Politik

US-Notenbank nähert sich der ersten Zins-Erhöhung

Die Präsidentin der US Notenbank Federal Reserve, Janet Yellen, hat Signale ausgesendet, dass es im Juni zur ersten Zinserhöhung seit neun Jahren kommen könnte. Doch dürfte die Erhöhung wegen des starken Dollars geringer ausfallen als bisher angenommen.
19.03.2015 00:55
Lesezeit: 2 min

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bewegt sich weiter auf ihre erste Leitzinserhöhung seit rund neun Jahren zu. Sie strich in ihrer geldpolitischen Mitteilung am Mittwoch den bisher genutzten Passus, bei der geplanten Normalisierung der Geldpolitik «geduldig» zu sein. Man wolle nicht ausschließen, dass eine Anhebung in einer der nächsten Sitzungen möglich sei, sagte Fed-Chefin Janet Yellen.

Allerdings sei es wegen der niedrigen Inflation und einer leicht abgekühlten Konjunktur unwahrscheinlich, dass der Leitzins schon bei ihrem nächsten Treffen im April angehoben werde, teilten die Notenbanker in Washington mit. Damit dürfte er mindestens bis zum Juni auf dem Allzeit-Tief zwischen null und 0,25 Prozent bleiben, wo er seit der schweren Finanzkrise 2008 liegt.

Analysten rechneten schon lange mit einer Zinserhöhung Mitte dieses Jahres. Manche halten aber auch einen späteren Zeitpunkt für möglich. Im Gegensatz zu den meisten anderen mächtigen Notenbanken hat die Fed die Märkte bereits auf eine Zinswende nach oben eingestimmt.

Allerdings dürfte die Erhöhung geringer ausfallen als erwartet. Laura Rosner von der BNP Paribas, sagte der FT, dass die starke Währung zu einer vorsichtigeren Beurteilung der Lage bei der Fed geführt habe.

Der sogenannte Offenmarktausschuss der Fed äußerte sich nach einer zweitägigen Sitzung in der schriftlichen Mitteilung betont vorsichtig. Die Streichung des Wortes «Geduld» bedeute nicht, dass eine Entscheidung über den Zeitpunkt einer Zinserhöhung gefallen sei, sagte Yellen. Es «bedeutet nicht, dass wir ungeduldig sein werden».

Zuvor müsse sich der US-Arbeitsmarkt weiter erholen und Zuversicht bestehen, dass die Inflationsrate sich dem Fed-Zielwert von 2,0 Prozent annähere. Zwar liege die Erwerbslosenquote mit 5,5 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit fast sieben Jahren und dürfte weiter fallen. Aber das Lohnwachstum sei noch nicht befriedigend. Und die Inflationsrate lag zuletzt sogar nur bei minus 0,1 Prozent. Der starke Dollar dürfte sie noch länger drücken, meinte Yellen.

Die Fed senkte ihren Wachstumsausblick für dieses Jahr und für die kommenden Jahre leicht. Statt mit 2,6 bis 3,0 Prozent rechnet sie nur noch mit 2,3 bis 2,7 Prozent Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt 2015. Ähnliche Werte sieht sie für 2016 und 2017.

Hinsichtlich der Entwicklung der Verbraucherpreise geht die Zentralbank von Inflationsraten zwischen 0,6 und 0,8 Prozent für das laufende Jahr aus. Erst 2017 solle die Teuerung wieder die Zielmarke von 2,0 Prozent erreichen.

Deutlich vorsichtiger als zuletzt gaben sich die Ausschussmitglieder in der Frage, wie sich der Leitzins entwickelt. Sie gehen im Schnitt davon aus, dass der Zins zum Jahresende bei 0,5 bis 0,75 Prozent liegen werde. Bis Ende 2016 steige er dann auf 1,75 bis 2,0 Prozent. Zuvor waren diese Werte deutlich höher eingeschätzt worden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.