Finanzen

Russland-Krise: Deutschland zahlt weltweit den höchsten Preis

Der Leiter der Kapitalmarkt-Analyseabteilung der Baader Bank, Robert Halver, sagt, dass die Währungsreserven Russlands drastisch zurückgehen. Die russische Krise werde kein Land der Welt so stark treffen wie Deutschland. Denn Russland hat in den vergangenen Jahren viele Probleme kompensiert, die der deutschen Wirtschaft aus der Euro-Krise erwachsen sind.
27.12.2014 00:59
Lesezeit: 1 min

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Russland hat mit 420 Milliarden Dollar die weltweit drittgrößten Währungsreserven. Der russische Präsident Wladimir Putin vertraut darauf, dass die Währungsreserven das Land durch die Krise bringen. Wie ist das zu bewerten?

Robert Halver: Tatsächlich hat Russland große Währungsreserven. Doch diese Reserven schmelzen wie Schnee in der Sonne. Es findet ein drastischer Schrumpfungsprozess statt.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Die russische Notenbank hat den Leitzins kürzlich über Nacht auf 17 Prozent erhöht. Damit will sie die Rubel-Abwertung und die Inflation abschwächen. Wird diese Strategie aufgehen?

Robert Haalver: Einen Zinssatz von 17 Prozent können sie als Bürger oder Unternehmen nicht finanzieren. Russland befindet sich angesichts des Rubel-Verfalls, der massiven Inflation, des fallenden Ölpreises und der Steuererhöhungen in einem Teufelskreis. Spätestens im kommenden Jahr wird das Land voraussichtlich auch ein Haushalts-Defizit aufweisen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Was bedeutet das für Deutschland?

Robert Halver: Wenn Russland kollabieren sollte, werden weltweit die Deutschen den höchsten Preis dafür zahlen müssen. Russland ist für Deutschland eine Wachstums-Insel. Die Russen hatten immer Interesse daran, deutsches Know-How in ihre Heimat zu ziehen. Unsere Exportindustrie hat in den vergangenen Jahren davon enorm profitiert. Zudem ist Russland ein Ausweichmarkt, falls es exportmäßig in der Eurozone nicht so gut läuft. Die russische Ersatzbefriedigung verschwindet jeden Tag mehr.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Putin macht unter anderem Spekulanten für die Misere in seinem Land verantwortlich. Hat er recht mit dieser These?

Robert Halver: Spekulanten machen Gewinne über derivate Finanzinstrumente. Mit wenig Geldeinsatz lassen sich hier enorme Gewinne erzielen. Doch Russland hat ein strukturelles Problem, denn es koppelt sich zunehmend vom internationalen Finanzmarkt ab. Das spielt der Spekulation in die Hände gegen den Rubel und die russischen Finanzmärkte in die Hände. Daran besteht kein Zweifel.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...