Finanzen

Raiffeisen International mit Verlusten in Russland und der Ukraine

Die österreichische Raiffeisen International gerät wegen ihres Engagements in Osteuropa unter Druck. Nun will sich das Institut seine Engagements in Russland und der Ukraine reduzieren und hofft, die Verluste „verdauen“ zu können. Raiffeisen hofft auf die Europäische Entwicklungsbank EBRD als Retter.
23.03.2015 18:00
Lesezeit: 2 min

Die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) ist unter Druck: Der Aktienkurs hat sich in den vergangenen neun Monaten halbiert. Raiffeisen hofft auf Kapitaleinnahmen durch einen internationalen Verkaufsplan ihrer Assets – doch Analysten bezweifeln dies.

Weitere Bedenken gibt das RBI-Exposure in Russland und er Ukraine. Die Regulierungsbehörden verlangen ständig steigende Kapitalanforderungen. Doch der Mehrheitseigentümer der Raiffeisen ist eine Genossenschaft, die weder mehr Geld in die Bank noch die Kontrolle über sie verlieren will.

„Wir glauben noch immer an den mittel- und osteuropäischen Markt. Auf der anderen Seite müssen wir etwas für unser Risikoprofil tun und auf die makroökonomischen und geopolitischen Änderungen reagieren“, zitiert die FT den RBI-Vorstandsvorsitzenden Karl Sevelda.

Daher soll das Exposure in Slowakei und in Polen beendet werden. Zudem will sich die RBI ihre Engagements in Russland und der Ukraine zurückfahren, wo sie unter ihren Erwartungen bleibt. Sevelda meint, dass sogar der Verlust aller russischen und ukrainischen RBI-Vermögenswerte „zu verdauen“ sei.

JPMorgan kommt zu dem Schluss, dass die RBI zwar „in die richtige Richtung geht, drohende Risiken aber bleiben“ – insbesondere in Russland und der Ukraine.

Konkret will die Raiffeisen Bank International die Entwicklungsbank EBRD als Investor für ihre ukrainische Tochter gewinnen. „Wir können uns eine enge Kooperation mit der Osteuropabank EBRD vorstellen“, sagte Sevelda am Mittwoch dem Handelsblatt. Auf die Frage, ob er sich noch weitere Co-Investoren vorstellen könne, sagte Sevelda: „Zurzeit gibt es nur Gespräche mit der EBRD“. Weitere Details nannte er nicht.

Die RBI will ihr Ukraine-Geschäft bereits seit längerem reduzieren, musste den Plan aber mit Ausbruch der Krise auf Eis legen. „Ohne tiefgreifende Reformen wird es für eine Bank, die nach westlichen Standards arbeitet, sehr schwierig sein, in einem Land wie der Ukraine auf Dauer zu sein“, sagte Sevelda. „Es hat ja einen Grund, weshalb wir in der Ukraine verkaufen wollten.“

In Russland erwarte die Bank angesichts der mauen Wirtschaftsentwicklung steigende Wertberichtigungen, bekräftigte Sevelda. „Selbst bei einer Verdreifachung der Wertberichtigungen würden wir in Russland noch immer ein positives Ergebnis erzielen.“ Die RBI werde die Bankgeschäfte mit zyklischen Industrien in Russland zurückfahren und prüfe auch eine Verkleinerung des Filialnetzes.

Wann das Institut wieder Dividenden ausschütten könnte, ließ Sevelda offen. „Ich will mich da nicht festlegen. Wir haben ein Ziel definiert, dass wir zwölf Prozent Kernkapitalquote erreichen wollen. Und bis zu diesem Zeitpunkt wird sich unsere Dividendenpolitik primär an diesem Ziel ausrichten.“

Österreich befindet sich in einer veritablen Finanzkrise. Zuerst gab es das Desaster um die Hypo Alpe Adria. Dann fielen die Volksbanken im Herbst 2014 durch den Banken-Stresstest, das Spitzeninstitut ÖVAG muss bis Juni in eine Bad Bank umgewandelt werden.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.