EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat vor der Bundespräsidenten-Stichwahl in Österreich eine Warnung an die österreichischen Wähler geschickt: Mit Blick auf einen möglichen Sieg der FPÖ sehe er sich gezwungen zu sagen, "dass ich sie nicht mag", sagte Juncker in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der französischen Zeitung "Le Monde".
"Die Österreicher hören das nicht gern, aber das ist mir egal. Mit den Rechtspopulisten ist weder eine Debatte noch ein Dialog möglich." Bei der Stichwahl am Sonntag tritt der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer gegen den von den Grünen unterstützten Kandidaten Alexander Van der Bellen an.
In der ersten Runde hatte Hofer 35 Prozent der Stimmen erhalten, Van der Bellen 21,3 Prozent. Allerdings hat sich die drittplatzierte Irmgard Griss bereits für Van der Bellen ausgesprochen. Sie war in der ersten Runde auf knapp 20 Prozent gekommen.
Daher ist eigentlich ein Sieg von Van der Bellen zu erwarten. Allerdings könnten Aussagen wie jene von Juncker die Stimmung in Österreich durchaus beeinflussen. Die Österreicher reagieren allergisch auf Ratschläge von außen. Als der frühere UN-Generalsekretär Kurt Waldheim wegen seines Verschweigens seiner NS-Tätigkeit auf dem Balkan praktisch aus aller Welt als unwählbar bezeichnet wurde, wählten ihn die Österreicher mit großer Mehrheit zum Bundespräsidenten. Waldheims hatte den Österreichern erklärt, dass nicht er, sondern lediglich sein Pferd am Balkan seinen Dienst versehen habe.