Inflationsindexierte Anleihen: Schutz für Anleger?
Staatsanleihen gelten traditionell als sichere Anlage, insbesondere in Rezessionen, da sie Verluste an den Aktienmärkten abfedern. Doch in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen können langfristige Anleihen zur riskanten Wette werden. Besonders gefährlich wird es, wenn Fälligkeitsrenditen und Laufzeitprämien niedrig sind. Dann verlieren Anleger bei Zinsanstiegen überproportional an Wert.
Staatsanleihen führender Industriestaaten, allen voran der USA und Deutschlands, gelten als risikolose Basisanlage. Anleger erhalten Kuponzahlungen und Nennwert zurück, solange Staaten handlungsfähig bleiben. Doch Inflation und Währungsabwertung schmälern den realen Wert. Wer Anleihen bis zur Fälligkeit hält, kennt zwar Rendite und Rückzahlung, doch Fondsanleger unterliegen Kursschwankungen, die durch Zins- und Nachfrageschocks entstehen. Steigende Renditen drücken die Preise, während ein erhöhtes Angebot – etwa durch wachsende Staatsschulden – zusätzliche Zinssprünge erzwingen kann. Besonders stark reagieren Anleihen mit langer Laufzeit und niedrigem Zinssatz.
Anleihen im Zins- und Inflationszyklus
Je niedriger die Basiszinsen, desto empfindlicher reagieren Kurse. Eine 20-jährige Anleihe kann bei einer Zinsverdopplung um mehr als ein Viertel an Wert verlieren. Zwar mildert der Kupon die Gesamtrenditeverluste ab, doch bleibt die Sensitivität hoch. Beispiele aus den USA zeigen extreme Kursausschläge: Zwischen 2018 und 2020 trieben sinkende Renditen die Preise um 30 Prozent nach oben, während steigende Renditen zwischen 2021 und 2023 zu Verlusten von über 40 Prozent führten – deutlich stärker als typische Bärenmärkte am Aktienmarkt. Historisch waren Phasen steigender Inflation, etwa von 1966 bis 1981, für nominale Anleihen katastrophal.
Inflationsindexierte Anleihen koppeln den Nennwert an den Verbraucherpreisindex
Die Bundesanleihe gilt als sicherer Hafen, verliert in Zeiten rasant steigender Zinsen jedoch ebenfalls massiv an Wert. Versicherer, Pensionsfonds und private Anleger müssen deshalb verstärkt auf Alternativen setzen, um Kaufkraftverluste zu vermeiden. Inflationsindexierte Anleihen aus der Eurozone sind dabei ein entscheidendes Instrument, da sie realen Werterhalt ermöglichen und so die Stabilität von Portfolios sichern.
Inflationsindexierte Anleihen koppeln den Nennwert an den Verbraucherpreisindex. Damit steigen nicht nur Zinszahlungen, sondern auch der Rückzahlungsbetrag mit der Inflation. Beispielrechnungen zeigen, dass Anleger trotz niedriger Kupons realen Zuwachs erzielen können. In Zeiten steigender Preise reduzieren sie Kursschwankungen und bewahren Kaufkraft. Daten belegen, dass inflationsindexierte Anleihen in Inflationsphasen nominale Anleihen deutlich übertreffen.
Besonders attraktiv für Anleger der Eurozone ist der iShares Euro Inflation Linked Government Bond UCITS ETF. Er bündelt inflationsindexierte Staatsanleihen der größten EU-Länder, darunter auch Deutschland, und bietet mit geringen Gebühren Zugang zu einem diversifizierten Portfolio. Seit 2005 erzielte er im Schnitt 2,1 Prozent pro Jahr, wobei die Rendite im Inflationsumfeld besonders stabil blieb. Mit einem aktuellen Realzins von einem Prozent ermöglicht er langfristigen Inflationsschutz, während Reinvestitionen der Zinsen steuerliche Vorteile bringen.
Für welche Anleger sind inflationsindexierte Anleihen interessant?
Inflationsindexierte Anleihen eignen sich nicht für alle Anleger gleichermaßen. Wer sein Vermögen langfristig und vergleichsweise sicher anlegen möchte – etwa als Teil der Altersvorsorge – kann von diesem Instrument profitieren. Für risikofreudige Anleger, die vor allem auf kurzfristige Kursgewinne setzen, sind inflationsgeschützte Papiere dagegen weniger geeignet, da ihre Kursbewegungen in Phasen fallender Inflation hinter klassischen Anleihen zurückbleiben können. Am besten funktionieren sie als Beimischung im Portfolio, um die Kaufkraft zu sichern und Schwankungen anderer Anlageklassen abzufedern.
Aktuelles Marktumfeld: Chancen und Risiken im Überblick
Die Attraktivität inflationsindexierter Anleihen hängt stark vom geldpolitischen Kurs der Notenbanken ab. Während die Europäische Zentralbank zuletzt signalisiert hat, die Leitzinsen nicht weiter anzuheben, bleibt die Inflationsentwicklung in vielen Euro-Ländern über dem Zielwert von zwei Prozent. Für Anleger bedeutet das: Klassische Anleihen liefern aktuell zwar wieder nominal positive Renditen, doch der reale Wertzuwachs ist ohne Inflationsschutz oft gering. Inflationsindexierte Anleihen können daher helfen, die reale Verzinsung zu stabilisieren – insbesondere, wenn die Inflation hartnäckiger bleibt als erwartet.
Der größte Vorteil liegt im Schutz der Kaufkraft: Sowohl Kupons als auch Rückzahlungsbeträge steigen mit der Inflation. Allerdings gibt es auch Risiken. In Phasen sinkender Inflation verlieren inflationsindexierte Anleihen an Attraktivität und können schlechter abschneiden als nominale Papiere. Zudem sind die Märkte für solche Anleihen oft weniger liquide, was den Handel erschwert. Ein weiterer Aspekt: In Deutschland gilt die Steuerpflicht auch für inflationsbedingte Aufschläge – ein Punkt, den Anleger unbedingt berücksichtigen sollten.
Inflationsindexierte Anleihen: Vergleich und Alternativen
Neben dem genannten iShares-ETF gibt es weitere Fondsanbieter wie Lyxor oder Xtrackers, die inflationsindexierte Euro-Staatsanleihen bündeln. Unterschiede bestehen vor allem in der Kostenquote (TER) und der Ländergewichtung. Ein Vergleich lohnt sich, da Gebühren langfristig die Nettorendite deutlich beeinflussen können. Als Alternativen kommen auch reale Sachwerte infrage: Immobilien, Gold oder Aktien von Infrastrukturunternehmen gelten ebenfalls als Schutz vor Geldentwertung, bieten aber eine andere Risikostruktur.
Privatanleger, die sich für inflationsindexierte Anleihen interessieren, sollten beim Kauf auf die Kennzahl der sogenannten Break-even-Inflation achten. Sie zeigt an, ab welcher Inflationsrate inflationsgeschützte Anleihen besser abschneiden als nominale Anleihen gleicher Laufzeit. Zudem empfiehlt es sich, auf eine breite Diversifikation zu setzen und über kostengünstige ETFs zu investieren, anstatt einzelne Anleihen direkt zu kaufen. Wichtig ist auch die steuerliche Behandlung: Da auch inflationsbedingte Wertzuwächse steuerpflichtig sind, sollten Anleger die Anleihen in steuerlich begünstigten Mantelprodukten halten, etwa in einem Fondssparplan.

