Deutsche Banken haben in der Vergangenheit vergleichsweise viel Kredite an maritime Handelsgesellschaften und Reedereien vergeben. Das damit verbundene Kreditrisiko wird für einige von ihnen nun zum Problem, weil sich der Welthandel parallel zur Weltwirtschaft seit Monaten abkühlt.
Zu den Banken, die ein hohes Exposure gegenüber Schiffs-Krediten besitzen, zählen mit der Bremer Landesbank, der NordLB und der HSH Nordbank hauptsächlich norddeutsche Landesbanken und damit öffentliche Institute. Die NordLB, die bereits rund 55 Prozent an der Bremer Landesbank hält, prüft offenbar, ob sie das Tochterunternehmen ganz übernehmen soll. Die Bremer Landesbank warnte vor einigen Tagen, dass sie ausfallgefährdete Schiffskredite im Volumen von rund 400 Millionen Euro in ihren Büchern habe und diese eventuell abschreiben müsse, berichtet Financial Times. Es drohe in diesem Jahr ein Gesamtverlust im mittleren dreistelligen Millionenbereich, so die Bank. Die Unsicherheit hat dazu geführt, dass sich der Preis einer Wandelanleihe der Bank am Donnerstag fast halbiert hatte.
Die Eigner der Bremer Landesbank gaben in einer Stellungnahme bekannt, dass sie das Kapital der Landesbank „intakt halten wollten.“ Art und Umfang einer diskutierten Kapitalerhöhung würden derzeit intensiv diskutiert, schreibt der Finanzblog Zerohedge. Zu den Eigner gehören neben der NordLB auch die Freie Hansestadt Bremen und in geringerem Umfang der Sparkassenverband Niedersachsen.
Ein Bailout – also das Zuschießen von Steuergeldern zur Stabilisierung der Bank – gilt derzeit eher als unwahrscheinlich. Diesen hatte Bremens Bürgermeister Carsten Sieling ins Gespräch gebracht, er würde aber gegen die derzeit in der EU geltenden Regeln zur Bankenabwicklung verstoßen. Diese sehen vor, dass vor dem Rückgriff auf Steuergelder die Gläubiger und Aktionäre einer Bank für Schieflagen aufkommen müssen. Niedersachsen Regierungschef Stephan Weil hat einer gemeinsamen Kapitalerhöhung inzwischen eine Absage erteilt.
Auch die Deutsche Bank ist von den Kreditrisiken der Schifffahrtsbranche betroffen. Sie will Finanzkreisen zufolge Schiffskredite im Milliardenvolumen verkaufen und damit ihre Bilanz säubern. Deutschlands größtes Geldhaus bereite die Veräußerung eines großen Portfolios an Schiffskrediten vor, in dem viele ausfallgefährdete Darlehen enthalten seien, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Ziel sei es, Kredite im Nominalwert von mindestens einer Milliarde Dollar loszuwerden. Falls die Veräußerung einer ersten Tranche gelinge, könnten noch weitere Darlehen auf den Markt geworfen werden.
Die deutschen Institute müssten in den nächsten ein bis zwei Jahren weitere Rückstellungen für ausfallgefährdete Schiffskredite bilden und die daraus entstehenden Verluste verdauen können, sagte Klaus Stoltenberg, der Chef der Schiffsfinanzierung bei der Deutschen Bank, Anfang Juni bei einer Branchenkonferenz in Athen. „Man kann die Probleme nicht weiter vor sich herschieben. Die Leute müssen sich der Realität stellen.“