Wegen des Preisverfalls an den Rohstoffmärkten hat der Minen- und Handelskonzern Glencore im vergangenen Jahr einen massiven Verlust von rund 8 Milliarden Dollar erwirtschaftet, wie Financial Times schreibt. Im Jahr 2014 wurde hingegen noch ein Vorsteuer-Gewinn von 4,3 Milliarden Dollar erzielt. Das Unternehmen treibt deshalb die geplanten Verkäufe seiner Beteiligungen deutlich schneller voran als zunächst geplant. Im laufenden Jahr sollten zusätzlich Geschäftsbereiche im Volumen von vier bis fünf Milliarden Dollar verkauft werden, neben den bereits vereinbarten Verkäufen in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar, wie der Bergbaukonzern mitteilte.
Der Verfall der Rohstoffpreise brockte Glencore im vergangenen Jahr zudem Sonderbelastungen in Höhe von 5,8 Milliarden Dollar ein. Wie Financial Times schreibt, gehört dazu auch eine Abschreibung auf eine Investition im Nickel-Markt im Volumen von etwa 4 Milliarden Dollar.
Glencore versucht unter anderem Minen zu verkaufen, um massive Schulden in Höhe von derzeit rund 26 Milliarden Dollar abzubauen. Bis Ende des Jahres 2017 soll der Schuldenstand auf rund 15 Milliarden Dollar gesenkt werden, wie das Unternehmen bekanntgab.
Die Preise für wichtige Rohstoffe fielen zuletzt auf den niedrigsten Stand seit vielen Jahren. Der Preis für Nickel brach an der Londoner Rohstoffbörse im vergangenen Jahr um rund 40 Prozent ein. Der Preis für Kupfer gab in den vergangenen drei Jahren fast 40 Prozent, jener für Eisenerz um fast 70 Prozent nach. Aluminium hat sich in den vergangenen fünf Jahren um rund 40 Prozent verbilligt. Dies belastete den Aktienkurs des Unternehmens massiv: Die Titel von Glencore waren 2015 die zweitschlechtesten Aktien im Londoner Leitindex FTSE 100.
Die gesamte Rohstoffbranche befindet sich in einer schweren Rezession. Zuletzt hatten bedeutende Minenunternehmen Milliardensummen abschreiben müssen oder hohe Verluste gemeldet. Hierzu zählen das brasilianische Unternehmen Vale mit Wertberichtigungen von über 9 Milliarden Dollar und der australische Konzern Rio Tinto, der 2015 einen Verlust von 900 Millionen Dollar bekanntgab – nach Gewinnen von rund 6,5 Milliarden Dollar im Jahr 2014. Auch der größte Minenkonzern BHP Billiton musste im vergangenen Jahr einen Verlust von fast 5,7 Milliarden Dollar verkraften.
Auch in der Ölindustrie macht sich der Preisverfall bereits bemerkbar. Wie eine am Dienstag veröffentlichte Reuters-Studie ergab, planen die 18 größten amerikanischen Produzenten für das laufende Jahr, die Förderung um über 5 Prozent zu senken. 2015 hatte sie diese noch um rund 10 Prozent hochgefahren. Gerade Frackingfirmen leiden besonders unter den niedrigen Preisen für Erdöl, weil ihre Förder-Technik kostspieliger ist als diejenige traditioneller Produzenten. Viele Unternehmen der Branche hatten deswegen zuletzt ihre Investitionen gedrosselt und lassen die Arbeit an neuen Förderstätten ruhen. So werden derzeit nach Angaben des Öl-Dienstleisters Baker Hughes nur 400 Förderstätten genutzt, 2014 waren es noch viermal so viele.