Politik

Konten eingefroren: Finanzaufsicht schließt deutsche Maple Bank

Die Finanzaufsicht Bafin hat die Frankfurter Maple Bank geschlossen. Die Bank darf ab sofort keine Vermögenswerte veräußern und muss den Konten einfrieren. Grund für das Vorgehen ist eine drohende Überschuldung.
08.02.2016 00:06
Lesezeit: 1 min

Die Finanzaufsicht BaFin hat die Frankfurter Maple Bank geschlossen. Der Bank drohe wegen einer Steuerrückstellung die Überschuldung, teilte die Behörde am Sonntag mit.

Die Maple Bank ist das erste deutsche Geldhaus seit mehr als drei Jahren, über die die BaFin ein sogenanntes Moratorium verhängt hat. Laut der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) habe die Bank eine Bilanzsumme von fünf Milliarden Euro.

Von der Schließung betroffen seien vor allem institutionelle Kunden. Von den 2,6 Milliarden Euro, die bei der Bank angelegt seien, entfalle nur ein kleiner Teil auf Privatkunden. Wenn die BaFin offiziell den Entschädigungsfall feststellt, ist das Geld durch den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken abgesichert - bis zu 59,8 Millionen Euro je Kunde, wie ein Sprecher des Verbandes sagte. Mit dem Moratorium der BaFin sollen die Vermögenswerte gesichert werden.

Die Bank ist offenbar über umstrittene Geschäfte mit Dividendenpapieren („Cum-Ex“) gestolpert. Im September waren die Maple-Bank-Zentrale im Frankfurter Westend und mehrere Wohnungen von 300 Beamten wegen der Cum-Ex-Affäre durchsucht worden. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt legt den Bankern schwere Steuerhinterziehung zur Last, zum Teil auch Geldwäsche. Sie sollen den Fiskus von 2006 bis 2010 mit Cum-Ex-Geschäften um einen dreistelligen Millionen-Betrag geprellt haben. Dabei geht es um einen Handel mit Aktien rund um den Termin der Dividendenzahlung, bei dem Käufer und Verkäufer Kapitalertragsteuer kassierten. Das galt lange als Gesetzeslücke, die von vielen Banken und deren Kunden genutzt wurde. Inzwischen gehen die Behörden aber dagegen vor. Mehrere große Institute mussten Bußgelder zahlen.

In Zeitungsberichten war im Fall der Maple Bank von einem Steuerschaden von bis zu 450 Millionen Euro die Rede. Das wäre mehr als die Eigenmittel der Maple Bank, die sich zuletzt auf knapp 300 Millionen Euro beliefen. Die 1994 gegründete Bank gehört zur Maple Financial Group im kanadischen Toronto, an der der Pensionsfonds OTPP und die Familie Chan aus Vancouver mit je 29 Prozent beteiligt sind. Die börsennotierte National Bank of Canada hält 24 Prozent. Sie hatte bereits kurz nach der Razzia davor gewarnt, dass sie ihre Beteiligung deutlich abwerten müsse. Der Anteil stand damals mit 165 Millionen Kanadischen Dollar in ihrer Bilanz.

Davor war die Bank vor allem dafür bekannt, dass sie in die letztlich gescheiterte Übernahme des Volkswagen-Konzerns durch den Sportwagenhersteller Porsche verwickelt war.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...