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Monsanto fordert von WHO Rücknahme einer kritischen Roundup-Studie

Die Internationale Agentur für Krebsforschung der WHO stuft in einer Studie Glyphosat als krebserregend ein. Der Monsanto-Cheflobbyist Philip Miller kritisiert die WHO-Forscher scharf und widerspricht: Glyphosat sei weder giftig noch krebserregend. Monsanto verlangt, dass die WHO ihre kritische Studie zurückzieht.
22.04.2015 00:17
Lesezeit: 1 min

Der US-Agrarkonzern hat einen Bericht der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) zurückgewiesen, wonach das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat krebserregend sein soll. Zu diesem Ergebnis war eine IARC-Forschergruppe aus Lyon gekommen. „Wir hinterfragen die Qualität der Bewertung (…) Die WHO hat etwa zu erklären“, zitiert Reuters den Vize-Präsidenten der Monsanto-Abteilung Global Regulatory Affairs, Philip Miller. Der Monsanto-Funktionär will ein Treffen mit Vertretern der WHO und der IARC und fordert die Rücknahme der Studie. Monsanto habe der IARC wissenschaftliche Daten zur Verfügung gestellt, die die Sicherheit von Glyphosat belegen würden, so Miller. Doch die IARC hätte dies ignoriert. Folglich sei das Ergebnis für die Monsanto-Marke Roundup schlecht ausgefallen.

Zuvor sagte der Cheflobbyist Miller, man könne sich nicht erklären , wie sie WHO zu einer „derart dramatischen” Abweichung von allen bisherigen „regulatorischen Schlussfolgerungen“ habe kommen können. Er bezieht sich offenbar auf eine deutsche Studie für die EU, die erst im Vorjahr Roundup die volle Unbedenklichkeit bescheinigt hatte. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sah 2014 zunächst „keine Hinweise auf krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat“. Doch in einer Mitteilung vom 2. April meldet das BfR, dass der „Bericht der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) im Verfahren zu berücksichtigen“ sei. Das BfR wörtlich: „Das BfR sieht es als nicht zielführend an, wenn es als Verfasser des Bewertungsberichts zu Glyphosat die IARC Monographie kommentiert. Hieran sollten vielmehr alle EU-Mitgliedsstaaten beteiligt werden“.

Der Bundestagsabgeordnete der Fraktion Die Grünen, Harald Ebner, kritisiert die Haltung des BfR scharf. In einer Mitteilung meldet er: „Um eine Prüfung das Krebsverdachts für das Allzweck-Ackergift will das BfR sich offenbar drücken. Das ist skandalös, verantwortungslos und steht im krassen Widerspruch zu den Ankündigungen des BfR und der Bundesregierung, man werde die Einstufung des WHO-Krebsforschungsinstituts IARC gründlich prüfen und sich intensiv um die zugrundeliegenden Studien bemühen“.

„Es gibt eine Reihe von unabhängigen, veröffentlichten Manuskripten, die eindeutig zeigen, dass Glyphosat (…) Krebs und Tumorwachstum fördert (…) Es sollte verboten werden“, so der Leiter des Labors für zelluläre Neurobiologie am Salk Institut für biologische Studien in La Jolla, Kalifornien.

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