In einer Analyse kommt Bloomberg zu dem Schluss, dass sich die russische Wirtschaft im vergangenen Jahr trotz der niedrigen Ölpreise unerwartet robust gezeigt hat. Einige Branchen konnten demzufolge sogar deutliche Zuwächse verzeichnen – etwa die Informationstechnologie, deren Produktion 2015 um fast 30 Prozent anstieg.
Ein Grund für das Wachstum lag im Kursverfall des Rubel, welcher sich positiv auf das exportierende Gewerbe ausgewirkt habe. Seit Sommer 2014 hatte sich die Landeswährung in drei Schüben gegenüber dem Euro und dem Dollar stark verbilligt. Derzeit muss man für einen Euro rund 75 Rubel bezahlen – Mitte 2014 waren es noch etwa 45 Rubel. Ende des vergangenen Jahres stieg der Eurokurs auf einen Höchststand von etwa 90 Rubel.
„Es gibt kleine Anzeichen eines Wandels in der Struktur der Wirtschaft vor dem Hintergrund einer Verdoppelung des Rubelkurses, welcher zu Wettbewerbsvorteilen geführt hat. Aber um die gesamte Struktur der Wirtschaft zu ändern, genügen Preisvorteile nicht“, sagte ein von Bloomberg zitierter Analyst.
Zu den größten Profiteuren gehörten im vergangenen Jahr die IT-Branche mit einem Wachstum von 28 Prozent, die Pharmabranche mit Zuwächsen von fast 9 Prozent, die Medizintechnik mit knapp 6 Prozent und die Branche für Präzisionsinstrumente mit rund 5 Prozent vor der Chemieindustrie und der Kohleförderung. Zu bedenken ist, dass die wirtschaftliche Gesamtleistung 2015 um etwa 3,7 Prozent zurückging.
Einige Sektoren profitierten darüber hinaus vom Konflikt zwischen Russland und dem Westen, der sich um die Frage der Ukraine entzündet hatte. Die von den USA geforderten und von der EU praktizierten Sanktionen gegen Russland führten dazu, dass das Land in manchen Bereichen auf die eigene Produktion zurückgreifen musste, weil die entsprechenden Waren nicht mehr aus Europa eingeführt werden konnten. Dazu gehört beispielsweise die Landwirtschaft, deren Umsatz um 4,4 Prozent anzog.
Die russische Wirtschaft ist immer noch stark vom Verkauf von Erdöl und Erdgas abhängig, auf den etwa ein Drittel der Staatseinnahmen entfallen, und rund ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts hängen mit dem Energiesektor zusammen. Aus diesem Grund können preisinduzierte Wettbewerbsvorteile einiger Branchen keinen grundlegenden Wandel anstoßen. Dieser funktioniere nur, wenn nachhaltige Investitionen in die Wirtschaft getätigt würden, sagen Beobachter. „Einige Industrien haben von der Abwertung profitiert, aber dies ist ein einmaliger Gewinn. Was gebracuht wird sind Investitionen, Reformen und das Vertrauen von Investoren“, so ein von Bloomerg befragter russischer Ökonom.
Dafür stehen die Chancen inzwischen wieder besser. Im „Ease of Doing Business-Index“ der Weltbank, der die Investitionsfreundlichkeit von Staaten bewertet, ist Russland seit dem Jahr 2013 um 61 Plätze auf den 51sten Rang hochgestuft worden.
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