Finanzen

Sparkassen schließen Strafzinsen für Sparguthaben nicht mehr aus

Die Sparkassen fürchten, dass sie die Negativzinsen auch auf private Sparguthaben ausdehnen müssen. Die Sparkassen fordern, dass der Staat bei der Vermögensbildung helfen solle. Angela Merkel will als Gegen-Maßnahme die Inflation ankurbeln.
28.04.2016 01:58
Lesezeit: 1 min

Die Sparkassen schließen Strafzinsen für normale Sparer auf lange Sicht nicht mehr aus. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon, sagte am Mittwoch auf dem 25. Deutschen Sparkassentag in Düsseldorf, die Geldinstitute würden «alles tun, um die privaten Sparer vor Negativzinsen zu schützen - in Teilen auch zu Lasten der eigenen Ertragslage». Wenn die aktuelle Niedrigzinsphase aber lange andauere, würden die Sparkassen die Kunden nicht davor bewahren können.

Der Sparkassen-Präsident appellierte gleichzeitig an die deutsche Politik, mehr für die Vermögensbildung von Geringverdienern zu tun. «Über 60 Prozent unserer Privatkunden haben monatlich eigentlich nichts mehr übrig, um Rücklagen zu bilden», warnte Fahrenschon. Wer wirklich Wohlstand für alle wolle, müsse den Betroffenen helfen, für das Alter vorzusorgen.

Fahrenschon forderte den Staat auf, dafür einen Teil des Geldes auszugeben, das er wegen der aktuell niedrigen Zinsen bei der eigenen Kreditaufnahme spare. Denkbar sei etwa eine Novellierung des Vermögensbildungsgesetzes, mit dem der Staat die Vermögensbildung von Arbeitnehmern fördert. Seit 1998 seien dessen Einkommensgrenzen und Förderhöhen nicht mehr angepasst worden. Deshalb seien viel zu viele aus der Förderung gefallen. «Eine staatliche Sparprämie von 20 Prozent ist unschlagbar», sagte er.

Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte Verständnis für die Diskussion. Denn die Niedrigzinsen kämen die Sparer relativ teuer zu stehen, meinte die Kanzlerin. Die Politik könne angesichts der Unabhängigkeit der Notenbanken nur versuchen, mit Strukturreformen das Wachstum anzukurbeln. Das könne eine Inflationsrate schaffen, die den Notenbanken wieder Spielraum für Zinserhöhungen gebe.

EZB-Chef Mario Draghi sagte der Bild-Zeitung, dass die Zinspolitik die Sparer treffe, dass die Politik der niedrigen Zinsen jedoch für die Wirtschaft notwendig sei.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...