Politik

Ukraine meldet 30 Tote bei Rebellen-Angriff auf Mariupol

Um die Hafenstadt Mariupol in der Ukraine sind offenbar heftige Gefechte ausgebrochen. Die ukrainische Armee meldete eine Offensive der Rebellen. Die Rebellen hatten einen solchen Angriff zuvor ebenfalls angekündigt. Die Stadt wurde bisher von der Armee der Ukraine gehalten, die ihrerseits vor einer Woche eine Offensive gegen Donezk gestartet hatte. Präsident Poroschenko hat den nationalen Sicherheitsrat einberufen.
24.01.2015 17:27
Lesezeit: 2 min

Rebellen haben nach Angaben der ukrainischen Behörden die Hafenstadt Mariupol mit Raketen beschossen und mehr als 30 Menschen getötet. Etwa 80 seien verletzt worden, teilte die Polizei in der Region am Samstag mit. Rebellenchef Alexander Sachartschenko wurde von der russischen Agentur RIA mit den Worten zitiert, es sei eine Offensive auf Mariupol gestartet worden. "Das ist das beste Denkmal für unsere Toten." Zuvor hatte das Verteidigungsministerium der selbsterklärten "Volksrepublik Donezk" laut Interfax bestritten, Mariupol beschossen zu haben.

Der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates der Ukraine, Alexander Turtschinow, sprach von einem weiteren Verbrechen gegen die Menschlichkeit, "das vom russischen Militär und den unter seiner völligen Kontrolle stehenden Terroristenbanden begangen wurde". Ministerpräsident Arseni Jazenjuk sagte, die Welt müsse die russische Aggression stoppen, die die Ulkraine, Europa und die globale Sicherheit gefährde. Nach den Worten von Verteidigungsminister Stepan Poltorak sind die Separatisten auf der ganzen Linie von der Stadt Luhansk im Norden bis Mariupol im Süden in der Offensive.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko berief für diesen Sonntag den Nationalen Sicherheitsrat ein. In Telefonaten beriet er mit EU-Ratspräsident Donald Tusk und der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini über die Lage. Regierungschef Arseni Jazenjuk forderte eine Krisensitzung des UN-Sicherheitsrats. Lettland verlangte ein außerordentliches Treffen der EU-Außenminister.

Die USA verurteilten den Raketenangriff auf Mariupol scharf. Außenminister John Kerry nannte es unverantwortlich und gefährlich, dass Russland die Separatisten mit modernsten Waffen versorge, und drohte mit weiterem Druck auf Moskau. EU und Nato forderten Russland auf, die Unterstützung für die Separatisten einzustellen. Russland bestreitet, den Separatisten mit Soldaten und Waffen zur Seite zu stehen.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier hält trotz der Eskalation an den deutschen Vermittlungsbemühungen fest. «Das scheint mir nach wie vor der richtige Weg zu sein», sagte er bei einem Besuch in Algerien. «Aber wir müssen klar sehen, dass dieses Bemühen von einigen hintertrieben wird.» Für den Raketenangriff in Mariupol machte Steinmeier die Separatisten verantwortlich und sprach von einer «hochgefährlichen Situation».

Nach Angaben der Stadtverwaltung von Mariupol wurde ein Wohngebiet mit Grad-Raketenwerfern beschossen. Ein mehrstöckiges Gebäude sei getroffen worden. Diese Waffensysteme haben eine Reichweite von mehreren Dutzend Kilometern.

Die Hafenstadt liegt etwa 100 Kilometer südlich der Industriemetropole Donezk und 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Das Küstengebiet befindet sich zwischen Russland und der von ihm annektierten Halbinsel Krim. Die Stadt wird nicht von den Rebellen kontrolliert.

In den vergangenen zwei Wochen sind die Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und Separatisten trotz einer vereinbarten Waffenruhe wieder eskaliert. Sie konzentrierten sich auf Donezk und den dortigen Flughafen. In den neun Tagen bis Freitag kamen nach Angaben der Vereinten Nationen in den Kämpfen 262 Menschen ums Leben. Seit Beginn des Konflikts in der Ostukraine wurden nach UN-Schätzungen mehr als 5000 Menschen getötet.

Rebellenchef Sachartschenko hatte bereits am Freitag erklärt: "Wir werden unsere Offensive bis an die Grenzen der Region Donezk treiben." Nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte wollen die Rebellen den Verlauf der für den Waffenstillstand festgelegten Demarkationslinie zu ihren Vorteil verschieben. Russlands Präsident Wladimir Putin machte "kriminelle Befehle" der ukrainischen Führung für die jüngste Eskalation verantwortlich.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

{"id":111649,"title":"Ukraine meldet 30 Tote bei Rebellen-Angriff auf Mariupol","author":"30111","tip":1,"edition":"DWN","pay":1,"_fullUrl":"https:\/\/deutsche-wirtschafts-nachrichten.de\/2015\/01\/24\/ukraine-meldet-20-tote-bei-rebellen-angriff-auf-mariupol","_picsrc":"https:\/\/deutsche-wirtschafts-nachrichten.de\/dwn\/pics\/cache_56\/56947377-5d6491ca21973.jpg.cut.c-5d6491cb40563.jpg","_taxo_tags_full":{"1699":{"id":1699,"taxo_id":1,"flag_hidden":0,"parent":0,"flag_private":0,"keyword":"syrien","title":"Syrien","updated":"0000-00-00 00:00:00","weight":0,"url":"","redirect_url":"","_url":"\/tag\/1699\/Syrien","_fullUrl":"\/tag\/1699\/Syrien"},"2599":{"id":2599,"taxo_id":1,"flag_hidden":0,"parent":0,"flag_private":0,"keyword":"ukraine","title":"Ukraine","updated":"0000-00-00 00:00:00","weight":0,"url":"","redirect_url":"","_url":"\/tag\/2599\/Ukraine","_fullUrl":"\/tag\/2599\/Ukraine"},"318":{"id":318,"taxo_id":1,"flag_hidden":0,"parent":0,"flag_private":0,"keyword":"russland","title":"Russland","updated":"0000-00-00 00:00:00","weight":0,"url":"","redirect_url":"","_url":"\/tag\/318\/Russland","_fullUrl":"\/tag\/318\/Russland"}}}
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Brüssel erfüllt US-Bedingung: Zölle für EU-Autos sollen sinken
01.09.2025

Die EU hat zwei Gesetzesvorschläge vorgelegt, um den US-Forderungen im Zollstreit nachzukommen. Damit ist die Voraussetzung geschaffen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SportScheck-Gläubiger erhalten Geld: Warum die SportScheck-Insolvenz anders verlief
01.09.2025

Die SportScheck-Pleite hätte für viele zur Katastrophe werden können, doch für zahlreiche SportScheck-Gläubiger entwickelte sich die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IPO fällt aus: Stada-Übernahme statt Stada-Börsengang
01.09.2025

Die geplante Börsennotierung von Stada wurde überraschend gestoppt – stattdessen haben sich hinter den Kulissen Investoren positioniert...

DWN
Politik
Politik Spahn und Miersch: Solidaritätsbesuch in der Ukraine
01.09.2025

Ein seltener gemeinsamer Solidaritätsbesuch führt Jens Spahn und Matthias Miersch nach Kiew. Inmitten eskalierender Angriffe beraten sie...

DWN
Politik
Politik Putin beim China-Gipfel der SOZ: Alte Weltordnung am Ende
01.09.2025

Beim China-Gipfel der SOZ in Shanghai skizziert Wladimir Putin eine neue Weltordnung. Russland und China treten geschlossen auf, während...

DWN
Politik
Politik Vermögenssteuer treibt Europas Millionäre in die Flucht
01.09.2025

Die Debatte um die Vermögenssteuer spaltet Europa: Während Politiker Milliarden erhoffen, zeigt das Beispiel Norwegens, wie Reiche und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mehr Arbeit – weniger Erfolg? Warum lange Arbeitswochen schaden
01.09.2025

Die Bundesregierung prüft längere Arbeitszeiten – theoretisch könnten Beschäftigte künftig bis zu 73,5 Stunden pro Woche arbeiten....

DWN
Finanzen
Finanzen Saab-Aktie: Neue Drohnenkiller-Rakete Nimbrix soll den Markt revolutionieren
31.08.2025

Saab hat eine neue Waffe entwickelt, die Drohnen und ganze Schwärme zerstören soll. Mit dem Projekt „Nimbrix“ hofft der...