Finanzen

Kreditklemme: China pumpt Milliarden ins Finanzsystem

Die chinesische Zentralbank versorgt die Banken des Landes mit mehr als 7 Milliarden Euro, um der wirtschaftlichen Abschwächung entgegenzuwirken. Dadurch sollen mehr Kredite vergeben werden. Die Geldhäuser stehen unter Druck, faule Kredite und Kapitalflucht belasten ihre Finanzen.
12.02.2015 02:24
Lesezeit: 1 min

Die People’s Bank of China (PBOC) hat in dieser Woche erneut Geld in das chinesische Finanzsystem gepumpt. 45 Milliarden Yuan – etwa 7,2 Milliarden Euro – flossen in den Geldmarkt. Deutlich mehr als die durchschnittlichen 39,3 Milliarden Yuan, die die Bank in den vergangenen sieben Wochen wöchentlich zur Verfügung stellte, so das WSJ.

Ziel der Liquiditätsspritzen ist einerseits eine Reaktion auf die Nachfrage nach Bargeld zu Zeiten von Kapitalabflüssen ins Ausland. Andererseits soll die Kreditvergabe weiter angekurbelt werden, um die wirtschaftliche Verlangsamung zu stoppen. Denn im Januar fielen die Importe im Jahresvergleich um fast 20 Prozent und die Exporte um 3,3 Prozent.

In den vergangenen Jahren war die Kreditvergabe der Banken stark zurückgegangen. Faule Kredite und hohe Rücklagenforderungen von Seiten der chinesischen Regierung waren der Grund. Nach dem Boom der Schattenbanken jedoch lockert Peking nun schon seit ein paar Monaten Schritt für Schritt die Vorgaben für Banken zur Kreditvergabe. Erst Anfang Februar hat die chinesische Zentralbank mitgeteilt, den Mindestreservesatz noch einmal um 0,5 Prozent auf 19,5 Prozent zu senken.

Gu Ying von JP Morgan sagt, dass auch das chinesische Neujahrsfest und der anschließende Urlaub vieler Chinesen bei den Geldinjektionen eine Rolle gespielt hat. Er schätzt, dass für Reisen und Geschenke noch einmal zusätzlich Bargeld in Höhe von ein bis zwei Billionen Yuan benötigt wird. Der Hauptgrund für die zusätzlichen Gelder ist jedoch der Kapitalabfluss. Viele chinesische Unternehmen haben ihre Einkaufstour im Ausland fortgesetzt und kaufen Unternehmen beispielsweise im krisengeschüttelten Europa auf. Aber auch die Kapitalflucht spielt eine Rolle. Der PBOC und den Geschäftsbanken zufolge lagen die Nettodevisenabflüsse im Dezember bei 118,4 Milliarden Yuan, im November waren es nur 2,17 Milliarden Yuan.

Die hohe Verschuldung des Landes belastet ebenfalls das chinesische Finanzsystem. Die Gesamtverschuldung liegt Mc Kinsey zufolge bei etwa 30 Billionen Dollar. Vor allem die Schulden der lokalen Regierungen und der abgeklungene Immobilienboom spielt hier eine Rolle. Dies spiegelt sich auch in der Höhe der faulen Kredite wieder. So beliefen sich die faulen Kredite der zehn größten chinesischen Banken im Sommer 2014 auf 519,80 Milliarden Renmimbi (ca. 84 Milliarden Dollar).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollpoker ohne Risiko? Anleger setzen auf das alte Trump-Muster
09.07.2025

Donald Trump zündelt erneut im globalen Zollstreit – und die Finanzmärkte zucken nur mit den Schultern. Haben Investoren aus der...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektronikboom im Netz: Droht Europa die Billigflut aus China?
09.07.2025

Europas Verbraucher kaufen Elektronik immer öfter online – doch ausgerechnet ein drohender Zollkrieg der USA könnte Europa mit einem...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...