Das Krankheitsbild Limbus-Stammzellinsuffizienz kann durch die Transplantation von Stammzellen behandelt werden. Diese werden von verschiedenen Geweben des Körpers kultiviert. In den vergangenen Jahren hat sich das Interesse in zunehmendem Maße in die Richtung der Verwendung von oralen Zellen entwickelt. Da Gewebe aus eigenen Stammzellen verwendet wird, müssen Patienten nicht mit immun-suppressiven Medikamenten behandelt werden. Diese rufen häufig schwere Nebenwirkungen hervor. Das Hauptaugenmerk der Forscher liegt auf der Optimierung der Lager- und Transportbedingungen für die kultivierten Gewebe. So ist eine Behandlung überall und zu jedem Zeitpunkt möglich.
Derzeit gibt es lediglich wenige Spezialzentren, die eine Behandlung mit dem kultivierten Eigengewebe vornehmen. Können die Zellen effizient und sicher gelagert und transportiert werden, profitieren Menschen weltweit von der Behandlung, auch wenn sie nicht in der Nähe der Zentren leben. Der Medicalxpress berichtet darüber, dass das Dissertationsprojekt von Rakibul Islam sich nun eingehend mit dieser Problematik beschäftigt. In Zusammenarbeit mit der Harvard Medical School wird an einem Weg geforscht, das Gewebe sicher zu lagern. Islam gibt an, dass die bisherigen Ergebnisse für eine ideale Lagertemperatur zwischen 12 und 16 Grad Celsius sprechen.
Bisher wurden knapp 250 Personen, die durch Limbus-Stammzellinsuffizienzen erblindet sind, mit dieser Methode behandelt. Die Erfolgsquote liegt bereits bei gut 75 Prozent. Der Augenarzt und Forscher Tor Paaske Utheim, von der Fakultät für Zahnmedizin der Universität Oslo, spricht von einem sehr erfolgreichen Behandlungsmodell. Die behandelten Patienten berichten über eine deutliche Schmerzlinderung und eine Verbesserung des Sehvermögens. Es ist häufig so, dass Patienten mit Limbus-Stammzellinsuffizienzen an starken Schmerzen leiden. Die Forschungsgruppe um Utheim, zu der auch Rakibul Islam gehört, kann mit seinen jüngsten Entdeckungen einen wertvollen Beitrag für die Weiterentwicklung der Methode leisten. Neben den Ergebnissen für eine optimierte Lagerung haben die Forscher auch die Bereiche der Mundhöhle identifiziert, die sich am besten für die Gewinnung des Gewebes eignen. So können hoch spezialisierte Anbauzentren eingesandte Proben dazu verwenden, ein erstklassiges Eigengewebe zu kultivieren. Anschließend kann dieses weltweit verschickt werden. Was die Behandlung für jeden zugänglich macht. Anfang dieses Jahres hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) die Methode, welche die Kultivierung von Stammzellen aus der Hornhaut in einem Labor zur Grundlage hat, auch für die EU genehmigt. Somit ist dies die erste Stammzell-Therapie, die von der EMA zugelassen wurde. Utheim sagt, dass die Zulassung ein weiterer Schritt zur Umsetzung der Stammzell-Technologie in einem größeren geografischen Bereich sei.
Die Limbus-Stammzellinsuffizienzen kann unter anderem nach übermäßiger UV-Einstrahlung direkt auf die Netzhaut auftreten. Aber auch eine Verätzung durch Chemikalien kann den Zustand hervorrufen. Hinzu kommen Erbfaktoren und vorhergehende Krankheitsbilder, wie ein Trachom Es gibt keine genauen Ziffern über die Anzahl der weltweit Betroffenen. In Indien gibt es schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen, die an der Krankheit leiden. Die Grundidee der Heilung von Limbus-Stammzellinsuffizienzen durch den Einsatz von kultivierten Stammzellen ist nicht gänzlich neu. Bereits seit Ende der 90er Jahre existiert die Methode. Allerdings wurden damals die Zellen aus einem gesunden Auge gewonnen. Der Patient durfte also nur auf einem Auge erkrankt sein, um eine Behandlung mit Eigenzellen zu erhalten.
Eine weitere Möglichkeit war der Einsatz von Zellen aus dem Auge eines Spenders. Dies erforderte aber den Einsatz von hoch konzentrierten Immun-suppressiva, um sicherzustellen, dass die Fremdzellen vom Körper angenommen werden. Diese Behandlung barg nicht nur die Gefahr von Nebenwirkungen, auch eine Abstoßung der Zellen war möglich. Vor gut zehn Jahren kam es zu einem wichtigen Durchbruch auf dem Gebiet. Japanische Forscher waren erstmals in der Lage, Zellen aus der Mundschleimhaut zu verwenden, um ein neues Gewebe zu kultivieren.