Politik

Merkel: Es gibt keine neue Euro-Krise wegen Italien

Bundeskanzlerin Merkel und der italienische Finanzminister Padoan sehen keinen Anlass zur Unruhe wegen der italienischen Banken. Das Problem werde „gut gelöst“ werden, sagte Merkel und verlieh den Bank-Aktien in Europa damit Auftrieb. Aus Tschechien kommen dagegen ausgesprochen besorgte Töne.
13.07.2016 02:33
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Sorgen um die Stabilität der italienischen Banken beschäftigen zunehmend die EU. Während sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und sein italienischer Kollege Pier Carlo Padoan am Dienstag um eine Beruhigung der Debatte bemühten, schlug der tschechische Ressortchef Andrej Babis Alarm. Er warnte, durch die Probleme der italienischen Geldhäuser drohten größere Gefahren für die EU als durch den bevorstehenden Abschied Großbritanniens aus der Union.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) mahnte, Italien stehe vor „monumentalen Herausforderungen“, und senkte seine Prognose für das Wirtschaftswachstum in dem Land. Der Ausgang des Referendums in Großbritannien habe die Schwankungsanfälligkeit der Finanzmärkte vergrößert und die Gefahr eines Rückschlags für Italien erhöht, teilte der Fonds nach einem Treffen mit italienischen Behörden mit.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht dagegen keine neue Euro-Krise: „Ich sehe keine krisenhafte Entwicklung insgesamt“, versicherte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag in Berlin. Die CDU-Politikerin verwies auf Gespräche zwischen Rom und Brüssel sowie auf das Treffen der EU-Finanzminister in Brüssel. „Ich bin sehr überzeugt, dass diese Fragen, die dort zu entscheiden sind, gut gelöst werden können.“ Italiens Banken haben faule Kredite im Wert von rund 360 Milliarden Euro angehäuft, bei denen Kunden Probleme mit der Rückzahlung haben.

Über den Kurznachrichtendienst Twitter beklagte sich der Tscheche Babis, dessen Land nicht zur Euro-Zone gehört, dass die Klagen über den sogenannten Brexit nur Spekulation seien. „Der Zustand einiger italienischer Banken könnte ein größeres Problem für Europa darstellen.“ Die Institute des Landes ächzen unter der Last von faulen Krediten im Umfang von etwa 360 Milliarden Euro. Das ist ein Drittel aller Problem-Darlehen in der Euro-Zone. Die Regierung in Rom ringt mit der EU-Kommission um eine Lösung und will den Instituten mit Garantien helfen, ohne dabei die EU-Regeln für Staatsbeihilfen und die EU-Richtlinie für marode Banken (BRRD) zu brechen.

Italien Wirtschaftsminister Padoan kritisierte nach der Sitzung der EU-Finanzminister in Brüssel, das heimische Bankensystem werde von außen „völlig verzerrt“ wahrgenommen. Dies gelte auch für die Frage, in welchem Umfang die Institute vielleicht rekapitalisiert werden müssten. Eine eigene Schätzung nannte Padoan aber nicht. Er sagte nur, die Institute seien „solide“.

Nach Worten Schäubles bietet die BRRD-Richtlinie genug Spielraum, um eine richtige Entscheidung zu treffen. Er unterstrich erneut, dass zunächst die Ergebnisse des europäischen Bankenstresstests in diesem Monat abgewartet werden müssten, bevor das Problem der italienischen Institute bewertet werden könne.

Diese hatten nach Angaben der heimischen Notenbank im Mai fast 200 Milliarden Euro an insolvente Schuldner verliehen und damit knapp ein Prozent mehr als im April. Die faulen Kredite sind Folge der jahrelangen Rezession im Land und drücken auf die ohnehin schon schwache Profitabilität der Geldhäuser, die deswegen mehr Kapital als Puffer vorhalten müssen.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Schwedisches Start-up stellt KI-Giganten in Frage
30.05.2025

Ein schwedisches Start-up stellt das gängige KI-Paradigma auf den Kopf: Maschinen sollen nicht mehr mit riesigen Datensätzen trainiert,...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitaler Euro: EZB gibt Gas bei der Einführung
30.05.2025

Noch befindet sich der digitale Euro in der Testphase, doch die Europäische Zentralbank (EZB) treibt das Projekt „Digitaler Euro“...

DWN
Technologie
Technologie 50 Jahre Esa: Europas Raumfahrt zwischen Anspruch und Realität
29.05.2025

Die USA und China planen ehrgeizige Missionen zu Mond und Mars, auch Indien und Russland mischen kräftig mit. Wie ist Europas Position 50...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Blackout in Deutschland: Wie wahrscheinlich ist ein Stromausfall?
29.05.2025

Kann in Deutschland etwas Ähnliches passieren wie neulich in Spanien und Portugal? In unserer entwickelten Gesellschaft, in der wir auf...

DWN
Politik
Politik Arbeiten bis 70 – Dänemark zieht vor, Deutschland zaudert
29.05.2025

Dänemark macht vor, was Deutschland nicht wagt: Arbeiten bis 70 soll dort bald Pflicht sein – während Berlin sich weiter um unbequeme...

DWN
Panorama
Panorama Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht & Co.: Diese 7 Dokumente sichern Ihre rechtliche Vorsorge
29.05.2025

Wer rechtzeitig Regelungen für die eigene rechtliche Vorsorge trifft, handelt vorausschauend. Besonders zentrale Dokumente sind eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Trade-In-Experte: „Rücknahme ist kein reines Nachhaltigkeitsetikett, sondern ein Business Case“
29.05.2025

Gebrauchte Smartphones und mobile Geräte sind unterschätzte Vermögenswerte, vor allem im Mittelstand. Trade-In-Experte Alexander Heß...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Urlaubsplanung: Wann sind halbe Urlaubstage erlaubt?
29.05.2025

Handwerkertermin, Arztbesuch oder Gang zur Behörde – in vielen Fällen reicht es aus, wenn Arbeitnehmer lediglich einen halben Tag frei...