Eigentlich sollten die Banken nach einer Richtlinie der EZB die Banken Englisch als Arbeitssprache nutzen. Doch die EZB kann die Banken nicht dazu zwingen, da es ihnen nach europäischen Gesetzen erlaubt ist, sich ihrer nationalen Sprache zu bedienen, um sich an europäische Behörden zu wenden.
Ab dem 4. November übernimmt die EZB nun die Aufsicht für die Großbanken. Die Probleme mit den Nationalsprachen macht die Aufsicht nun noch komplizierter und teurer, wie das Wallstreet Journal berichtet.
Demnach beschäftigt die EZB ein Team von Übersetzern, die die offiziellen Dokumente der EZB nun aus dem Englischen in insgesamt 23 Sprachen übersetzen müssen, sowie in umgekehrter Richtung die Dokumente der Banken, die an die EZB geschickt werden.
Zu den Ländern, deren Sprachen übersetzt werden müssen gehören auch Dänisch, Tschechisch, Schwedisch oder Rumänisch, deren Großbanken sich nicht in der Eurozone befinden, aber gleichwohl von der EZB beaufsichtigt werden.
Die Übersetzer dürfen sich nun mit Tausenden von Dokumenten in den jeweiligen Nationalsprachen beschäftigen.
Aktuell werden von der EZB rund 1000 neue Mitarbeiter eingestellt, um die neue Aufgabe zu meistern. Sie ziehen in den neuen Euro-Tower ein, der voraussichtlich 1,2 Milliarden Euro kosten wird.
Bei der EZB existiert auch eine EZB-Gewerkschaft. Deren Vorsitzender, Emmanuel Larue, betonte, er habe lediglich Kenntnis von vier weiteren Beschäftigten in der Sprachenabteilung.
Ein Sprecher der EZB lehnte eine Stellungnahme darüber ab, wie viele neue Übersetzer die Bank angestellt hat. Er ergänzte jedoch, die Zentralbank habe „erhebliche Ressourcen an Bord“. Man arbeite eng mit den nationalen Behörden zusammen.
Die Kosten für Übersetzungen sind in den Aufsichtsgebühren zusammengefasst, die die Banken auf Grundlage ihrer Größe entrichten müssen.
Unter den Banken, die ihre nationale Sprache als Geschäftssprache benutzen, befänden sich auch deutsche Banken, gleichwohl sich deutsche Banken im Ranking der Länder der EU mit guten Englischkenntnissen weit oben befinden.
Offenbar wollen die deutschen Banken auf Nummer sicher gehen, denn ihre Entscheidungen hierzu beruhen auf juristischem Rat. Es besteht das Anliegen, dass juristische Begriffe richtig angewendet werden und mögliche falsche Übersetzungen nicht der jeweiligen Geschäftsbank angelastet werden.
Die Großbank Société Générale bekannte sich dazu, Französisch im Umgang mit der EZB zu wählen, da es Beschäftigte gäbe, die kein Englisch sprächen. Dagegen legte sich die Crédit Agricole auf Englisch fest.
Ähnlich uneinheitlich sieht es in Österreich aus. Lediglich zwei von groß acht österreichischen Bankenkonsortien benutzen die deutsche Sprache im geschäftlichen Umgang mit der EZB.