Politik

Studie: Kriegs-Gefahr zwischen der Nato und Russland steigt

Die Nato und Russland bereiten sich offenbar seit Monaten auf einen möglichen militärischen Konflikt vor. Ein britischer Think Tank zeigt in einer Studie auf, dass sich die geopolitischen Rahmenbedingungen verändert haben. Der Politik droht die Kontrolle über das Geschehen zu entgleiten.
24.08.2015 00:43
Lesezeit: 2 min
Studie: Kriegs-Gefahr zwischen der Nato und Russland steigt
Ein Foto der Royal Air Force zeigt eine Patrouille von Nato-Fliegern, die Ende Juli eine russische MiG-31 begleitet. Das Foto wurde im baltischen Luftraum aufgenommen. Ob es sich um internationalen Luftraum handelt, geht es aus der RAF-Mitteilung nicht hervor. (Foto: epa/British Ministry of Defence)

Der britische Think Tank European Leadership Network (ELN) hat in einer Studie die Planung und Durchführung von Militär-Manövern analysiert. Der Autoren kommen zu dem Ergebnis: „Russland bereitet sich auf einen Konflikt mit der Nato vor, die Nato bereitet sich auf eine mögliche Konfrontation mit Russland vor.“ Dies sei aus dem Design zu erkennen, nach dem die Manöver der vergangenen 15 Monate durchgeführt werden. Die Studie zeigt anhand von zwei Grafiken, dass die Nato ihre Aktivitäten nach Osten verlagert habe, während die Russen vor allem in Richtung Westen operieren:

Die Autoren schreiben, dass zwar beide Seiten behaupten, die Manöver richteten sich gegen „hypothetische Gegner“. Tatsächlich richteten sich die Ziele der Manöver jedoch gegeneinander. ELN empfiehlt, die Spannungen so schnell als möglich zurückzufahren. So müssten sich die beiden Militärblöcke rechtzeitig über die Manöver informieren. Die Nato habe damit bereits wieder begonnen, von Russland vermissen die Autoren diesen Schritt. Außerdem solle die OSZE einbezogen werden, weil diese Gruppe von Vertretern beider Seiten beschickt werden.

Doch tatsächlich scheint die Politik immer mehr in die Defensive zu geraten: Zunächst hatte die Nato die Bedrohung aus Russland als eine ihrer Haupt-Ziele definiert. Nach dem Nato-Gipfel von Wales hat Deutschland seine Militär-Doktrin geändert. Demnach wird Russland wieder als Feind gesehen. Die deutsche Waffen-Industrie hat damit begonnen, Kriegsgerät aller Art vor allem an die Staaten Osteuropas zu vertreiben. Vor allem die Regierungen in Ost-Europa sehen in der Zuspitzung eine Möglichkeit, an neue Finanzmittel zu kommen. So sprach der polnische Präsident Andrzej Duda bei seinem Estland-Besuch von „imperialen Tendenzen“. Duda nannte Russland zwar nicht ausdrücklich, es ist jedoch unzweifelhaft, dass er Russland gemeint hat. Polen will von der Nato ständige Stützpunkte in Osteuropa.

In einem interessanten Doppel-Porträt von Angela Merkel und Wladimir Putin analysiert die BBC, dass die Kriegsbereitschaft in Deutschland gering sei – vor allem gegen Russland. Daher werde die Kanzlerin versuchen, den Konflikt, der vor allem über die Ukraine ausgebrochen ist, mit Verhandlungen zu lösen. Besondere Führungsstärke traut die BBC Merkel allerdings nicht zu.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow wirkt da schon entschiedener: In einem Gastbeitrag für eine russische und für eine chinesische Zeitung schreibt Lawrow, wie die TASS meldet, dass die Achse Moskau-Peking nicht zulassen dürfe, dass die Geschichte des Zweiten Weltkriegs umgeschrieben werde: Die Sowjetunion hat den Sturz des nationalsozialistischen Regimes mit Millionen Todesopfern erkämpft. Nun sei es an der Zeit, die zahlreichen Kriege in der Welt zu beenden. Dazu müsse verhindert werden, dass die USA versuchten, die Weltherrschaft an sich zu ziehen. Lawrow sieht in der Zusammenarbeit zwischen China und Russland die Garantie, dass dies gelingen könne. Die Zusammenarbeit solle, so Lawrow, auch auf eine enge militärische Kooperation umfassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börsenausblick 2025: Drohen jetzt heftige Kursbeben?
28.06.2025

Die Sommermonate bringen traditionell Unruhe an den Finanzmärkten. Mit Trump im Weißen Haus steigen die Risiken zusätzlich. Erfahren Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt
28.06.2025

Ein Start-up ohne Produkt, eine Gründerin mit OpenAI-Vergangenheit – und Investoren, die Milliarden hinterherwerfen. Der KI-Hype kennt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social Travel: Hostelworld will Facebook des Reisens werden – mit Milliardenpotenzial
28.06.2025

Hostelworld will nicht länger nur Betten vermitteln, sondern das führende soziale Netzwerk für Alleinreisende werden. Warum der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie mit Rekordhoch: Geht die Aufwärtsrally weiter?
27.06.2025

Trotz Handelskrieg und wachsender Konkurrenz feiert die Nvidia-Aktie ein Rekordhoch nach dem anderen. Experten sprechen von einer...

DWN
Politik
Politik Bas überzeugt, Klingbeil verliert Ansehen: SPD-Parteitag bestimmt neues Führungsduo
27.06.2025

Auf dem SPD-Parteitag wurde nicht nur gewählt, sondern auch abgerechnet. Während Bärbel Bas glänzt, kämpft Lars Klingbeil mit einem...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Neobroker Trade Republic: Wie ein Berliner Fintech den Kapitalmarkt für alle geöffnet hat
27.06.2025

Büroräume in Berlin-Kreuzberg, drei Gründer mit einer Vision und eine App, die Europas Sparer an die Börse gebracht hat: Trade Republic...

DWN
Politik
Politik Bundestag stellt Weichen neu: Familiennachzug vorerst gestoppt
27.06.2025

Der Bundestag hat den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte gestoppt – ein umstrittener Schritt in der deutschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Occidental Petroleum-Aktie: Warren Buffett setzt auf US-Ölgiganten – Risiko oder Chance?
27.06.2025

Warren Buffett stockt seine Beteiligung an der Occidental Petroleum-Aktie weiter auf – während grüne Fonds schließen. DWN zeigt, was...