Deutschland

Berliner Flughafen: Neuer Korruptionsverdacht gegen Mitarbeiter

Am Berliner Flughafen soll es einen weiteren schwerwiegenden Fall von Bestechung geben. Ein Flughafenmitarbeiter soll Schmiergeld in Millionenhöhe von der Bau-Firma Imtech erhalten haben. Imtech-Manager haben seit Jahren falsche Millionenumsätze vorgegeben, um höhere Boni zu bekommen.
28.02.2015 02:17
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Am neuen Hauptstadtflughafen soll es einen weiteren schwerwiegenden Bestechungsfall gegeben haben. Ein Flughafenmitarbeiter soll 2012 Schmiergeld von der am Bau beteiligten Firma Imtech erhalten haben. Anders als im aufsehenerregenden Korruptionsfall um den früheren Technikchef Jochen Großmann ist aber keiner der Verdächtigen mehr auf seinem Posten.

Wie der Neuruppiner Oberstaatsanwalt Frank Winter am Donnerstag bestätigte, ermittelt die Anklagebehörde seit Dezember wegen des Verdachts der Bestechung und Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall gegen einen früheren Bereichsleiter des Flughafens und vier frühere leitende Mitarbeiter eines Auftragnehmers.

Der Energie- und Gebäudetechnik-Konzern Imtech mit Sitz in den Niederlanden war in den vergangenen Jahren durch erhebliche Unregelmäßigkeiten aufgefallen. So hatte die deutsche Tochter nach Konzernangaben über Jahre hinweg Umsätze ausgewiesen, die es gar nicht gab. Das führte zu höheren Boni für die Führungsetage.

Die vier Beschuldigten wurden im Zusammenhang mit dieser Affäre gefeuert, wie Imtech-Sprecher Ward Snijders sagte. Gegen sie sei seit 2013 intern ermittelt worden. Für die Anschuldigungen in Sachen Flughafen habe man in den Büchern aber keine Beweise gefunden.

Nach Recherchen der Zeitung geht es um eine Zahlung in Höhe von 60 Millionen Euro an Imtech und die Arbeitsgemeinschaft von Imtech und dem Gebäudetechnikanbieter Caverion. Sie sollen das Geld für Nachträge erhalten haben, bevor der Flughafen die entsprechenden Rechnungen geprüft hatte. Der zuständige Bereichsleiter am Flughafen soll dafür einen Millionenbetrag von Imtech bekommen haben.

Die Staatsanwaltschaft äußerte sich zu diesen Details nicht, sprach am Donnerstag aber von „einem größeren Geldbetrag“. Winter betonte, dass es sich bisher nur um einen Verdacht handele. „Wir stehen am Anfang der Ermittlungen.“

Imtech und Caverion arbeiten seit Jahren an der Brandschutzanlage des Flughafens mit, die bislang nicht durchgängig funktionstüchtig ist. Der Flughafen hat nach Angaben seines Sprechers Ralf Kunkel alle ihm zugänglichen Unterlagen zu dem Fall der Staatsanwaltschaft übergeben. Der Beschuldigte war demnach einige Monate beschäftigt.

Der scheidende Flughafenchef Hartmut Mehdorn wusste zum Zeitpunkt seines Amtsantritts im März 2013 nach eigener Darstellung nichts von den Ermittlungen wegen Korruption. „Da gab es immer anonyme Hinweise“, sagte er am Donnerstag in der RBB-Abendschau. Das Unternehmen Imtech habe sich aber mittlerweile völlig erneuert und ein neues Management.

Zweifel an dem geplanten Eröffnungstermin des Airports im Jahr 2017 wies Mehdorn energisch zurück. „Der kippt nicht.“ Im Frühjahr 2016 werde das Milliardenprojekt in Schönefeld baulich fertig. „Wir kennen jetzt jeden Winkel auf diesem Flughafen.“ Er überlasse seinem Nachfolger eine geordnete Baustelle und ein geordnetes Unternehmen.

Unterdessen wurde bekannt, dass Mehdorns designierter Nachfolger Karsten Mühlenfeld Mitte März sein Amt als neuer Flughafenchef antreten wird. Der Zughersteller Bombardier Transportation und Mühlenfeld hätten sich darauf geeinigt, dass der Manager zum 16. März wechseln kann, sagte Bombardier-Sprecher Immo von Fallois am Donnerstag der DPA.

Der amtierende Aufsichtsratsvorsitzende der Flughafengesellschaft, Rainer Bretschneider, bestätigte das und dankte Bombardier dafür, Mühlenfeld so schnell aus seinem Vertrag gelassen zu haben. Dieser hatte erst Anfang Februar in dem Unternehmen eine neue Stelle als Entwicklungschef für Zentral- und Osteuropa angetreten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...