den Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone“, sagte Anlagestratege Michael Michaelides von der Royal Bank of Scotland (RBS).

Am Devisenmarkt fiel der Euro zu Wochenbeginn zeitweise um etwa zwei US-Cent auf ein Vier-Wochen-Tief von 1,0953 Dollar. Die hohe Nachfrage nach Bundesanleihen hievte den Bund-Future bis zu 272 Ticks in die Höhe auf 152,91 Punkte. Das ist der größte Kurssprung seit dreieinhalb Jahren. Die "Antikrisen-Währung" Gold verteuerte sich in der Spitze um ein Prozent auf 1186,91 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Am Aktienmarkt gerieten vor allem die Finanzwerte unter die Räder. Der Index für die Banken der Euro-Zone stürzte um bis zu 6,4 Prozent ab - so stark wie zuletzt vor etwa drei Jahren. „Der Markt pickt sich diejenigen Banken mit den größten Engagements in europäischen Staatsanleihen heraus“, sagte Chris Parkinson, Chef-Analyst des Brokerhauses Christopher Street Capital. Dies seien die südeuropäischen Geldhäuser. Die portugiesische BCP, die italienische Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS) und die spanische Banco Popular waren mit Verlusten zwischen 5,5 und 6,5 Prozent die schwächsten Werte. Deutsche Bank und Commerzbank verloren jeweils mehr als vier Prozent. An der Wall Street stürzten die dort notierten Titel der National Bank of Greece vorbörslich um 27 Prozent ab.

Die Banken Mazedoniens ziehen hingegen gleich ihre ganzen Einlagen bei griechischen Geldhäusern ab.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Warum Kürzungen in der Flüchtlingspolitik nicht hilfreich sind
18.04.2024

Immer mehr Politiker und Wirtschaftsexperten fordern eine Neuanpassung der Asylpolitik. Aktuell finden kontroverse Maßnahmen wie...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Israel-Konflikt: Führt das Krisentreffen in Israel mit Baerbock und Cameron zur Deeskalation?
17.04.2024

Bei Gesprächen mit israelischen Politikern bemühen sich Annalena Baerbock und David Cameron, einen möglichen Vergeltungsschlag gegen den...

DWN
Politik
Politik Günstlingswirtschaft und Gefälligkeiten: Stephan Weil in Niedersachsen am Pranger
17.04.2024

In Berlin steht Kai Wegner (CDU) unter Verdacht, seine Geliebte mit einem Senatorenposten bedacht zu haben. Ursula von der Leyen (CDU)...

DWN
Technologie
Technologie Fluch oder Segen? – Was man aus Müll alles machen kann
17.04.2024

Die Welt ist voller Müll. In den Ländern des globalen Südens gibt es teilweise so viel davon, dass Menschen auf Abfallbergen ihr Dasein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzrekorde im März: Nachwehen der Coronahilfen
17.04.2024

Deutsche Unternehmen klagen aktuell viel über die Umstände – und die Unternehmensinsolvenzen sind auch auf Rekordniveau. Ein Grund...

DWN
Politik
Politik Vor G7-Treffen: Baerbock warnt vor Eskalationsspirale im Nahen Osten
17.04.2024

Die Grünen-Politikerin hat vor einem Treffen der Gruppe sieben großer Industrienationen (G7) zu "maximaler Zurückhaltung" aufgerufen in...

DWN
Politik
Politik Die Zukunft der EU als Wirtschaftsstandort: DIHK-Befragung zeigt Stimmungstief
17.04.2024

Wie beurteilen Unternehmen die Lage der Europäischen Union? Eine Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Studie: Immer mehr Menschen heben Geld im Supermarkt ab
17.04.2024

Geldabheben beim Einkaufen wird in den Supermärken immer beliebter. Für Händler könnten die zunehmenden Bargeldauszahlungen jedoch...