Politik

Rotes Kreuz: EU-Hilfsgelder erreichen Ebola-Retter nicht

Mehr als 5.000 Menschen hat der Ebola-Virus bereits getötet. Und auch auf Mali breitet sich der Virus weiter auf. Doch die groß angekündigten Gelder kommen nicht in den betroffenen Regionen an. Wohin das Geld wirklich geht und ob es überhaupt ausbezahlt wurde, ist unbekannt.
18.11.2014 23:46
Lesezeit: 2 min

Die Verbreitung von Ebola ist außer Kontrolle geraten“, sagte Birte Hald vom Roten Kreuz am Montag in Brüssel. „Wir brauchen massive Ressourcen (…), es ist absolut verfrüht, schon optimistisch zu werden“, zitiert der EUObserver Hald. Während der Virus in Sierra Leone, Liberia und Guinea noch wüte, gewinne es in Mali nun auch an Schwung.

Hald spielt mit ihren deutlichen Worten unter anderem auch auf zugesagte EU-Gelder an, die dringend benötigt werden, aber einfach nicht ankommen. Erst Anfang der Woche kündigte die EU-Kommission an, weitere Hilfen in Höhe von 29 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Damit würden die Hilfsgelder auf insgesamt 373 Millionen Euro steigen. Zusammen mit den Geldern, die die einzelnen EU-Länder selbst noch in Aussicht gestellt haben, wären das fast eine Milliarde Euro.

Allein das Rote Kreuz selbst hat bisher aber nur zwei Millionen Euro von Seiten der EU erhalten. Fünf weitere Millionen könnten noch dazu kommen, ein entsprechender Antrag für einen Zuschuss von der EU-Kommission wurde bereits gestellt. Abgesehen davon, kamen von den zugesagten Geldern von Seiten der EU in Höhe von 373 Millionen Euro  erst 65,8 Millionen Euro an.

Die Hilfsorganisation Cap Anamur musste ähnliche Erfahrungen machen. „Wie so oft wird viel versprochen und wenig gehalten“, sagte Bernd Göken den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. „Die Menschen, die den Politikern der Bundesrepublik vertrauen und auf ihre Unterstützung hoffen, werden bitter enttäuscht. Denn bisher kam nur wenig Hilfe bei den Menschen an.“ Göken ist Geschäftsführer von Cap Anamur und warnt vor einer flächendeckenden Ausbreitung der Krankheit in den Sierra Leone, Liberia und Guinea. „Unzählige Menschen werden sterben. Ein Übergreifen auf Europa halten wir nicht für unmöglich“, so Göken. Aber Nigeria habe gezeigt, dass sich die Seuche mit den richtigen Maßnahmen eindämmen lassen. „Wir in Europa könnten die Schutzmaßnahmen leicht umsetzen.“ Und in Westafrika braucht es eben die Unterstützung, um ähnliche Erfolge wie in Nigeria wiederholen zu können.

Doch nicht nur die fehlenden Gelder sind ein Problem. Der von Anfang an herrschende Personalmangel hat sich in den vergangenen Wochen noch verschärft. Antoine Petibon, ebenfalls vom Roten Kreuz, merkte an, dass 60 Prozent seiner qualifizierten, freiwilligen Helfer  aufgehört haben. Anderen Hilfsorganisationen gehe es genauso. Die Angst der Angehörigen und die Stigmatisierung bei der Heimkehr haben diesen Prozess in Gang gesetzt. So war etwa ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes für eine zweiwöchige Pause in seine Heimat zurückgeflogen. Doch statt vom Flughafen nach Hause zu gehen, wurde er unter Quarantäne gestellt. Hinzu kommt, erklärt Göken von Cap Anamur: „Nach Westafrika schicken die Regierungen wenig medizinisches Personal zur direkten Arbeit am Patienten, vermutlich spielt auch hier die Angst vor der Ansteckung eine große Rolle.“

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