Rosneft-Chef Igor Setschin sagt, dass die Öl-Preise schon bald auf über 80 Dollar pro Barrel und sogar auf 110 Dollar pro Barrel steigen könnten, wenn mehr Energie-Förderprojekte beiseitegelegt werden. So hatten Ende Dezember eine Reihe von britischen Öl-Konzernen gemeldet, dass sie ihre Investitionen aufgrund des Ölpreis-Verfalls stoppen müssen.
Setschin schreibt in einem Artikel der Financial Times: „Schauen Sie sich die Fundamentaldaten des Marktes an. Es scheint, dass die Preise bald auf die 60 bis 80 Dollar-Ebene steigen werden.“
Rosneft selbst hat große Schwierigkeiten damit, Öl-Projekte zu finanzieren. Erstens kann sich der russische Öl-Riese auf dem ausländischen Kapitalmarkt aufgrund der Russland-Sanktionen kein Geld mehr leihen und zweitens schmälert der Ölpreis-Verfall die Einnahmen. Deshalb hatte der Konzern Unternehmens-Anleihen in Höhe von 400 Milliarden Rubel, also umgerechnet 6,1 Milliarden Dollar, ausgestellt. Der Coupon auf die Sechs-Jahres-Anleihen wurde auf 11,9 Prozent festgelegt.
Viele vergleichen den Verfall des aktuellen Öl-Preises mit den Entwicklungen der Jahre 1985 bis 1986. Im November 1985 betrug der Öl-Preis 30 Dollar pro Barrel und fiel bis zum April 1986 auf 10 Dollar pro Barrel zurück. Doch Setschin sagt, dass das nicht mehr möglich sei. Im Gegensatz zu den achtziger Jahren sei die heutige Öl-Förderung viel komplizierter und kostenaufwändiger als vorher. Die Gewinnschwelle liegt näher an den 60-Dollar- oder 100-Dollar-Marken.
Nach einer Prognose von Morgan Stanley wird die Öl- und Gas-Förderung im Vergleich zu 2014 bis 2017 um 20 Prozent fallen. Wood Mackenzie berichtet, dass die Investitionen in Öl- und Gasprojekte um 100 Milliarden Dollar zurückgehen werden. Deshalb geht Setschin davon aus, dass sich das Gleichgewicht auf dem weltweiten Öl- und Gasmarkt wieder herstellen wird.
„Finanzblasen, Marktmanipulationen, Überregulierung und die regionalen Unterschiede führen zu derart grotesken Verzerrungen, dass man sich die Frage stellen muss, ob es überhaupt so etwas wie einen Öl-Markt gibt“, so Setschin. Der Anschein auf dem Markt von Käufern und Verkäufern, von Nachfrage und Angebot sei ein einziges „Affentheater“.