Im Rahmen des 1,1 Billionen Euro schweren QE-Programms will die EZB monatlich Anleihen im Wert von 60 Milliarden Euro aufkaufen. Die nationalen Banken der Euro-Zone dürfen nur heimische Anleihen kaufen. Das schließt Anleihen mit Negativ-Renditen ein. Die EZB darf hingegen übergreifend Anleihen kaufen. Das Programm soll bis September 2016 laufen.
Der Leiter der Kapitalmarkt-Analyseabteilung der Baader Bank, Robert Halver, sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Ich glaube, dass das QE-Programm der EZB scheitern wird. Die Notenbanken in der Euro-Zone werden sich auf den Aufkauf von Unternehmens- und Bankenanleihen konzentrieren müssen. Denn diese wollen die Banken loswerden, nicht die gute Qualität von Staatspapieren. Erst wenn die Banken ihre Altlasten aus der Hypothekenkrise abgeben können wie einen alten Mantel in die Kleidersammlung, werden sie sich großflächig für neue Kreditausleihungen interessieren.“
„Das Anleihen-Kaufprogramm wird die Probleme in Europa verschlimmern (…) Durch die Senkung der Zinssätze für Staatsanleihen wird die EZB den Reformdruck auf die EU-Mitgliedstaaten mindern. Zur gleichen Zeit wird die Geldflut die Gefahr der Entstehung von Blasen erhöhen“, zitiert die New York Times den Direktor des Zentrums für Europäische Politik in Freiburg, Lüder Gerken. In der Eurozone befinden sich etwa Bonds im Umfang von sechs Billionen Euro im Umlauf. Zentralbanken, Versicherer, Banken und sonstige Vermögens-Fonds halten davon etwa 83 Prozent.
Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) ist der Ansicht, dass der öffentliche Schuldenstand nicht mehr als eine risikofreie Anlage für die Banken gelten kann. „Wenn Kredite an Staaten einem Ausfallrisiko unterliegen, müssen internationale Regulierungsbehörden in Erwägung ziehen, die bestehenden Rechtsvorschriften zu verändern“, zitiert Bloomberg die ESRB aus einem Bericht.
Die aktuellen Regeln bei der Kreditvergabe an Staaten seien nicht im Einklang mit dem konzeptionellen Ansatz, das die Regulierung bestimme. Mario Draghi, der sowohl der ESRB- als auch EZB-Chef ist, drängt nach fünfjährigen Turbulenzen auf den Staatsanleihenmärkten auf eine Überprüfung der Rechtsvorschriften. Er fordert ein Frühwarnsystem für die Finanzmärkte. Dieses soll Risiken im Finanzsystem erkennen, bevor sie zu Krisen werden.
Bislang müssen Banken für ihr Engagement in Staatsanleihen kaum oder gar kein Kapital vorrätig halten, weil die Titel als risikofrei bewertet werden. In der Euro-Schuldenkrise hat sich diese Sicht aber inzwischen gewandelt, nachdem mehrere Länder wie etwa Griechenland mittlerweile auf milliardenschwere Hilfen der EU-Partner angewiesen sind. Die Bonitätseinstufungen für entsprechende Anleihen sind zudem teilweise in den Ramsch-Bereich abgesunken. Auch der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, in dem die wirtschaftlich wichtigsten Länder der Welt vertreten sind, hatte im Januar eine Überprüfung der bestehenden Regularien angekündigt.