Politik

Analysten: In China droht der Crash des Rentensystems

Lesezeit: 1 min
02.10.2012 00:38
Die alternde Bevölkerung und steigende Ansprüche lassen die Kosten für das Rentensystem in China stark ansteigen. Nicht nur die Kosten, auch gesellschaftliche Veränderungen stellen Chinas Führung vor erhebliche Probleme.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

China steuert auf eine massive Rentenkrise zu. Ökonomen erwarten, dass sich das Finanzierungsloch im Rentensystem in den kommenden 20 Jahren mehr als vervierfachen wird. Im Jahr 2010 waren noch 2,6 Billionen Dollar an Vorsorgeleistungen nicht durch Einzahlungen gedeckt. Nun erwarten Ökonomen einen Anstieg auf 10,8 Billionen Euro. Damit würde der Fehlbetrag im Rentensystem dreimal so hoch liegen wie sämtliche Ersparnisse der Chinesen: Mit drei Billionen Dollar gehören sie immerhin zu den höchsten der Welt. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Grund für die steigenden Finanzierungsprobleme ist die rasch alternde Bevölkerung Chinas und die mit dem Lebensstandard steigenden Lebenserwartung. Ausgelöst durch die Ein-Kind-Politik wächst die Zahl der Rentenempfänger schneller als jene der arbeitenden Bevölkerung, die in die Vorsorgefonds einzahlen. Schon jetzt verfügen viele Chinesen über Renten mit denen sie nicht für ihr Auskommen sorgen können. Daher wird in China auch der Ruf nach höheren Renten lauter.

Der Staat wird die Differenz zwischen Einzahlungen und Rentenansprüchen ausgleichen müssen. Dies wird zu einer erheblichen Zusatzbelastung für den ohnehin strauchelnden Staat führen (mehr hier).

Zusätzlich zu den finanziellen Problemen löst sich das familiäre Netz, das in der Vergangenheit die Versorgung von Alten in der chinesischen Gesellschaft sicherte, zunehmend auf. Die Betreuung durch Angehörige wurde in den vergangenen Jahren immer stärker durch den Staat ersetzt. Besonders dramatisch ist diese Entwicklung in ländlichen Gebieten: Viele Junge zogen in die Städte, um dort Arbeit zu finden. Die Alten bleiben meist auf dem Land zurück.

„Das ist ein sehr wichtiges Problem für die nächste Führung, die nicht viel Zeit hat, es zu lösen“, sagte der Ökonom Zhao Xijun von der Renmin University in Peking zu Reuters. Noch im November soll die nächste Generation der politischen Führer in der kommunistischen Partei bestimmt werden. Im Vorfeld kam es bereits zu massiven Machtkämpfen. So wurde etwa mit Bo Xilai ein aussichtsreicher Kandidat für die Parteispitze entmachtet (mehr hier).

Auch um den aktuellen Vizepräsidenten Xi Jinping hatten sich Gerüchte einer politischen Intrige verbreitet, nachdem er für einige Tage von der politischen Bühne verschwunden war. Die schlechte Informationspolitik in diesem Fall nährte die Spekulationen darüber, Jinping wäre ebenfalls in Ungnade gefallen (mehr hier).

Mehr Themen:

Frankreich: Zehntausende protestieren gegen Fiskalpakt

Kein Sparwille im EU-Parlament: Transport zwischen beiden Hauptsitzen kostet 200 Millionen Euro jährlich

Griechenland: Jugendarbeitslosigkeit auf Rekordniveau


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...