Die Finanzaufsicht BaFin hat die Frankfurter Maple Bank geschlossen. Der Bank drohe wegen einer Steuerrückstellung die Überschuldung, teilte die Behörde am Sonntag mit.
Die Maple Bank ist das erste deutsche Geldhaus seit mehr als drei Jahren, über die die BaFin ein sogenanntes Moratorium verhängt hat. Laut der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) habe die Bank eine Bilanzsumme von fünf Milliarden Euro.
Von der Schließung betroffen seien vor allem institutionelle Kunden. Von den 2,6 Milliarden Euro, die bei der Bank angelegt seien, entfalle nur ein kleiner Teil auf Privatkunden. Wenn die BaFin offiziell den Entschädigungsfall feststellt, ist das Geld durch den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken abgesichert - bis zu 59,8 Millionen Euro je Kunde, wie ein Sprecher des Verbandes sagte. Mit dem Moratorium der BaFin sollen die Vermögenswerte gesichert werden.
Die Bank ist offenbar über umstrittene Geschäfte mit Dividendenpapieren („Cum-Ex“) gestolpert. Im September waren die Maple-Bank-Zentrale im Frankfurter Westend und mehrere Wohnungen von 300 Beamten wegen der Cum-Ex-Affäre durchsucht worden. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt legt den Bankern schwere Steuerhinterziehung zur Last, zum Teil auch Geldwäsche. Sie sollen den Fiskus von 2006 bis 2010 mit Cum-Ex-Geschäften um einen dreistelligen Millionen-Betrag geprellt haben. Dabei geht es um einen Handel mit Aktien rund um den Termin der Dividendenzahlung, bei dem Käufer und Verkäufer Kapitalertragsteuer kassierten. Das galt lange als Gesetzeslücke, die von vielen Banken und deren Kunden genutzt wurde. Inzwischen gehen die Behörden aber dagegen vor. Mehrere große Institute mussten Bußgelder zahlen.
In Zeitungsberichten war im Fall der Maple Bank von einem Steuerschaden von bis zu 450 Millionen Euro die Rede. Das wäre mehr als die Eigenmittel der Maple Bank, die sich zuletzt auf knapp 300 Millionen Euro beliefen. Die 1994 gegründete Bank gehört zur Maple Financial Group im kanadischen Toronto, an der der Pensionsfonds OTPP und die Familie Chan aus Vancouver mit je 29 Prozent beteiligt sind. Die börsennotierte National Bank of Canada hält 24 Prozent. Sie hatte bereits kurz nach der Razzia davor gewarnt, dass sie ihre Beteiligung deutlich abwerten müsse. Der Anteil stand damals mit 165 Millionen Kanadischen Dollar in ihrer Bilanz.
Davor war die Bank vor allem dafür bekannt, dass sie in die letztlich gescheiterte Übernahme des Volkswagen-Konzerns durch den Sportwagenhersteller Porsche verwickelt war.