Politik

Frühere US-Geheimdienstler warnen Merkel vor Säbelrasseln gegen Russland

Lesezeit: 2 min
07.07.2016 01:43
Ehemalige US-Geheimdienstler fordern von Bundeskanzlerin Merkel in einem Appell, beim Nato-Gipfel auf die Bremse zu steigen: Russland verfolge aktuell keine aggressiven Absichten. Die Geheimdienstler loben ausdrücklich die maßvolle Position von Bundesaußenminister Steinmeier.
Frühere US-Geheimdienstler warnen Merkel vor Säbelrasseln gegen Russland

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bereits vor dem Nato-Gipfel in Wales hatte die Gruppe davor gewarnt, Russland offiziell zur Bedrohung zu erklären. Die Erkenntnisse der Dienste gäben eine solche Einschätzung nicht her, schrieben die Unterzeichner damals. Doch die Nato setzte sich durch: Deutschland änderte seine Militärdoktrin.

Die Wahrscheinlichkeit eines militärischen Zusammenstoßes in der Luft und zur See sei zufällig oder vorsätzlich stark gestiegen, da die Kontrolle von US-Präsident Obama über einige Top-US- und Natogeneräle, von denen einige in Cowboy-Manier auftreten, gering ist – so die Analyse, die Consortium News im Wortlaut veröffentlicht.

„Dementsprechend empfehlen wir Ihnen, wie wir dies vordem letzten NATO-Gipfel getan haben, Ihre NATO-Kollegen dazu zu drängen, einen ,Grad der vernünftige Skepsis' in Warschau auf die Tagesordnung zu bringen – vor allem im Hinblick auf die empfundene Bedrohung durch Russland“, so die US-Geheimdienstleute. Die Unterzeichner schreiben, dass sie aufgrund ihrer jahrzehntelangen Kenntnis der Materie nicht erkennen könnten, dass Russland aktuell aggressive Absichten verfolge.

Es sei allerdings töricht, zu glauben, dass Putin keine Gegenmaßnahmen gegen die Militärübungen an den Grenzen Russlands unternehmen werde. Den Truppenaufmarsch an den Grenzen Russlands habe es in dem Ausmaß zuletzt im Rahmen des „Unternehmen Barbarossa“ unter Hitler vor 75 Jahren gegeben. Im Verlauf des deutschen Angriffs seien 25 Millionen Sowjetbürger getötet worden. Diese Erinnerungen werden aufgrund des aktuellen Nato-Aufmarschs, die nach Ansicht der Geheimdienstveteranen als Provokation eingestuft werden, erneut geweckt.

Deshalb sei eine Geben-und-Nehmen-Diplomatie statt eines Säbelrasselns durch die Nato angebracht. Denn ein Zusammenstoß mit Russland könnte die allgegenwärtige Gefahr eines Nuklearkriegs in die Realität umsetzen.

„Wir glauben, dass Außenminister Frank-Walter Steinmeier richtig damit lag, darauf hinzuweisen, dass das militärische Gehabe an den Grenzen Russlands weniger regionale Sicherheit bringen wird (…). Wir schlagen vor, dass es höchste Zeit für die westlichen Führer ist, zuzugeben, dass es nicht einen Fünkchen an Beweisen für einen russischen Plan zur Krim-Annexion vor dem Putsch in Kiew und vor den Nato-Beitrittsgesprächen bezüglich der Ukraine gegeben hat (…). Wir wissen jetzt, dass US-Air Force-General Philip Breedlove, der noch vor zwei Monaten Oberster NATO-Befehlshaber war, enormen Druck ausgeübt hat, um eine Konfrontation mit Russland und den Anti-Putsch-Separatisten in der Ostukraine herbeizuführen. Dies wird deutlich in Breedloves kürzlich enthüllten E-Mails, die jetzt bestätigen, was wir im Jahr 2014 angenommen hatten.“

Deshalb begrüßen die Geheimdienstveteranen Merkels „Nein“ zu möglichen Waffenlieferungen an die Ukraine. „Sie hielten an ihrer Position fest, obwohl dies in Opposition zu nahezu allen politischen und militärischen Kreisen in den USA und auch in Opposition zu den US-Medien stand, die alle den Krieg der Diplomatie vorziehen. Im Hinblick auf die Kämpfe im Osten der Ukraine ist es unvermeidlich, dass es mehr Vorschläge für Waffenlieferungen an die Ukraine geben wird“, meinen die Geheimdienstveteranen.

Stattdessen müsse die Minsker Vereinbarung umgesetzt werden, für die sich Merkel, Steinmeier und ihre russischen und französischen Kollegen so eingesetzt hätten.

Die Unterzeichner des Appells sind:

William Binney, former Technical Director, NSA; co-founder, SIGINT Automation Research Center (ret.)

Daniel Ellsberg, former State Department and Defense Department Official (VIPS Associate)

Graham E. Fuller, Vice-Chair, National Intelligence Council (ret.)

Philip Giraldi, CIA, Operations Officer (ret.)

Mike Gravel, former special agent of the Counter Intelligence Corps. former United States Senator from Alaska

Matthew Hoh, former Capt., USMC, Iraq & Foreign Service Officer, Afghanistan (associate VIPS)

Larry C Johnson, CIA & State Department (ret.)

Brady Kiesling, Foreign Service Officer, Political Counselor, Embassy Athens, (ret.) (associate VIPS)

John Kiriakou, Former CIA Counterterrorism Officer

Edward Loomis, NSA Cryptologic Computer Scientist (ret.)

David MacMichael, National Intelligence Council (ret.)

Ray McGovern, former US Army infantry/intelligence officer & CIA analyst (ret.)

Elizabeth Murray, Deputy National Intelligence Officer for Middle East, CIA (ret.)

Torin Nelson, Former HUMINT Officer, U.S. Department of the Army

Todd Pierce, MAJ, US Army Judge Advocate (ret.)

Scott Ritter, former Maj., USMC, former UN Weapon Inspector, Iraq

Coleen Rowley, Division Counsel & Special Agent, FBI (ret.)

Peter Van Buren, U.S. Department of State, Foreign Service Officer (ret.) (associate VIPS)

Ann Wright, U.S. Army Reserve Colonel (ret) and former U.S. Diplomat


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...