Politik

Neuer US-Trend: Jugendliche wollen nicht mehr Auto fahren

Lesezeit: 2 min
22.04.2012 00:52
Die jungen Amerikaner haben immer weniger Geld in den Taschen. Daher wenden sie sich vom traditionellen Statussymbol Auto ab. Noch nie haben so wenige jungen US-Bürger den Führerschein gemacht. Die Kids setzen auf öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Die Zahl der jungen Amerikaner, die einen Führerschein machen und sich ein Auto kaufen, sinkt seit einigen Jahren. Galt früher ein eigenes Auto als Statussymbol, wird heute nicht mehr benötigt, scheint es. In einigen Bundesstaaten darf man bereits mit 14 eine Art Lernführerschein erwerben. Doch der Anteil der 14 bis 34-jährigen Amerikaner ohne Führerschein stieg im Jahr 2010 auf 26 Prozent, heißt es in den neuesten Daten der amerikanischen Highway Verwaltung. Diese beruhen auf einer aktuellen Studie der Frontier Group und des US PIRG Education Fund. Zehn Jahre zuvor waren es noch nur 21 Prozent. Eine Studie der University of Michigan weist in die gleiche Richtung: Machten 1983 Personen unter 30 Jahren noch ein Drittel aller lizenzierten Fahrer in den USA aus, sind es derzeit nur mehr 22 Prozent.

Die Autoindustrie stellt dies vor neue Herausforderungen. Es ist nicht klar, ob es sich um einen kurzweiligen Trend handelt oder um einen generellen Gesinnungswandel unter den jungen Amerikanern. Sie leben meist länger als früher bei ihren Eltern, nutzen dann deren Autos und ziehen häufig in große Städte. Genau dorthin, wo Autos aufgrund der guten Infrastruktur der öffentlichen Verkehrsmittel eher Luxus sind und keinesfalls notwendig.

Die jungen Amerikaner leiden, wie auch viele ältere US-Bürger, unter der wirtschaftlichen Situation des Landes. Sie verlieren ihren Arbeitsplatz, finden erst gar keinen oder sind mit einer Reduzierung der Arbeitsstunden konfrontiert. Aber das allein reicht nicht. „Auch unter den jungen Menschen, die Arbeitsplätze gefunden haben, sank beispielsweise die Menge der Meilen, die sie pro Jahr fuhren“, berichtet Tony Dutzik, Analyst und Mitautor der Frontier-Group-Studie, der FT. So zeigte sich in der Studie beispielsweise auch, dass junge Menschen mit einem Einkommen über 70.000 Dollar ihre Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und Fahrrädern in der Zeit zwischen 2001 und 2009 verdoppelt haben.

Zu der wirtschaftlichen Situation vieler junger Amerikaner kommt auch die Nutzung des Internets und im speziellen die Bedeutung von Social Media wie Facebook oder Google+ hinzu . „Mit dem Aufkommen von Social Media machen die Menschen nicht mehr so viel von Angesicht zu Angesicht, so dass sie Autos nicht so dringend brauchen“, schätzt Jeremy Anwyl, stellvertretender Vorsitzender der Auto-Research-Webseite Edmunds.com. Aber wie bringt man die jungen Menschen wieder dazu, Autos zu kaufen, wenn sie sich dafür nicht mehr so stark interessieren wie noch ihre Eltern? Zumal sie, so Jeremy Anwyl, fast schon, eine natürliche Abneigung offene Werbung und Verkaufsgespräche entwickelt haben.

Einige Autohersteller setzen auf gezieltes Online-Marketing, um die jungen Menschen dort abzuholen, wo sie sich die meiste Zeit aufhalten. Aber auch die bewusste Hervorhebung interaktiver Technologie, die zur Ausstattung des Autos gehört, nimmt stärker zu. Ford kündigte beispielsweise vergangene Woche an, zusammen mit Yahoo eine Reality-TV-Serie zu produzieren, die nur im Internet zu sehen sein wird. Mit dieser Serie soll die neue Elektro-Version des Ford Focus indirekt beworben werden. Ford zufolge seien die Werbekosten dadurch auch nur ein Bruchteil dessen, was sie für eine übliche Werbekampagne ausgeben würden. Und es ist, so John Felice, Geschäftsführer im Vertrieb der beiden Marken Ford und Lincoln Brands, „eine sehr zielgerichtete und bewusst gewählte“ Werbung, die in einem „viel effizienterem Weg“ die Zielgruppe erreichen wird.


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...