Finanzen

US-Regierung treibt kleine europäische Bank ohne Vorwarnung in die Pleite

Die andorranische BPA steht vor der Pleite. Das US-Finanzministerium hatte der Bank Geldwäsche vorgeworfen und Ermittlungen aufgenommen. Hochrangige Manager der Bank wurden bereits festgenommen. Dabei gab es in den vergangenen Jahren keinen einzigen Hinweis auf illegale Finanztransaktionen. Die Eigentümer klagen, dass es keine einzige Vorwarnung gegeben habe, um auf die Vorwürfe reagieren zu können.
11.05.2015 00:47
Lesezeit: 2 min

Seit mehreren Jahren soll die andorranischen Bank-Haus Banca Privada d’Andorra (BPA) Geldwäsche in Milliardenhöhe betrieben haben, so der Vorwurf des US-Finanzministerium. Die BPA ist eines von fünf andorranischen Banken. Die Manager der Bank sollen über Scheinfirmen für angeblich kriminelle Kreise aus China, Russland und Venezuela operiert haben, berichtet die Financial Times. Dabei soll die BPA insbesondere Geldwäsche für den staatlichen venezolanischen Ölkonzerns PDVSA betrieben haben.

Das US-Ministerium gab der BPA keine Möglichkeit für einen Einspruch. Stattdessen wurden bereits im März der BPA-Geschäftsführer Joan Pau Miquel und ein weiterer Bank-Manager im Fürstentum Andorra von den örtlichen Behörden festgenommen. Die Mehrheitsaktionäre der BPA sind die Brüder Ramon und Higini Cierco Noguer.

Die Banco de Madrid, eine spanische Tochtergesellschaft der BPA, musste bereits Konkurs anmelden. Die Andorraner dürfen mittlerweile nur noch 2.500 Euro pro Woche von ihren BPA-Konten abheben. Es herrscht eine große Verunsicherung vor. „Ja, ich habe Angst. Das Geld auf dem Konto muss bis zum Ende des Monats reichen. Sie haben uns nicht informiert, sie haben uns nicht angerufen, gar nichts“, zitiert euronews einen BPA-Kunden.

Doch für die Entlastung der BPA sprechen zwei Dokumente, die von der spanischen Zeitung El Mundo veröffentlicht wurden. Bei den Jahresabschlussprüfungen der BPA 2012 und 2013 hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KMPG keine Unregelmäßigkeiten festgestellt. Beanstandungen fielen somit aus. Das zweite Dokument der andorranischen Behörde für Geldwäsche-Bekämpfung (UIF) besagt, dass die Geschäftstätigkeiten der BPA „unter allen Umständen“ mit den Vorgaben der Gesetze gegen Terrorfinanzierung und Geldwäsche harmoniert.

Anfang April hat das Parlament von Andorra ein Banken-Gesetz verabschiedet, welches auf der EU-Direktive beruht. Die verbleibenden vier andorranischen Banken müssen dem Gesetz zufolge jeweils 30 Millionen Euro in einen Fonds für Bankenrestrukturierung einzahlen.

Hinter den Operationen gegen internationale Finanzinstitutionen steckt das Financial Crimes Enforcement Network (FinCen), welches im US-Schatzamt angesiedelt ist. Das FinCen arbeitet mit einer Reihe von EU-Finanzbehörden zusammen und geht gegen Banken vor, denen sie Geldwäsche, illegale Finanztransaktionen, Steuerflucht oder Verstöße gegen US-Sanktionen vorwirft. Das FinCen erhält mehr als eine Million Berichte pro Jahr über potenziell verdächtige Geldbewegungen von Finanzinstituten, so Cohen. So hatte beispielsweise das US-Justizministerium im Juli 2014 eine neun Milliarden Dollar hohe Geldstrafe gegen die französische Bank BNP Paribas verhängt. Der Großbank wurde vorgeworfen, illegal Handel mit Kuba, Sudan und dem Iran betrieben zu haben. Alle drei Staaten stehen unter US-Sanktionen.

Die USA legitimieren die Maßnahmen gegen europäische und internationale Banken mit dem Artikel 311 des USA Patriot Acts. Derzeit ermittelt das FinCen gegen insgesamt 23 internationale Banken. Die Liste ist auf der offiziellen Webseite der Behörde einzusehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bahn: Sanierung des Schienennetzes dauert länger – die Folgen
05.07.2025

Die Pläne waren ehrgeizig – bis 2030 wollte die Bahn mit einer Dauerbaustelle das Schienennetz fit machen. Das Timing für die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt H&K-Aktie: Rüstungsboom lässt Aufträge bei Heckler & Koch explodieren
04.07.2025

Heckler & Koch blickt auf eine Vergangenheit voller Skandale – und auf eine glänzende Gegenwart und Zukunft. Der Traditionshersteller...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Aufwertung: Sind jetzt Firmengewinne in Gefahr?
04.07.2025

Der starke Euro wird für Europas Konzerne zur Falle: Umsätze schrumpfen, Margen brechen ein – besonders für Firmen mit US-Geschäft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Facebook greift auf Ihre Fotos zu – viele merken es nicht
04.07.2025

Eine neue Funktion erlaubt Facebook, alle Fotos vom Handy hochzuladen. Die meisten Nutzer merken nicht, was sie wirklich akzeptieren. Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Flat Capital-Aktie: Trotz Beteiligungen an OpenAI und SpaceX überbewertet?
04.07.2025

Flat Capital lockt mit Beteiligungen an OpenAI, SpaceX und Co. Doch die Risiken steigen, Insider warnen. Ist die Flat Capital-Aktie...