Finanzen

US-Geldschwemme: Banken kassieren, Kunden zahlen zu hohe Zinsen

Lesezeit: 1 min
02.10.2012 14:24
Mit dem massiven Anleihekauf wollte die US-Notenbank Kredite vergünstigen und so die Wirtschaft ankurbeln. Doch die Banken schöpfen bei der Kreditvergabe mehr Gewinn ab und verhindern so, dass die Geldschwemme bei Unternehmen und der Bevölkerung richtig ankommt.
US-Geldschwemme: Banken kassieren, Kunden zahlen zu hohe Zinsen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell: Milliardengrab – Crédit Agricole verkauft griechische Emporiki für 1 Euro

Kreditgeber in den USA machen aktuell ein ausgezeichnetes Geschäft. Mit der Geldschwemme der Federal Reserve haben sie günstigen Zugang zu Liquidität bekommen. Die Zinsen, die Banken für Kapital zahlen müssen, fiel nach dem QE3 von 2,36 auf inzwischen 1,85 Prozent. Kreditnehmer müssen nun zwar ebenfalls vergleichsweise niedrige Zinsen zahlen, angesichts der massiven Ausweitung der Geldmenge müsste es allerdings noch billiger sein, sich Geld zu leihen. Damit verhindern die Banken den gewünschten Effekt der Geldschwemme: Die Wirtschaft über billigere Kredite wieder anzukurbeln. Dies berichtet die Financial Times.

Demnach beträgt die Verzinsung einer Hypothek mit einer Laufzeit von 30 Jahren derzeit 3,4 Prozent. Damit ist der Ertrag, den Banken bei der Vergabe eines Kredites erzielen, auf 1,6 Prozent gestiegen. Bevor die US-Notenbank angekündigt hatte, auf dem Markt für Anleihen tätig zu werden, waren es noch 1,44 Prozent. Zwischen den Jahren 2000 und 2010 machten Kreditgeber sogar nur 0,5 Prozent Geschäft.

„Für Banken die Kredite vergeben war die Geldschwemme eine der besten möglichen Nachrichten. Sie werden weiter Kredite ausstellen und sie am Markt für beträchtliche Prämien verkaufen“, sagte Steven Abrahams, Kreditanalyst der Deutschen Bank der Financial Times.

Die Banken begründen die höheren Kosten damit, dass sie aufgrund der hohen Nachfrage überfordert seien (mehr hier). Außerdem würden sich die höheren Kapitalvorschriften auf die Kreditpreise auswirken.

„Die Banken sind in der Lage mit diesen Geldern Kredite auszustellen, die deutlich billiger sind, als das am Sekundärmarkt derzeit der Fall ist. Solange das Angebot an neuen Krediten die Nachfrage nicht erfüllen kann, bleiben die Preise auf dem Sekundärmarkt hoch und die die Profite für die Kreditgeber steigen“, erklärte Dick Bove der Financial Times.

Investoren kaufen inzwischen wieder stärker Wertpapiere die auf Kreditgeschäften basieren, weil sie sicher sein können, dass sie aufgrund des Kreditbooms und der hohen Liquidität einen Abnehmer dafür finden. Am Ende werden diese Papiere wohl wieder bei der Fed als Sicherheiten für neues Geld hinterlegt.

In der Vergangenheit nutze vor allem die Investmentbank Goldman Sachs das Angebot der US-Notenbank und sicherte sich damit satte Gewinne (mehr hier).

Mehr Themen:

Inflation: Messungen wie in der Steinzeit der Statistik

Wegen Bundestag: Merkel fürchtet sich vor Spanien-Bailout

Analysten: In China droht der Crash des Rentensystems


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...