EZB schlägt Alarm – was Anleger jetzt zum Goldpreis-Squeeze wissen müssen
Gold gilt seit jeher als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Doch aktuell warnt ausgerechnet die Europäische Zentralbank (EZB) vor massiven Risiken am Goldmarkt. Die Rede ist von einem möglichen „Goldpreis-Squeeze“, der nicht nur Händler unter Druck setzen, sondern das gesamte Finanzsystem ins Wanken bringen könnte. Was hinter der Warnung steckt, was ein Goldpreis-Squeeze bedeutet und wie sich Anleger nun verhalten sollten.
EZB warnt vor systemischen Risiken
In ihrer jüngsten Ausgabe des „Financial Stability Review“ schlägt die EZB ungewöhnlich deutliche Töne an: Die Zentralbank sieht im rasanten Anstieg physisch lieferbarer Gold-Terminkontrakte eine Bedrohung für die Stabilität des globalen Finanzsystems. Hintergrund ist die zunehmende Nachfrage nach physischem Gold in einem Markt, der eigentlich auf Papiergeschäfte ausgelegt ist. Die Anzahl der zur Lieferung angemeldeten Goldkontrakte erreichte im Januar 2025 den höchsten Stand seit Juli 2007.
Insbesondere die Terminbörse Comex in Chicago geriet in den Fokus: Hier wurden zuletzt vermehrt Goldkontrakte „noticed for delivery“, also zur physischen Lieferung angemeldet. Da sich der Großteil der Goldreserven in den Tresoren Londons befindet, mussten Banken das gelbe Edelmetall kostenintensiv über den Atlantik transportieren. Zwischenzeitlich lag der Goldpreis in Chicago um bis zu 50 US-Dollar über dem in London – ein ungewöhnlich hoher Spread, der auf akute Lieferengpässe hindeutet.
Was ist ein Goldpreis-Squeeze?
Ein Goldpreis-Squeeze entsteht, wenn die Nachfrage nach physischer Lieferung sprunghaft steigt und die Verkäufer – meist Banken oder institutionelle Investoren – Schwierigkeiten haben, ihre Lieferverpflichtungen zu erfüllen. Das treibt den Goldkurs nach oben und kann in einem sogenannten Short-Squeeze enden: Marktteilnehmer, die auf fallende Preise gesetzt haben, sind gezwungen, ihre Positionen zu höheren Preisen glattzustellen – mit teils dramatischen Verlusten.
Gerade bei Gold-Derivaten, deren Marktvolumen laut EZB in Europa bei rund einer Billion Euro liegt, ergibt sich ein gefährliches Spannungsfeld. Diese Summe entspricht dem Dreifachen der weltweiten Jahresproduktion an physischem Gold. Ein Großteil dieser Geschäfte wird zudem außerbörslich („over the counter“) abgewickelt – also ohne regulatorische Transparenz. Für die EZB ist klar: Die systemische Bedeutung des Goldmarkts wächst – und mit ihr die Risiken.
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Goldpreis aktuell: Getrieben von Unsicherheit
Seit 2023 steigt der Goldpreis rasant – ein Zeichen wachsender Risikoaversion der Märkte. Besonders geopolitische Unsicherheiten, die bevorstehende US-Wahl und die Ankündigung möglicher Zölle auf Edelmetalle durch Donald Trump haben die Nachfrage weiter befeuert. Zentralbanken – allen voran die Volksrepublik China – stocken ihre Reserven massiv auf, während sie gleichzeitig US-Staatsanleihen abbauen. Im Laufe des Jahres 2024 kaufte China mehr als 200 Tonnen Gold. Die Zahl der physisch ausgelieferten Unzen steigt ebenfalls stetig.
Die Folge: Banken geraten unter Druck, wenn sie ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Kommt es zu einem Lieferverzug oder -ausfall, drohen sogenannte Margin Calls – also Nachschusspflichten für Sicherheiten. Diese können eine Kettenreaktion auslösen, wenn Positionen zwangsweise aufgelöst werden müssen und Liquiditätsengpässe entstehen.
Der Absicherungs-Trade wird zum Risiko
Sogenannte Bullion Banks, die Gold in London lagern und sich über Short-Positionen an der Comex gegen Preisverluste absichern, sehen sich mit einem Dilemma konfrontiert. Wenn der Goldpreis in New York plötzlich höher liegt als in London, geraten diese Institute in die Verlustzone. Können sie das Gold nicht schnell genug überführen oder ihre Positionen nicht rechtzeitig schließen, droht ein Goldpreis-Squeeze mit weitreichenden Folgen – bis hin zu Bankenpleiten.
Hinzu kommt: Derivate mit Hebelwirkung – also Finanzinstrumente, die auf steigende oder fallende Goldpreise spekulieren – verstärken das Risiko weiter. Der Markt ist hochsensibel: Schon eine relative kleine Menge physisch geforderten Goldes kann das Gleichgewicht kippen lassen. Fondsmanager Martin Siegel warnt: „Schon 1.000 Tonnen könnten ausreichen, um den Markt aus dem Gleichgewicht zu bringen.“
Was bedeutet der Goldpreis-Squeeze für Anleger?
Für Privatanleger stellt sich die Frage, wie sie auf die Entwicklungen am Goldmarkt reagieren sollen. Klar ist: Der Goldpreis-Squeeze zeigt, dass der vermeintlich sichere Goldmarkt derzeit alles andere als stabil ist. Wer in physisches Gold investiert hat – also Münzen oder Barren –, muss sich um Lieferengpässe keine Sorgen machen. Anders sieht es bei komplexen Finanzprodukten wie Zertifikaten oder Gold-Derivaten aus. Hier lauern erhebliche Risiken, wenn es zu einem Short-Squeeze kommt.
Die EZB mahnt zu mehr Transparenz und Regulierung – insbesondere bei außerbörslichen Geschäften und Derivaten mit physischer Lieferpflicht. Anleger sollten ihre Positionen kritisch hinterfragen: Ist das Investment durch echtes Gold gedeckt? Welche Gegenparteien stehen dahinter? Und wie hoch ist der Hebel?
Goldpreis-Entwicklung - die Ruhe trügt
Ein Goldpreis-Squeeze ist kein theoretisches Szenario mehr – sondern eine reale Gefahr, wie die EZB deutlich macht. Zwar hat sich die Lage an den Märkten zuletzt etwas entspannt, doch die strukturellen Risiken bleiben. Besonders die Verquickung von physischem Gold, Derivaten und geopolitischen Spannungen macht den Markt anfällig für Schocks. Für Anleger heißt das: Sicherheit ist nur dort gegeben, wo Transparenz und physische Verfügbarkeit gewährleistet sind. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte beim Investment ins gelbe Edelmetall auf echte Werte setzen – nicht auf Versprechen.
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