Politik

Charlie Hebdo: Erster Killer soll sich der Polizei gestellt haben

Lesezeit: 2 min
07.01.2015 22:52
Im Zusammenhang mit dem Anschlag auf das religionskritische französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ wurden drei Tatverdächtige identifiziert. Ein erster mutmaßlicher Täter soll sich der Polizei gestellt haben. In wessen Auftrag die Killer tätig wurden, ist noch völlig unklar. Angeblich jagt die Polizei die beiden anderen Täter in Reims oder Straßburg.
Charlie Hebdo: Erster Killer soll sich der Polizei gestellt haben

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach dem Anschlag auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» soll sich der jüngste der drei mutmaßlichen Täter der Polizei gestellt haben. Der 18-Jährige sei nach seiner Flucht in Charleville-Mézière nahe der belgischen Grenze in Polizeigewahrsam, hieß es am frühen Donnerstagmorgen im französischen Fernsehen. Der junge Mann soll zusammen mit zwei Brüdern für den Anschlag auf das islamkritische Blatt verantwortlich sein, bei dem zwölf Menschen am Mittwoch getötet worden waren. Er soll den beiden Attentätern geholfen haben.

Wo die flüchtigen, schwer bewaffneten Brüder sind, war noch unklar. Die Nachrichtenagentur AFP meldete, die Polizei verhöre derzeit Menschen aus dem Umfeld der beiden Männer, die 34 und 32 Jahre alt sein sollen. Fotos von ihnen seien veröffentlicht worden. Die Sicherheitsbehörden fahndeten mit mehreren tausend Beamten nach den Attentätern - unter anderem im ostfranzösischen Reims und in Straßburg.

Der Figaro meldet, dass die französische Polizei und die die Anti-Terroreinheit RAID die Täter in Reims gesichtet haben soll und einen Zugriff versuchen. Die Polizei soll ein Haus umstellt und Journalisten gewarnt haben. Auf Twitter kursieren Meldungen, dass in dem Gebäude Schüsse gefallen sein sollen. Die Meldung wurde nicht bestätigt.

Bei den Killern soll es sich um französische Staatsbürger handeln, berichtet die Zeitung Le Point. Einer von ihnen soll zuvor der Organisation „Irakische Bruderschaft“ angehört haben und soll 2005 bei seiner Ausreise nach Syrien verhaftet und 2008 verurteilt worden sein. Wann und wie er aus dem Gefängnis entlassen wurde bleibt unklar. Ein weiterer dritter Tatverdächtiger soll ein Obdachloser sein. Diese Angaben soll die Polizei den Papieren entnommen haben, die in dem Tatfahrzeug gefunden wurden. Der Citroen, mit dem die Killer den Tatort verlassen hatten, wurde im Nordosten von Paris gefunden. Dort hatten die Killer ein anderes Fahrzeug gekapert, den Fahrer jedoch nicht als Geisel genommen. Die Angaben der Zeitung wurden von der Polizei nicht bestätigt. Ob die Papiere im Citroen wirklich zu den Tätern gehören, ist unklar.

Das Blutbad, das die schwer bewaffneten Attentäter am Mittwoch in der Redaktion der Zeitung anrichteten, löste eine Schockwelle aus. Die Sicherheitsmaßnahmen im Großraum Paris wurden massiv verschärft. Staatspräsident François Hollande ordnete für diesen Donnerstag nationale Trauer und eine dreitägige Halbmast-Beflaggung an. Es war der schwerste Terroranschlag in Frankreich seit Jahrzehnten.

Zeugen zufolge drangen zwei schwarz vermummte Männer mit Kalaschnikows in die Redaktionsräume ein und schossen kaltblütig um sich. Die Terroristen riefen «Allah ist groß» und «Wir haben den Propheten gerächt». «Sie sprachen perfekt Französisch», sagte die Zeichnerin Corinne Rey, die den Anschlag überlebte, der Zeitung «l'Humanité». Dabei hätten sie behauptet, zur Terrororganisation Al-Kaida zu gehören. Der Überfall habe etwa fünf Minuten gedauert.

Unter den zwölf Opfern sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft zwei Polizisten. Bei ihrer Flucht in einem Auto gaben die Täter weitere Schüsse ab. Insgesamt gab es elf Verletzte.

Staatschef Hollande eilte sofort zum Tatort und rief die Nation zur Einheit auf. Er sprach von «Barbarei» und einem «Schock für Frankreich». Nach einer Krisensitzung des Kabinetts erklärte die Regierung, es seien drei Täter am Werk gewesen. Der Staatsanwalt sprach von «mindestens zwei» Angreifern.

Hollande erklärte für die Pariser Region die höchste Sicherheitsstufe, mindestens 500 zusätzliche Polizisten sind im Einsatz. Der Staatschef berief für Donnerstagfrüh eine zweite Sondersitzung des Kabinetts ein und beriet sich telefonisch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem britischen Premierminister David Cameron.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold Privatbesitz: Deutscher Goldschatz in Milliardenhöhe
06.05.2024

Der Goldbesitz der deutschen Bevölkerung, bestehend aus Barren, Münzen und Schmuck, ist nach dem Anstieg während der Corona-Pandemie...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg aktuell: Russische Angriffe auf Ukraine während orthodoxem Osterfest
06.05.2024

Russische Einheiten setzen ihre Angriffe entlang der ukrainischen Fronten fort, auch während des orthodoxen Osterfests. Am Sonntag...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Ausblick: Anleger erwarten Impulse für den Deutschen Aktienindex
06.05.2024

Der DAX hat zuletzt um die Marke von 18.000 Punkten geschwankt, jetzt warten Anleger gespannt auf neue Impulse. Im als herausfordernd...

DWN
Technologie
Technologie Sprunginnovation: In der Lausitz wird das größte Höhenwindrad der Welt errichtet
06.05.2024

Die Sache klingt zunächst irgendwie tragisch. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen versucht, in der Lausitz in 365 Metern Höhenwinde...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...