Finanzen

Schweiz: Diskussion um Kapitalverkehrs-Kontrollen

Lesezeit: 2 min
09.02.2015 02:57
Bei der Grenze des Negativzins gebe es noch Spielraum, so die Schweizerische Notenbank. Eine weitere Erhöhung ginge zu Lasten von Großkunden, die ihr Geld in der Schweiz parken. Um zu verhindern, dass die Anleger ihr Geld ins Ausland abziehen, diskutiert die Schweiz über Kapitalverkehrs-Kontrollen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Schweizer Banken geben die Negativzinsen der Nationalbank an ihre Geschäftkunden weiter. Die Institute müssen so verfahren, um die Geldpolitik der Schweizerische Nationalbank zu erfüllen: Anlagen in Schweizer Franken unattraktiv zu machen Das begeistert die Kunden zwar nicht, dennoch belassen sie momentan ihr Geld noch in der Schweiz, so Martin Scholl, der Chef der Zürcher Kantonalbank.

Bei einer weiteren Erhöhung der Strafzinsen durch die SNB könnte es aber zu einer Kapitalflucht kommen. Daher seien Kapitalverkehrs-Kontrollen denkbar:

„Die SNB soll die Maßnahmen ergreifen, die langfristig aus ihrer Sicht für die Schweiz sinnvoll sind. Sie könnte noch einmal an der Zinsschraube drehen oder Kapitalverkehrskontrollen erheben. Das wäre in einer globalisierten Wirtschaft zwar dramatisch, aber sicher denkbar. Es ist nicht an uns, Ratschläge zu erteilen, sagte Scholl im Interview mit der NZZ.

Die von der Notenbank zur Attraktivitätsminderung des Frankens eingeführten Negativzinsen zeigen nach den Worten von SNB-Präsident Thomas Jordan Wirkung. Die Notenbank habe noch Spielraum. „Es gibt ganz sicher eine bestimmte Grenzen von dem Negativzins“, erklärte Jordan am Samstag im Schweizer Radio. „Die Frage ist, wo die genau erreicht wird. Aber ich glaube, bei der Höhe wo wir jetzt sind, bei den minus 75 Basispunkten, ist die Grenze sicher nicht erreicht.“

Für Kapitalverkehrskontrollen sei es noch viel zu früh, erklärte Jordan weiter. „Das ist kein Instrument oder eine Maßnahme, die im Vordergrund ist.“

Jordan sprach erneut von der Bereitschaft der Notenbank zu weiteren Euro-Käufen zur Schwächung des Frankens. Der Wechselkurs habe Einfluss auf die monetären Bedingungen, sagte Jordan. „Und wenn eben der Bedarf vorhanden ist - das haben wir ganz klar gesagt am 15. Januar - dann werden wir auch aktiv am Devisenmarkt.“

Nicht äußern wollte sich Jordan zu einem fairen Wechselkurs und dazu, ob die SNB nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses Mitte Januar interveniert hat. Überraschung und ein Eingreifen in der richtigen Situation sei für die Wirkung wichtig. „Wir äußern uns nie zu einem fairen Wechselkurs, aber was man klar sagen kann ist, dass der Franken deutlich überbewertet ist und dass wir in einer Phase des Überschießens sind im Moment.“

Im Markt wird immer wieder spekuliert, dass die SNB Euro kauft. Die Devisenbestände der Notenbank haben auch nach der durch die Aufhebung der Euro-Kursuntergrenze ausgelösten starken Franken-Aufwertung zugenommen. Die SNB hält knapp die Hälfte ihrer Devisen in Euro und fast 30 Prozent in Dollar. Am 15. Januar hob die Notenbank die mehr als drei Jahre geltende Euro-Kursuntergrenze von 1,20 Franken auf. Derzeit werden für die Gemeinschaftswährung knapp unter 1,05 Franken gezahlt.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...