Politik

Zwischenfall bei EZB-Pressekonferenz: Demonstrantin stürmt auf Mario Draghi los

Bei der EZB-Pressekonferenz ist eine Demonstrantin auf Mario Draghi losgegangen. Die Frau sprang auf den Tisch von Draghi und schrie "ECB Dictatorship". Draghi setzte die Pressekonferenz nach einer kurzen Unterbrechung unbeeindruckt fort: Die Zinsen bleiben so niedrig wie nie zuvor.
15.04.2015 14:45
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bei der EZB-Pressekonferenz ist eine Demonstrantin auf Mario Draghi losgegangen. Die PK wurde unterbrochen. Eine Demonstrantin sprang auf den Tisch von Mario Draghi, attackierte ihn mit den Fäusten, warf seine vorbereiteten Papier durcheinander und rief "End the ECB Dictatorship". Erst nach einer Weile konnte die Frau von den Sicherheitskräften entfernt werden. Die dpa behauptet, dass es Gerüchte gäbe, dass die Frau zur Femen-Gruppe gehöre. Belege dafür gibt es nicht. Femen-Proteste erfolgen in der Regeln barbusig, während die Frau in der EZB in voll bekleidetem Zustand agierte.

Nach einer kurzen Pause hat die EZB ihre Pressekonferenz wieder begonnen, Mario Draghi beantwortete die Fragen der Journalisten, als wäre nichts geschehen. Er sagte, dass man die Pressekonferenz um zehn Minuten verlängern werde, um die Zeit wettzumachen, die man bei der Unterbrechung verloren habe. Am Ende der Pressekonferenz applaudierten einige der anwesenden Journalisten Mario Draghi, der sich daraufhin bedankte und sagte: "Danke, dieser Applaus von Ihnen ist sehr tröstlich."

Zuvor hatte die beschlossen, den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent zu halten. Zugleich verlangen die Währungshüter von den Geldinstituten aber weiterhin einen Strafzins von 0,2 Prozent, wenn diese Geld über Nacht bei der EZB parken.

Die Währungshüter um EZB-Präsident Mario Draghi versuchen die Konjunktur auch mit ihrem gewaltigen Kaufprogramm anzuschieben, das seit 9. März läuft: Monatlich 60 Milliarden Euro sollen vor allem in Staatsanleihen investiert werden, insgesamt 1,1 Billionen Euro bis September 2016. Bis zum 10. April erwarb die EZB im Rahmen dieses Programms Staatsanleihen im Gesamtvolumen von rund 61,7 Milliarden Euro und bleibt damit leicht unter den selbst gesteckten Zielen.

Auf der Pressekonferenz sagte Draghi, dass er nicht besorgt sei, dass es im Bond-Markt zu einem Crash kommen könne, wie dies zuletzt die Fed befürchtet hatte. Allerdings werde die Geldschwemme der EZB nur dann funktionieren, wenn die Staaten der Euro-Zone "strukturelle Reformen" durchführten. Das Wachstum sei notwendig, weil die europäische Bevölkerung schnell altere und die Arbeitslosigkeit in einigen Ländern schon vor der Finanzkrise zu hoch gewesen sei. Draghi sagte, solche Reformen müssten gleichmäßig unter den Arbeitnehmern aufgeteilt werden: Während junge Arbeitnehmer schneller gefeuert werden können und daher bei Ausbruch der Finanz-Krise als erste ihre Jobs verloren hätten, gäbe es bei den älteren Arbeitnehmern keine Flexibilität. Dies müsse sich ändern, um den jungen Arbeitnehmern wieder eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu bieten.

Mittlerweile ist auch die Identität der jungen Frau bekannt: Es handelt sich offenbar um eine junge Deutsche, die sich Josephine Witt nennt. Witt wurde im Dezember 2013 bekannt, als sie als Femen-Aktivistin die Weihnachtsmesse in Kölner Dom störte, indem sie halbnackt auf den Altar sprang.

Mittlerweile soll sie nicht mehr zu dem Femen-Netzwerk gehören, sondern eine unabhängige Aktivistin sein, wie der Telegraph schreibt.

Witt twitterte auch über das „Confettigate“:

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

DWN
Politik
Politik Neue Regierung: Üppige Übergangsgelder für Ex-Minister - AfD und Steuerzahlerbund fordern Reform
01.05.2025

Dauerversorgung auf Kosten der Steuerzahler: Bisher bekommen Minister und Kanzler nach ihrem Ausscheiden bis zu 2 Jahren staatliche...

DWN
Politik
Politik Trump gegen die Welt: Warum Streit mit Verbündeten das China-Problem nur verschärft
01.05.2025

Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben zweifellos dem internationalen Ruf der USA auf den Finanzmärkten geschadet und das...

DWN
Technologie
Technologie PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch
01.05.2025

Während viele Volkswirtschaften unter dem Druck multipler Krisen taumeln – Energiepreise, geopolitische Spannungen, ein fragiles...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Politik schwächt den Dollar – Rogoff sieht Machtverschiebung zugunsten Europas
01.05.2025

Kenneth Rogoff sieht in Trumps Politik den Katalysator für das Ende des Dollar-Zeitalters. Europa steht vor der historischen...

DWN
Finanzen
Finanzen JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen
01.05.2025

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.

DWN
Panorama
Panorama Jung oder KI: Zwei Wege zur Lösung des Lkw-Fahrermangels
01.05.2025

Angesichts des anhaltenden Fahrermangels setzt die EU auf die Senkung der Altersgrenze für Lkw-Führerscheine, während die USA auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.

DWN
Finanzen
Finanzen Versteckte Risiken: Wie die Rentenversprechen zur Illusion werden
01.05.2025

Vorsorge mit Risiko: Warum viele Pensionslösungen nur scheinbar sicher sind – und wie mangelnde Transparenz zum größten Feind der...