Politik

Russland bereitet sich auf militärische Eskalation durch Türkei vor

Russische Strategen rechnen mit einem Einmarsch der Türkei in Nordsyrien. In diesem Fall werde Russland seine S-400-Raketen einsetzen. Es droht eine militärische Konfrontation zwischen Moskau und und dem Nato-Staat Türkei.
20.01.2016 01:20
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Alexei Fenenko von der Russischen Akademie der Wissenschaften sagt in einem Interview mit Interpolit, dass die Türkei entschlossen sei, im Norden Syriens eine Sicherheitszone einzurichten. Deshalb erwartet er eine militärische Eskalation zwischen Russland und der Türkei in Syrien. „Wir müssen das Bewusstsein für die Verteidigung der territorialen Integrität Syriens ins Spiel bringen. Ich denke, dass die S-400 Flugabwehrraketensysteme, die Russland als Vorsichtsmaßnahme zum Schutz des syrischen Luftwaffenstützpunkts Hmeymim einsetzt, als nützlich erweisen werden. Eine militärische Konfrontation zwischen Russland und der Türkei ist sehr offensichtlich“, so Fenenko.

Der russische Stratege Stanislaw Tarasow sagt im Gespräch mit Interpolit, dass die Türkei in einer möglichen Pufferzone in Nordsyrien nicht nur Flüchtlinge unterbringen, sondern auch eine politische Opposition als Gegenregierung zu Damaskus schaffen wollte. Doch dieser Plan sei gescheitert.

Nach dem Abschuss des russischen Jets (Video am Anfang des Artikels), verhinderten sowohl die USA als auch Russland eine weitere Einmischung der Türkei in Syrien. „Nun wollen die Türken auch keinem anderen Staat erlauben, im Norden Syriens eine Sicherheitszone zu erschaffen. Ich denke, dass die Türken nicht mehr aus eigener Kraft nach Syrien kommen werden. Am Ende wird sich dort die syrische Armee durchsetzen und die russische Luftwaffe stärken. Doch im Falle einer türkischen Intervention, könnte Damaskus gemeinsame Sache mit den Kurden machen. Das Problem hier ist die Tatsache, dass Ankara all seine Hoffnungen auf den Zusammenbruch Syriens gelegt hatte, doch als die Ereignisse sich in eine andere Richtung bewegten, beobachteten wir, dass die Türken mit der Situation nicht umgehen können und nicht bereit sind.“

Die Türkei wollte auch verhindern, dass die Kurden-Milizen in Nordsyrien per Luft versorgt werden. Doch die USA waren gegen diesen Plan und begannen, mit den Kurden zu kooperieren.

Tarasow weist auf eine weitere mögliche Gefahr für die Türkei hin: „Die Teilung Syriens wird höchstwahrscheinlich die Wahrung der territorialen Integrität der Türkei nicht mehr zulassen. Für Ankara gibt es kein Zurück mehr.“

In einer Analyse von Russia Direct heißt es, dass die Türkei aktiv an der Schaffung der Nationale Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte (NCSROF) und ihrem bewaffneten Arm – der Freien Syrien Armee (FSA) – mitgewirkt habe. „Es sei darauf hingewiesen, dass diese Aktivitäten sehr erfolgreich waren und der türkischen Führung Prestige und Autorität verschafften. Doch der Plan war auf eine schnelle Lösung der Krise in Syrien ausgerichtet“, so Russia Direct.

Es gebe fünf Gründe dafür, warum die Türkei in Syrien gescheitert sei. Die Türkei geriet ab dem Jahr 2013/14 in Schwierigkeiten. Denn kein Außenstehender hatte damit gerechnet, dass sich Assad derart lange an der Macht halten würde. Zweitens kam es zum Kollaps pro-türkischer Regierungen, die sich im Verlauf des Arabischen Frühlings gebildet hatten. Als Beispiele seien Ägypten, Libyen und Tunesien zu nennen. Drittens ging ab dem Jahr die Kooperation zwischen der Türkei und Saudi-Arabien faktisch zurück. Zuvor hatten die Saudis das Geld für die Rebellen und die NCSROF bereitgestellt. Viertens kam es zu einer Verschlechterung der diplomatischen Beziehungen der Türkei zu Russland und dem Iran. Als Fünftens kam es zu einer Radikalisierung der moderaten syrischen Opposition, die zuvor von der Türkei unterstützt wurde.

Für die Nato könnte dies die Folge haben, der Türkei zu Hilfe eilen zu müssen. Die Entwicklung ist brandgefährlich und bestätigt die Einschätzung von Michael Maier, der in seinem neuen Buch erklärt, wie sich regionale Konflikte durch die supranationalen Verbände heute unmittelbar auf unbeteiligte Staaten auswirken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik "Gesichert rechtsextremistisch": Das Ende der AfD der "Alternative für Deutschland"?
05.05.2025

Nach der Einordnung der gesamten AfD als "gesichert rechtsextremistisch" durch den Verfassungsschutz hat sich die Debatte um ein...

DWN
Politik
Politik 18 für Deutschland: Regierungsteam der Bundesregierung Deutschland 2025 steht fest
05.05.2025

Ein halbes Jahr nach dem Bruch der Ampelkoalition sind die Voraussetzungen für den Regierungswechsel geschaffen. Jetzt muss die neue...

DWN
Politik
Politik AfD gesichert rechtsextremistisch: AfD klagt gegen Verfassungsschutz-Einstufung
05.05.2025

Der Verfassungsschutz hat die gesamte AfD als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Eine Veröffentlichung des internen Gutachtens ist...

DWN
Politik
Politik Rechnungshof kritisiert mangelnde Kontrolle bei Bargeldgeschäften - und andere Geldverschwendung
05.05.2025

Laut dem Bundesrechnungshof entgehen dem Staat jährlich Steuereinnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe – insbesondere in Bereichen, in...

DWN
Finanzen
Finanzen BASF-Aktie unter Druck: Dividendenkürzung, Kursverluste - und Chancen für Anleger beim DAX-40-Wert
05.05.2025

Die BASF-Aktie ist zum Wochenstart mächtig unter die Räder gekommen. Der Ludwigshafener Chemiekonzern hat die Dividende gekürzt - und...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktienexperten an den US-Börsen sehen Bargeld als strategische Waffe – aber nur für Geduldige
05.05.2025

Die US-Börsen zeigen sich in den vergangenen Wochen sehr volatil. Einige Wall Street-Strategen kritisieren offen Trumps Wirtschaftspolitik...

DWN
Politik
Politik CDU, CSU und SPD unterzeichnen Koalitionsvertrag
05.05.2025

Zehn Wochen nach der Bundestagswahl ist die fünfte schwarz-rote Koalition in der Geschichte der Bundesrepublik besiegelt. Die Vorsitzenden...

DWN
Finanzen
Finanzen Kita-Investments: Wenn Betreuungsplätze Rendite bringen
05.05.2025

Fehlende Betreuungsplätze und klamme Kommunen schaffen Raum für private Investoren – und eine neue Anlageklasse: Kitas. Mit stabilen...