Politik

EU-Bericht: Starker Anstieg bei Drogen-Konsum von Jugendlichen

2014 starben etwa 6.800 Menschen an einer Überdosis. Vor allem in Großbritannien und Deutschland gibt es viele solcher Fälle. Jedes Jahr kommen zu den bereits bekannten Drogen zahlreiche neue Substanzen auf den EU-Drogenmarkt, das zeigt der aktuelle EU-Drogenbericht.
05.06.2016 01:39
Lesezeit: 1 min
EU-Bericht: Starker Anstieg bei Drogen-Konsum von Jugendlichen
Zahl der gemeldeten Sicherstellungen von süchtig machenden Substanzen nach Land (links) sowie Anteil der wichtigsten Drogen an den Sicherstellungen (rechts) im Jahr 2011. (Grafik: Europäischer Drogenbericht 2013)

Die Zahl der Todesfälle aufgrund einer Überdosierung von Drogen hat auch 2016 erneut zugenommen. 6.800 Fälle sind es dem Drogenbericht zufolge. 15 Prozent davon wurden in Deutschland festgestellt, 36 Prozent in Großbritannien. Doch nicht nur die Zahl der Todesfälle hat zugenommen, sondern auch die Zahl der Substanzen an sich.

Aktuell stehen bei der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht mehr als 560 neue psychoaktive Substanzen unter Beobachtung. Allein 2015 kamen 98 neue Substanzen hinzu – 2014 waren es 101 Substanzen. Besorgniserregend beurteilt der EU-Drogenbericht, die Ausweitung des MDMA-Konsums (Ecstasy) und die steigende Zahl der Einsteiger. Hier spielt auch der wachsende Online-Markt eine Rolle für das Drogenproblem. Tatsächlich ist der Ecstasy-Konsum nicht mehr nur vornehmlich in Techno- oder Drum‘n‘ Base- Clubs zu finden. „Aufgrund des Vormarschs von MDMA müssen bestehende Maßnahmen zur Prävention und Schadensminimierung überdacht werden, um die Maßnahmen auf eine neue Population von Konsumenten abzustimmen, die womöglich hochdosierte Produkte konsumieren, ohne die damit verbundenen Risiken hinreichend zu kennen“, sagte Alexis Goosdeel, der Direktor der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht.

„In unserem neuen Bericht wird auf Vergiftungen und sogar Todesfälle in Verbindung mit dieser Droge hingewiesen. Dies ist außerordentlich besorgniserregend, da MDMA in etabliertere soziale Milieus vordringt und zunehmend über Online-Märkte angeboten wird.“ Es seien mittlerweile hochdosierte Pulver, Kristalle und Tabletten mit einer Vielzahl von Logos in den unterschiedlichsten Farben und Formen auf dem Markt verfügbar. Außerdem könnten sogar Herstellungsnachweise angefordert werden. „Möglicherweise verfolgen die Hersteller damit bewusst eine Strategie, um die Wahrnehmung dieser Droge zu verbessern, nachdem sie lange Zeit in dem Ruf stand, von schlechter Qualität und Gegenstand von Fälschungen zu sein, und ihr Konsum infolgedessen zurückging“, so der Bericht.

Einen Anstieg der jungen Menschen ist auch beim Konsum von Amphetaminen zu beobachten. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Erstklienten um 50 Prozent. Insgesamt liegt das Durchschnittsalter der Erstkonsumenten bereits bei 16 Jahren. Bei erstmaliger Behandlungsaufnahme sind die Menschen im Schnitt 26 Jahre alt. So belief sich ersten Schätzungen zufolge der Wert des Endkundenmarktes für illegale Drogen in der EU 2013 zwischen 21 und 31 Milliarden Euro. Mit 38 Prozent machen Cannabisprodukte noch immer den größten Teil aus. Heroin und Kokain finden sich auf Platz zwei und drei. Amphetamine (1,8 Milliarden Euro) und MDMA (0,7 Milliarden Euro)haben noch einen deutlich geringeren Anteil.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...