Politik

Polen: EU finanziert Umbau des ehemaligen CIA-Flughafens

EU-Gelder in Höhe von 30 Millionen Euro flossen in den polnischen Flughafen Szymany. Bisher wurde dieser neben geheimen Flügen der CIA im Jahr 2002 und 2003 kaum genutzt. Die Betreiber rechnen nach dem Umbau mit einer Million Passagiere jährlich, aber erst nach 2035. Szymany könnte ein weiterer mit EU-Geldern finanzierter Geisterflughafen in Polen werden.
31.03.2015 00:14
Lesezeit: 1 min

Insgesamt wurden 48,5 Millionen Euro in den Flughafen im Nordosten Polens investiert. Damit soll der ehemalige Militärflughafen zu einem internationalen Verkehrsflughafen ausgebaut werden. Mit 30 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung haben die europäischen Steuerzahler den größten Anteil an dem Umbau bezahlt. Doch der Flughafen wurde bisher nicht nur von Verkehrsflugzeugen in Anspruch genommen. Zwischen 2002 und 2003 nutzte die CIA den Flughafen. Die Maschinen der CIA, die hier landeten, hatten so genannte Terrorverdächtige an Bord. Von hier sollen sie in ein Lager zur Folter gebracht worden sein. Die polnische Regierung verneinte stets eine Zusammenarbeit mit den USA in diesen Fragen. Dennoch gab der  Europäische Gerichtshof für Menschenrechte  im Sommer vergangenen Jahres Polen die Mitverantwortung für die Inhaftierung von zwei Terrorverdächtigen in geheimen CIA-Gefängnissen.

Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten am Flughafen abgeschlossen werden. Der Flughafen an sich könnte ein finanzielles Fiasko für die EU werden. Die Betreiber rechnen mit 100.000 Passagieren im ersten Jahr und mehr als einer Millionen jährlich nach dem Jahr 2035. Ob diese Zahlen tatsächlich erreicht werden können, ist fraglich. 2005 gab es neben 150 Inlandsflügen nur einen Start und eine Landung eines internationalen Fluges. Theoretisch müssten aber mindestens eine Million Menschen jedes Jahr den Flughafen nutzen, damit keine roten Zahlen geschrieben werden. „Das ist unmöglich“, zitiert der EUObserver die ehemalige Direktorin des Flughafens, Mariola Przewlocka.

Über die genaue Verwendung der 30 Millionen Euro für den Flughafen hat Brüssel keine Informationen, heißt es. Dem EU-Observer zufolge sei der Betrag zu klein, um eine direkte Einsicht in die Lage zu haben. Die Kontrolle obliege den lokalen Behörden.  Insgesamt erhielt Polen zwischen 2007 und 2013 EU-Gelder in Höhe von 615 Millionen Euro – mehr als jedes andere Mitgliedsland. Allein 245 Millionen Euro davon flossen in drei andere Geisterflughäfen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...