Technologie

Die Intelligenz-Pille ist da: Medikament erhöht Hirnleistung

Lesezeit: 2 min
31.08.2015 13:24
Forscher haben eine universelle „Intelligenz-Pille“ entwickelt. Das Medikament Modafinil ist eigentlich für die Behandlung von Narkolepsie gedacht. Es macht jedoch nicht nur wacher, sondern steigert die allgemeine Hirnleistung und Konzentration deutlich.
Die Intelligenz-Pille ist da: Medikament erhöht Hirnleistung

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ein Medikament gegen die Schlafkrankheit wird offenbar von vielen Menschen dazu genutzt, bessere geistige Leistungen zu erbringen. Allerdings ist das Mittel Modafinil gegen Narkolepsie bisher weder offiziell für diesen Einsatz getestet noch zugelassen. Eine Überprüfung der alternativen Nutzung soll nun Aufschluss darüber geben, ob es sicher ist, Modafinil zu verwenden, wenn man kein Narkolepsie-Patient ist. Auch soll herausgefunden werden, ob die nachgesagten Effekte tatsächlich zutreffen. Ein Placebo-Effekt ist nicht auszuschließen, da es bisher keine umfassenden Studien gibt.

Laut den Forschern von der University of Oxford in Großbritannien und der Harvard Medical School in den USA, kann das Produkt für beide Bereiche überzeugende Ergebnisse liefern. Es ist nicht nur ein sehr wirkungsvolles Mittel für die Behandlung von Narkolepsie, es erhöht auch nachweislich kognitive Leistungen und steigert die Konzentrationsfähigkeit. Man spricht hier von einer wahren Intelligenz-Pille.

Das Team nimmt die Ergebnisse von 24 Forschungspapieren als Grundlage für seine Aussage. Die einzelnen Studien befassen sich mit der Auswirkung des Medikamentes auf Aufgaben wie Planung, Entscheidungsfindung, Gedächtnisleitung und Lernen. Auch der Einfluss auf die Kreativität wird betrachtet. Detaillierte Angaben zu seinen Auswertungen hat das Team in der europäischen Ausgabe von Neuropsychopharmacology veröffentlicht.Dort wird beschrieben, dass Modafinil in der Tat positive Auswirkungen auf die kognitiven Leistungen hat. In welchem Ausmaß und in welchen Bereichen ist jedoch abhängig von der zu lösenden Aufgabe.

In einer Pressemitteilung gibt Co- Autor Ruairidh McLennan Battleday an, dass es vor allem die „höheren Hirnfunktionen die Planung und Entscheidungsfindung beeinflusst, bei denen eine Vielzahl von einfachen kognitiven Funktionen zusammenspielen", zitiert Sciencealert.com. Das allgemeine Arbeitsgedächtnis oder die Flexibilität des Denkens werde hingegen nicht beeinflusst.

Zu diesen höheren Hirnfunktionen zählen unter anderem die Fähigkeiten, Entscheidungen zu treffen und zu planen. Erhöht sich die Kapazität in diesen Bereichen, können Aufgaben schneller und besser bearbeitet werden. Dieser Effekt macht sich bei einfachen und komplexen Leistungsanforderungen bemerkbar.

Vielversprechend ist die Tatsache, dass die Einnahme kaum Rückschlüsse auf Nebenwirkungen zulässt. Etwa 70 Prozent der Studien untersuchten mögliche Änderungen der Gefühlslage der Patienten oder ähnliche Nebenwirkungen. Die Ergebnisse zeigen, dass keine nennenswerten Vorkommnisse verzeichnet werden konnten. Beim Großteil der Untersuchungen konnten sogar gar keine Neben-Effekte ermittelt werden.

Anna-Katharina Brem ist eine weitere Co-Autorin für die Studie. Sie gibt an, dass Modafinil durchaus als ein wirksames Mittel für die Verbesserung der kognitiven Leistungen verwendet werden kann. Die geringen Nebenwirkungen, die in einer kontrollierten Studie nachgewiesen wurden, lassen die Nutzung sehr sicher erscheinen.

Die Studie lässt darauf schließen, das Modafinil als erste „Intelligenz-Droge“ eingestuft werden kann. Dass eine solche Aussage nicht unbeachtet und nicht ohne kritische Stimmen bleibt, ist absehbar. Bisher kann das Medikament lediglich für den ursprünglichen Einsatz, der Behandlung von Narkolepsie, verschrieben werden. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich dies in absehbarer Zeit ändern wird.

Guy Goodwin, Präsident des European College of Neuropsychopharmacology, sagt: „Vergangene, zumeist ethische Diskussionen zu diesem Thema, haben bisher immer angenommen, dass es sehr deutliche Effekte sein werden, bevor überhaupt klar war, ob es Effekte gibt. Wenn die Studie korrekt ist, bedeutet dieses aktuelle Update, dass die ethische Debatte berechtigt ist: Wie sollen wir ein Medikament klassifizieren, dulden oder verurteilen, das die menschliche Leistung verbessert, wenn keine negativen kognitiven Beeinträchtigungen bestehen?“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...