Politik

Moskau an Ankara: Zu viele Hollywood-Filme gesehen

Das russische Verteidigungsministerium hat Vorwürfe der Türkei zurückgewiesen, eine russische Maschine habe den türkischen Luftraum verletzt. Die mit einem gewissen Witz vorgetragene Erklärung der Russen klingt plausibel.
30.01.2016 22:34
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Nato und die Türkei haben am Samstag mit erheblichem Pathos verkündet, dass es erneut zu einer Luftraumverletzung des türkischen Luftraums durch die Russen gekommen sei. Die Türkei meldete, ein russisches Kampfflugzeug vom Typ Su-34 habe am Freitag um 10.46 Uhr (MEZ) den türkischen Luftraum verletzt. Die TASS zitiert das türkische Statement: „Gestern hat eine Su-34 der russischen Luftwaffe den türkischen Luftraum verletzt. Vor der Verletzung haben türkische Radar-Stationen das russische Flugzeug in Russisch und Englisch gewarnt.“

Igor Konashenkov, Sprecher der russischen Verteidigungsministeriums, kontert dieses Statement nicht ohne Witz: „Ich bin überzeugt, dass sogar türkische Spezialisten für die Luftraum-Verteidigung wissen, dass Radar-Stationen nur die Flughöhe, den Kurs und die Geschwindigkeit einer Maschine aufzeichnen können. Kein einziges dieser Radare ist in der Lage, den Typ oder die Nationalität eines Flugzeugs festzustellen, ob dieses Flugzeug ein russisches oder eines der von den USA geführten Koalition gegen ISIL ist.“ Er sagte, dies sei „nur möglich, wenn ein anderes Flugzeug Sichtkontakt hat, und dies sei nicht der Fall“. Und weiter: „Nur ahnungslose Propagandisten, die zu viele Hollywood Action-Filme gesehen haben, können ernsthaft davon sprechen, dass ein Radar dazu verwendet wurde, jemanden ,in Russisch und Englisch‘ zu warnen.“

Dessen ungeachtet drohte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Moskau am Samstag mit „Konsequenzen“, wie die AFP berichtet. Die Nato rief Russland auf, den Luftraum des Bündnisses „vollständig“ zu respektieren. Die Türkei hatte vor zwei Monaten ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen, was eine schwere Krise zwischen Ankara und Moskau auslöste. Die Russen sahen sich in ihrem Kampf gegen die Terror-Miliz IS behindert – zumal die US-Regierung sehr bald feststellte, dass die Maschine nicht über türkischem Territorium, sondern über Syrien abgeschossen wurde.

Das Außenministerium in Ankara teilte am Samstag mit, dass es den russischen Botschafter am Vortag einbestellt und den Vorfall „nachdrücklich verurteilt“ habe. Das Ministerium gab salbungsvoll bekannt: „Wir unterstreichen ein weiteres Mal, dass Russland die volle Verantwortung für alle schweren Konsequenzen trägt, die aus einer solch unverantwortlichen Haltung entstehen.“ Präsident Erdogan sagte vor Journalisten in Istanbul: „Russland wird die Konsequenzen tragen müssen, wenn es weiterhin die Souveränitätsrechte der Türkei verletzt.“ Solch „unverantwortliche Taten“ wären weder für Russland, noch für die Beziehungen zwischen der Nato und Russland, noch für den Frieden in der Region oder in der Welt förderlich.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg rief Russland auf, den Luftraum der Nato, der auch die Türkei angehört, „vollständig“ zu respektieren. Moskau solle verantwortlich handeln, sagte er. „Russland muss alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass solche Verletzungen nicht mehr vorkommen.“ Stoltenberg rief zur „Ruhe und Deeskalation“ auf. Frühere Vorfälle hätten gezeigt, wie „gefährlich“ ein derartiges Verhalten sei.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen BMW-Aktie: Grüner Move beim bayrischen Autobauer – neuer iX3 besteht zu einem Drittel aus Recycling
17.08.2025

Mit dem neuen iX3, dem ersten Elektroauto der neuen Klasse, verfolgt BMW erstmals einen ganzheitlichen Ansatz zur Reduzierung seines...

DWN
Politik
Politik Tarnung 4.0: Bundeswehr rüstet sich für urbane Einsätze
17.08.2025

Die Bundeswehr stellt ihre Kampfbekleidung auf Multitarn um. Ab 2026 soll der Multitarndruck das alte Flecktarnmuster ablösen. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenturbulenzen? So machen Sie Ihr Wertpapierdepot krisenfest
17.08.2025

Börsenkurse schwanken, politische Unsicherheiten nehmen zu – und das Depot gerät ins Wanken. Wie schützen Sie Ihr Vermögen, ohne...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitale Erschöpfung: Wie Technologien helfen können, die Überlastung durch Technologien zu lindern
17.08.2025

Müde, obwohl Sie ausgeschlafen sind? Reizbar, obwohl nichts passiert ist? Der Grund könnte digitale Erschöpfung sein – ein stiller...

DWN
Finanzen
Finanzen Gruppeneffekt an der Börse: Wenn Freunde das Portfolio steuern
17.08.2025

Unsere finanziellen Entscheidungen sind oft weniger durchdacht, als wir glauben. Menschen in unserem Umfeld können erheblichen Einfluss...

DWN
Panorama
Panorama Dienstleister für Visa und ETA: Zwischen Hilfe und Abzocke – was Sie wissen müssen
17.08.2025

Reisen wird komplizierter: In vielen Ländern reicht der Reisepass nicht mehr. Visa, ETA oder digitale Einreisekarten sind nötig....

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerhinterziehung: Zahl der Betriebsprüfungen geht seit Jahren zurück - das bringt Probleme mit sich
17.08.2025

Der Kampf gegen Steuerhinterziehung ist immer wieder ein erklärtes Ziel der Politik. Doch in der Realität gibt es immer weniger...

DWN
Technologie
Technologie Bionik, KI und Robotik: Der Innovationsschub, der alles verändert
16.08.2025

Von der Bionik bis zur KI-Konvergenz: Neue Technologien versprechen einen Innovationssprung – und könnten Wirtschaft, Gesellschaft und...