Politik

Kommt der Finanz-Sozialismus? Die Zukunftsvision der Eliten des „Great Reset“

Lesezeit: 3 min
13.11.2020 16:11  Aktualisiert: 13.11.2020 16:11
Die Unterstützer des „Great Reset“ wollen ein „universelles Grundeinkommen“ einführen, nachdem zahlreiche Unternehmen untergegangen und zahlreiche Menschen arbeitslos geworden sind. Doch hinter diesem Plan steckt ein großes umstrittenes Konzept zugunsten von Monopolisten. Die globalen Konglomerate planen einen Mix aus Kapitalismus und Sozialismus, also eine Art „Finanz-Sozialismus“.
Kommt der Finanz-Sozialismus? Die Zukunftsvision der Eliten des „Great Reset“
Ein Arbeiter bereitet auf der Hauptbühne ein Podium für die Eröffnung des Treffens des Weltwirtschaftsforums vor. (Foto: dpa)
Foto: Jamal Nasrallah

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Kritiker argumentieren, dass der „Great Reset“ eine Transformation der Gesellschaft herbeiführen wird, die zu einer dauerhaften Einschränkung der Grundfreiheiten und der Massenüberwachung führen soll. Gleichzeitig werde das Monopol und die Hegemonie von Pharmaunternehmen, High-Tech- Big-Data-Giganten, Amazon, Google, großen globalen Ketten und anderen Unternehmen und Sektoren für digitale Zahlungen und Biotech untermauert.

Unter Verwendung von Corona-Lockdowns und -Beschränkungen werde der „Great Reset“ unter dem Deckmantel einer „vierten industriellen Revolution“ eingeführt, um diese Transformation durchzusetzen. Die Volkswirtschaften werden „umstrukturiert“ und viele Arbeiten werden von KI-gesteuerten Maschinen ausgeführt.

Die weltweiten Corona-Lockdowns werden insbesondere Kleine- und Mittelständische Unternehmen (KMU) in den Abgrund reißen, während die „Großen“ noch stärker aus der Krise hervorgehen werden, was man auch an den Bewegungen der Aktienkurse erkennen könne. Dieser Prozess werde hunderte Millionen Menschen in die Arbeitslosigkeit stürzen. Dieser Tatsache seien sich die Unterstützer des „Great Reset“ bewusst, weshalb sie planen, ein „universelles Grundeinkommen“ einzuführen. Das WEF titelt: „Das universelle Grundeinkommen ist die Antwort auf die durch COVID-19 aufgedeckten Ungleichheiten.“

Das klingt zunächst sehr positiv. Doch hinter diesem Gedanken steht offenbar der Plan, lediglich die Grundbedürfnisse der Menschen zu befriedigen, um sie in der neuen Epoche über die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung einer vollständigen Kontrolle zu unterwerfen. In einem derartigen Umfeld würde es auch nicht möglich sein, nach dem Motto „Jeder ist seines Glückes Schmied“ zu agieren. Denn das Anhäufen von Privatvermögen für die Normalbürger würde gezielt unmöglich gemacht werden.

Das WEF plädiert für eine Verschmelzung von Kapitalismus und Sozialismus. Die Erhaltung des Kapitalismus bezieht sich hier offenbar lediglich auf die Großkonzerne aus den Bereichen Biotechnologie, Klimatechnologie und weitere hochtechnologische Bereiche, die dem „Great Reset“ dienlich sind. Doch der Sozialismus sollte an dieser Stelle nicht falsch verstanden werden. Es geht nicht um einen staatlichen, sondern um einen „Finanz-Sozialismus“, der mit einer Verschiebung der staatlichen Macht in die Hände der Wirtschaftseliten einhergehen soll, argumentieren Kritiker. Eine winzige Elite würde somit allmächtig werden. Der Staat würde hingegen zum Handlanger dieser Ein-Prozent-Elite verkommen.

Eine wichtige Rolle beim „Great Reset“ spielt der IWF. Am 20. April veröffentlichte das „Wall Street Journal“ einen Artikel mit der Überschrift „IWF und Weltbank stehen vor einer Flut von Hilfsanträgen aus Entwicklungsländern“. Zahlreiche Länder fordern von Finanzinstituten Rettungspakete und Kredite in Höhe von 1,2 Billionen US-Dollar, was ein ideales Rezept ist, um die Abhängigkeit dieser Länder zu erhöhen. Als Gegenleistung für einen Schuldenerlass oder finanzielle „Unterstützungen“ könnten globale Konglomerate die nationale Politik weiter diktieren und die Überreste der Souveränität der Nationalstaaten aushöhlen.

Die Top-Milliardärsklasse, die diese Agenda vorantreibt, glaubt offenbar, sie könne die Natur und alle Menschen besitzen und beides kontrollieren - zum Beispiel durch gentechnische Veränderung von Bodenmikroben oder durch die Herstellung von biosynthetisierten gefälschten Lebensmitteln in einem Labor, was auch den Hype im Zusammenhang mit veganen „Fleischprodukten“ erklärt.

Die derzeit geplante massive technokratische Transformation betrachtet den Menschen offenbar als Ware, die kontrolliert und überwacht werden muss - genau wie die leblosen technologischen Drohnen und die KI, die gefördert werden.

Wenn es keine weltweite Reaktion der Unterstützer der Idee des Nationalstaats, des Liberalismus und der Demokratie geben sollte, könnte sich die Menschheit vielleicht bald in einem offenen Gefängnis wiederfinden. Es drohen Massenarbeitslosigkeit, Track & Chip-Gesundheitspässe, Bargeldlosigkeit in Verbindung mit digitaler Totalkontrolle und Entmenschlichung ohne Privateigentum.

Bevor die Adressaten dieser Kritik „ihre Leute“ in Medien und Politik mobilisieren, um zum Gegenangriff zu blasen, sollten sie sich zumindest die Frage stellen, warum die Menschen ihnen kein Vertrauen schenken.

Könnte es vielleicht daran liegen, dass sie den Menschen gegenüber Wasser predigen, aber selbst Wein trinken?

Mehr Analysen zu unserer „Great Reset“-Reihe:

Neuer „Bretton Woods“-Moment: IWF ist der große Antreiber des „Great Reset“

„The Great Reset“: Anti-Rassismus-Proteste und Corona werden neue Weltwirtschaftsordnung einleiten

„The Great Reset“: Wie die Eliten der Welt eine neue Wirtschaftsordnung planen

Der "Great Reset" wird von Blackrock gesteuert: Die Staaten dürfen nur assistieren

Masterminds des „Great Reset“ planen eine Verschmelzung von Kapitalismus und Sozialismus


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Immobilien
Immobilien Haus & Grund rät zu Geduld: Bei Grundsteuer auf neuen Bescheid warten
21.12.2024

Im Durchschnitt sollte es nicht teurer werden, das war das Versprechen der Grundsteuer-Reform. Doch noch immer wissen viele nicht, wie viel...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...