Der britisch-niederländische Öl- und Gaskonzern Shell will den britischen Gasförderer BG Group übernehmen. 47 Milliarden Pfund (64 Milliarden Euro) in bar und in Aktien will Shell auf den Tisch legen, wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Shell kündigte außerdem ein Aktienrückkaufprogramm über mindestens 25 Milliarden US-Dollar (23 Milliarden Euro) zwischen 2017 und 2020 an. Damit wäre der Mega-Deal eine der größten Übernahmen in diesem Jahr.
Shell will durch die Fusion zum führenden Anbieter von Flüssiggas aufsteigen und verspricht sich den Angaben vom Mittwoch zufolge zudem bessere Geschäfte in Australien und Brasilien. Es ist die erste Großfusion in der Öl- und Gas-Branche seit mehr als zehn Jahren. Energiekonzerne weltweit seit unter Druck, weil sich die Rohölpreise seit dem Sommer halbiert haben. Grund dafür sind der Schiefergasboom in den USA sowie die hohen Öl-Fördermengen, für die es angesichts der schwächelnden Weltwirtschaft nicht genügend Abnehmer gibt. Die britisch-niederländische Shell begründete den BG-Kauf denn auch mit erwarteten Einsparungen: Pro Jahr soll es Synergien von rund 3,4 Milliarden Euro vor Steuern bringen.
Für Shell wäre es der größte Zukauf seit der 41,7 Milliarden Pfund schweren Fusion des niederländischen und des britischen Zweiges. Mit der Übernahme würden der größte und der drittgrößte Gasproduzent Großbritanniens zusammengehen.
BG hatte im vierten Quartal fünf Milliarden US-Dollar abschreiben müssen, so viel wie noch nie. Das lag vor allem daran, dass Vermögensgegenstände in Australien wegen des Verfalls der Rohstoffpreise deutlich an Wert verloren hatten. Bei BG hatte vor zwei Monaten Helge Lund den Chefsessel erklommen. Er war zuvor in gleicher Position beim norwegischen Ölkonzern Statoil tätig.
BG wurde vor der Fusionsankündigung mit umgerechnet rund 42,5 Milliarden Euro bewertet, Shell bringt es auf 186,5 Milliarden Euro. Ein Zusammenschluss würde den Abstand von Shell zum Führenden ExxonMobil verringern, der mit gut 330 Milliarden Euro bewertet wird.