US-Stahlzölle: Boliden-Chef gibt Trump Recht
US-Präsident Donald Trump liegt nach Ansicht von Mikael Staffas, CEO des schwedischen Bergbau- und Schmelzunternehmens Boliden, mit seiner Politik der Stahlzölle richtig. Auf dem Seminar „Industrie – unsere beste Verteidigung“, das von fünf führenden schwedischen Industrieverbänden organisiert wurde, betonte Staffas, dass Zölle auf Stahl und Aluminium unerlässlich seien, um die Industrie in den USA zu sichern.
„Die Zölle auf Stahl und Aluminium sind absolut notwendig, wenn man will, dass überhaupt noch eine Industrie in den USA existiert. China hat diese Märkte mit billigem Geld und staatlicher Unterstützung übernommen“, sagte Staffas.
Auch auf dem Kupferschmelzmarkt, in dem Boliden tätig ist, zeichne sich ein ähnliches Szenario mit massiver Konkurrenz aus China ab. Schweden stehe als Industrieland zwar vergleichsweise gut da, doch unfaire Wettbewerbsbedingungen setzten auch dort einzelne Branchen zunehmend unter Druck. Fehlende Maßnahmen könnten dazu führen, dass ganze Industriezweige verschwinden, so der Manager.
Langwierige Verfahren als Standortnachteil
Besonders kritisch sieht Staffas die langen Genehmigungsprozesse in Europa. Bolidens Antrag auf eine Bergbaukonzession für die Laver-Lagerstätte wurde zwar jüngst nach zehn Jahren bewilligt, doch Umweltgenehmigungen – darunter Natura-2000-Auflagen – stehen weiterhin aus. Erst danach könne über Investitionen in die potenziell größte Kupfermine Europas entschieden werden. „Wir brauchen einen kleineren, effizienteren öffentlichen Sektor, der Genehmigungen in angemessener Zeit bearbeitet“, forderte Staffas.
Mit Blick auf das von Trump und Elon Musk gegründete „Effizienzministerium“ warnte er vor dem Risiko, dass Frust über lange Verfahren in Europa ebenfalls zu drastischen Kürzungen führen könnte.
Thomas Östros, Vizechef der Europäischen Investitionsbank, widersprach teilweise. Nicht die Zahl der Staatsbediensteten sei das Problem, sondern die Überkomplexität der EU-Regeln. Europa müsse hier dringend vereinfachen.
Bedeutung für Deutschland und Europa
Die Debatte ist nicht nur für Schweden relevant. Auch die deutsche Industrie – von Stahl bis Automobil – ist stark von globalen Märkten abhängig. Sollten Zölle und lange Genehmigungsverfahren die Wettbewerbsfähigkeit Europas weiter schwächen, könnten Unternehmen in Deutschland ihre Produktion verlagern oder Investitionen aufschieben. Angesichts der Konkurrenz aus China und der geopolitischen Spannungen wirkt die Diskussion über Stahlzölle auch auf deutsche Schlüsselindustrien zurück, die vor ähnlichen Herausforderungen wie Boliden stehen.
Östros betonte, dass China mit enormem Tempo in Schlüsselindustrien wie der Automobil- und Energiewirtschaft aufhole und damit sowohl die USA als auch Europa herausfordere. Europa müsse sicherstellen, sich nicht von China abhängig zu machen – insbesondere, wenn Peking Russland weiter im Ukraine-Krieg unterstützt.
Kapitalmärkte und Währungsrisiken
Darüber hinaus warnte Östros vor der Abhängigkeit Schwedens von einer schwachen Krone, die seit Jahrzehnten an Wert verloren hat. Dänemark habe mit seiner festen Währungspolitik vorgemacht, wie Stabilität geschaffen werden könne. Positiv hob er die Struktur des schwedischen Kapitalmarktes hervor, der Innovationen fördere und durch kapitalgedeckte Rentensysteme einen Wettbewerbsvorteil gegenüber vielen europäischen Staaten besitze.
Das Seminar, organisiert von Skogsindustrierna, Ikem, Jernkontoret, Teknikföretagen und Svemin, machte deutlich: Stahlzölle, Wettbewerbsbedingungen und die geopolitische Rolle Chinas bleiben die zentralen Fragen für die europäische Industriepolitik.



