Deutschland

Die EZB feiert: Panzer, Stacheldraht, keine Presse

Lesezeit: 1 min
18.03.2015 01:34
Die Europäische Zentralbank (EZB) eröffnet am Mittwoch ihr neues Bürogebäude in Frankfurt. Die Polizei schützt die intime Veranstaltung wegen der zu erwartenden Proteste von Blockupy mit einem gigantischen Polizeiaufgebot. Das martialische Gepränge sagt einiges über das Verhältnis der neuen, feudalen Institutionen zu der Gesellschaft, die sie finanzieren muss.
Die EZB feiert: Panzer, Stacheldraht, keine Presse

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Eröffnung des neuen, vom Steuerzahler bezahlten Büroturm der EZB, wird von einem Kulturprogramm begleitet, das einiges über die gesellschaftliche Verankerung dieser Institution aussagt: Bereits seit Montag gleicht der Bereich um das Gebäude einer Festung. Ein Leserin kommentiert in der nicht gerade als Revolutionsblatt bekannten FAZ:

„Wer seit Montag im Osten der Stadt unterwegs war, muss glauben die Hunnen stünden vor den Toren der Stadt. Absperrungen wohin man schaut, Kolonnen von Polizeitransportern, Wasserwerfer, schweres Räumgerät und Radpanzer (!). Seit zwei Tagen Verkehrschaos ohne Ende, bis auf die A3 und darüber hinaus ... das Wort Unverhältnismässigkeit hat selten besser gepasst. Der Zweck des Ganzen? Einschüchtern, Unbehagen erzeugen und Angst schüren.“

Die Veranstalter, das Bündnis Blockupy, sieht das ähnlich:

„Die Stadt Frankfurt glänzte seit langem mit Totalverweigerung und die Polizei erweckt den Eindruck den Blockupy-Protest missbrauchen zu wollen, um für den Ausnahmezustand zu trainieren. Um die Panikmache zu unterstreichen fährt die Polizei alles auf: Sperrzone, Gefahrengebiet, Wasserwerfer, Flugzeuge, Hubschrauber und ca. 8000 Cops.“

Die FAZ kritisiert den Ausschluss der Presse. Die lokalen Zeitungen dürfen nicht zu der kleinen, intimen Feier, als Redner werden neben EZB-Präsident Mario Draghi der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) und Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) auftreten werden:

„Nun hat die Europäische Zentralbank verfügt, dass zu ihrer Eröffnungsfeier übermorgen der Hessische Rundfunk und Berichterstatter von Nachrichtenagenturen zugelassen werden, nicht aber Zeitungsjournalisten. Ja und? Kann die EZB wie jeder Gastgeber nicht frei entscheiden, wen sie einlädt? Kann sie nicht, denn die EZB ist keine Diskothek, sondern ein öffentlicher Akteur. Das Zeitungsembargo wirft die Frage auf, ob hier gegen das Gleichbehandlungsgebot verstoßen wird.“

Der Journalist Roland Tichy hält die Proteste von Blockupy für zu diffus: Eigentlich müssten die Demonstranten gegen die Regierungen demonstrieren, als deren Erfüllungsgehilfe die EZB agiert. In diesem Zusammenhang zerstöre die EZB das Geldwesen, weshalb Tichy in einem interessanten Video am Ende doch mit dem Gedanken spielt, an der Demo teilzunehmen (Video am Anfang des Artikels).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...